Der Film „The Greatest Showman“ mit Hugh Jackman in der Hauptrolle ist 2017 in die Kinos gekommen. Der Film ist ein Biopic über Phineas Taylor Barnum. Barnum war im 19 Jahrhundert einer der schillerndsten Charaktere der USA. Er gilt als Erfinder der Begriffs Showman und des Showbusiness. Wie kaum ein andere verstand er sich aufs Marketing. Sein Geld verdiente er jedoch mit zweifelhaften Geschäftsmodellen, bei denen er unter anderem Menschen mit körperlichen Besonderheiten zur Schau stellte. Barnum erfand in späteren Jahren aber auch den modernen Zirkus wie wir ihn heute kennen. Im Jahr 1871 startete Barnum mit seinem Geschäftspartner William Coup den sogenannten Three Ring Circus. Dies ist ein Zirkus mit drei integrierten Manegen unter einer einzigen Zirkuskuppel, bei dem gleichzeitig in allen drei Manegen Artisten auftreten. Das Spiel „3 Ring Circus“ greift diese Zeit des Zirkus in den USA auf. Wir tingeln mit unserem Three Ring Circus von Ort zu Ort und versuchen den Menschen eine immer bessere Show zu bieten. Und P. T. Barnum ist ebenfalls mit seinem Zirkus unterwegs und kreuzt unsere Wege.
Wie funktioniert es?
Bei „3 Ring Circus“ sind wir im Nordosten der USA unterwegs. Wir reisen zwischen Boston, Chicago, Indianapolis, New York und Washington hin und her. Manchmal gastieren wir in Kleinstädten, manchmal in Großstädten und ab und an auch mal in einer der fünf Metropolen. Das passiert alles auf einem recht kleinen Spielplan. Abhängig von der Anzahl der Personen, die am Spiel teilnehmen werden Bereiche des Spielplans abgedeckt. Dann fallen Metropolen, Klein- und Großstädte weg und unsere Reiseroute wird kürzer.
Auf jede Metropole wird zufällig je eine Metropolen-Karte gelegt. Diese Karte zeigt an, welche Attraktionen die Menschen in dieser Stadt sehen wollen. Kann ich ihren Hauptwunsch nicht erfüllen, muss ich gar nicht anreisen.
In den zehn Großstädten sieht es da schon anders aus. Hier werde ich zwar für bestimmte Artisten in meinem Zirkus besonders belohnt, aber sie dabei zu haben ist keine Pflicht. Welche Artisten einen Bonus einbringen, das wird über Großstadt-Plättchen zufällig festgelegt. In den Kleinstädten gibt es keine besonderen Wünsche und auch keinen Bonus. Hier lässt sich aber das Geld verdienen, das ich benötige, um mich bei meiner Zirkusshow zu verbessern. Sind die Metropolen-Karten und Großstadt-Plättchen verteilt, wird noch der Zirkuswagen von P.T. Barnum nach Bosten gestellt. Dann suchen sich alle im Uhrzeigersinn noch eine Start-Metropole für ihren eigenen Zirkuswagen aus.
Am oberen Rand des Spielplans werden nun noch Karten platziert. Ein verdeckter Stapel mit Wertungskarten, die uns am Ende des Spiels für bestimmte erreichte Ziele Siegpunkte geben. Daneben kommt ein verdeckter Stapel mit Geldkarten. Die Geldkarten zeigen schwächere Attraktionen mit den Werten Eins bis Vier und Helfer mit dem Wert Fünf.
Die Attraktionen gibt es in vier Arten: Reiter, Haustiere, Clowns und Zauberer. Dann gibt es noch einen verdeckten Stapel mit Ticketkarten. Die Ticketkarten zeigen hochwertigere Attraktionen mit den Werten fünf bis 16. Hier gibt es drei Arten, die durch drei Farben (Gelb, Lila und Türkis) dargestellt werden. Dabei sind bestimmte Werte immer den gleichen Farben zugeordnet. Karten mit dem Wert 10 sind beispielsweise immer Gelb, mit dem Wert 13 immer Türkis. Fünf der Ticketkarten werden offen ausgelegt. An alle werden verdeckt vier Geldkarten und eine Ticketkarte, sowie eine Wertungskarte verteilt.
