Böhmische Dörfer

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„Das sind für mich böhmische Dörfer!“ Der eine oder andere mag diese Redewendung von älteren Zeitgenossen schon gehört haben. Sie meint, dass man etwas nicht verstanden hat oder etwas unverständlich geblieben ist. Für jüngere Menschen muss man dann erklären, dass Böhmen ein Teil des heutigen Tschechien ist. Dort gab es schon früher Dörfer, deren Namen für Fremde völlig unverständlich waren. Auch die Sprache der Einheimischen erschloss sich dem Fremden nicht. Alles unverständlich in diesen böhmischen Dörfern. Da Spiel „Böhmische Dörfer“, das bei dlp-games erschienen ist, erklärt diesen Zusammenhang. Inhaltlich geht es dann aber nicht um Sprache, sondern um die Besiedlung dieser Dörfer.

Wie funktioniert es?
„Böhmische Dörfer“ ist grundsätzlich ein Worker-Placement Spiel. Jedem Spieler stehen mehrere Spielfiguren in seiner Farbe zur Verfügung. Diese Figuren sollte er möglichst effektiv auf unterschiedliche Gebäude in verschiedenen Dörfern einsetzen. Die Dörfer sind auf mehreren einzelnen Tableaus verteilt. Abhängig von der Zahl der Spieler variiert die Zahl der Dörfer, die zur Auswahl stehen. Je Dorf gibt es bis zu neun Gebäude. Manche Gebäude bringen im Laufe des Spiels einmalig oder wiederholt Geld ein. Manche Gebäude bringen erst am Ende des Spiels Geld. Auf welche Gebäude ein Spieler seine Figuren einsetzen kann, wird mit vier Würfeln entschieden. Ist ein Spieler am Zug, würfelt er alle Würfel. Dann bildet er aus zwei, drei oder allen vier Würfeln eine Summe. Ein einzelner Würfel kann nicht verwendet werden. Jedem Gebäudetyp in den verschiedenen Dörfern ist eine bestimmte Zahl zugeordnet. Mühlen haben zum Beispiel die Sechs, Gasthäuser die Neun, Kirchen die Elf. Mit der entsprechenden Würfelsumme setzt ein Spieler dann eine eigene Figur auf ein Gebäude. Verwendet er jeweils zwei Würfel, um eine Summe zu bilden, so kann er sogar zwei Figuren einsetzen. Je nach Gebäudetyp verbleibt die jeweilige Figur dann bis zum Ende des Spiels auf diesem Gebäude. Es gibt aber auch Gebäudearten, von denen die Figuren wieder zum Spieler zurückkommen. Wenn zum Beispiel alle Mühlen im Spiel besetzt sind, werden die dort eingesetzten Figuren an ihre Besitzer zurückgegeben. Dann erhält der Spieler entsprechend viel Geld. Diese Figuren können dann erneut eingesetzt werden. Es ist auch möglich, dass Figuren von Gebäuden verdrängt werden. Das kann geschehen, wenn ein anderer Spieler dort eine Figur einsetzt. Je nach Gebäudeart gelten hier unterschiedliche Bedingungen, ob und wann es erlaubt ist gegnerische Figuren zu verdrängen. Das Spiel endet, sobald ein Spieler zu Beginn seines Zuges keine Figur mehr zum Einsetzen hat. Dann gibt es noch eine Schlusswertung, bei der es noch einmal Geld für bestimmte Gebäude gibt. Wer jetzt das meiste Geld besitzt, hat gewonnen.

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Einschätzung
„Böhmische Dörfer“ ist ein schönes und solides Familienspiel, dem jedoch an der einen oder anderen Stelle noch ein wenig Feinschliff gut getan hätte. So geht bei einem Spiel mit vier oder fünf Spielern schon mal die Übersicht verloren, wer eigentlich welche Gebäuden besitzt. Für einige Gebäude gibt es Marker, die die Spieler vor sich ablegen können. Es wäre gut gewesen, wenn es diese Marker für alle Gebäude gegeben hätte. Zudem trägt die – zugegeben schöne – Grafik auch nicht dazu bei, dass es übersichtlicher wird. Da muss der ungeübte Spieler erst mal suchen. Hilfreich sind dafür die Übersichtstafeln mit den jeweiligen Gebäudefunktionen. Hier wäre es nur gut gewesen, wenn darauf auch zu sehen wäre, von welchen Gebäuden und unter welchen Bedingungen Figuren verdrängt werden dürfen. Das ist am Anfang nicht ganz so eingängig. Trotz dieser kleinen Kritikpunkte ist „Böhmische Dörfer“ aber ein Spiel, das mir ausgesprochen gut gefallen hat. Die Regeln sind schnell verinnerlicht, es spielt sich sehr intuitiv und auch flott. „Böhmische Dörfer“ ist ein Spiel, das auf Grund seiner eher geringen Spieldauer und der nicht sehr hohen Komplexität wirklich als Familienspiel geeignet ist. Bei uns wird es sicher immer wieder auf den Tisch kommen.

„Böhmische Dörfer“
Autor: Reiner Stockhausen
Verlag: dlp-games
Für 2 – 5 Spieler
Ab 8 Jahren
Dauer: 30 Minuten
Preis: ca. 25 Euro

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