Ich erhalte, so wie alle anderen auch ein persönliches Tableau, auf dem ich Karten mit Attraktionen in drei Zeilen a fünf Spalten und drei Wertungskarten platzieren kann. Jede Zeile steht für eine Manege in meinem Zirkus. Außerdem nehme ich mir zwölft Zelte in der von mir gewählten Farbe und ein Podest, das ich auf der Podestleiste auf meinem Tableau auf das Feld eins stelle.
Die Person rechts von der Person, die das Spiel beginnt, erhält die Barnum-Tafel. Nun kann es los gehen.
Bin ich am Zug, habe ich zwei Möglichkeiten: Ich kann genau eine Karte mit einer Zirkusattraktion von meiner Hand auf mein Tableau legen. Das kostet mich in der Regel Geld. Das habe ich in Form der Geldkarten auf meiner Hand. Beim Platzieren einer Attraktion muss ich so viel bezahlen, wie es die Zahl oben links auf der Karte angibt.
Ich kann nur Geldkarten für das Bezahlen einer Karte verwenden aber keine Ticketkarten. Lege ich eine Attraktion auf mein Tableau, kann ich mir die Zeile frei aussuchen, nicht aber die Spalte. Ich muss die Karte in einer Zeile nämlich immer möglichst weit links platzieren. Dabei muss ich aber darauf achten, dass die Karten in nummerisch aufsteigender Reihenfolge liegen.
Wenn ich also eine Karte mit einem niedrigeren Wert in eine Zeile lege, werden alle Karten mit einem höheren Wert in dieser Zeile nach rechts verschoben. Spiele ich eine Karte, die eine kleineren Wert hat als eine Karte, die ich in dieser Zeile schon liegen habe, kostet mich die neue Karte nichts.
Spiele ich eine Karte mit dem höchsten Wert in eine Zeile, so zahle ich nur die Differenz zur Karte, die direkt davor liegt. Wenn ich eine Karte auf mein Tableau lege, decke ich damit meist auch ein Symbol ab.
Immer, wenn ein Symbol das erste Mal abgedeckt wird, wird sein Effekt ausgelöst. Bei dauerhaften Effekten des Symbols endet dieser Effekt, wenn das Symbol abgedeckt wird. Habe ich die erste, zweite und dritte Spalte gefüllt, kann ich eine Wertungskarte von meiner Hand auf mein Tableau legen.
Bei den letzten beiden Spalten bekomme ich Siegpunkte. Geldkarten mit dem Wert Fünf sind keine Attraktion. Sie kann ich nicht auf mein Tableau legen. Ich kann sie aber sehr wohl auch zum Bezahlen verwenden. Sie haben aber auch den Vorteil, dass sie Soforteffekte haben, wenn ich eine Vorführung gebe.
Und das ist die zweite Aktion, die ich in meinem Zug wählen kann. Anstatt eine neue Attraktion in meinen Zirkus zu bringen, kann ich eine Vorstellung geben. Um das zu tun, mache ich drei Schritte. Ich reise erstens mit meinem Zirkuswagen zu dem Ort, wo die Vorstellung stattfinden soll. Dazu zähle ich alle Reisesymbole auf meinem Tableau zusammen. Ich kann maximal so weit mit meinem Zirkus reisen. Beim Reisen werden Zelte übersprungen, wenn sie auf einer Kleinstadt stehen und zählen dann auch nicht mit. Bei Metropolen oder auch Großstädten können – im Gegensatz zu den Kleinstädten – auch mehrere Zirkusse stehen und auftreten. Immer, wenn ich eine Vorstellung gebe, stelle ich auch ein Zelt auf die entsprechende Stadt. In den Kleinstädten bekomme ich Geldkarten für jedes Geldsymbol, dass auf meinem Tableau sichtbar ist, für die Kleinstadt, wo ich bin und für jede benachbarte Kleinstadt, die noch kein Zelt hat. Was ich thematisch sehr logisch finde.
In Großstädten kommt es auf die Anzahl der Podeste an, die ich auf meinem Tableau sehen kann. Festgehalten wird das auf der Podestleiste auf meinem Tableau, so dass man nicht immer von neuem zählen muss. Wichtig ist, diese Leiste aktuell zu halten und immer gleich anzupassen. Für eine bestimmte Art von Attraktion (Reiter, Haustiere, Clowns und Zauberer ) gibt es einen Bonus an Podesten, wenn ich diese Art irgendwo auf meinem Tableau habe. Abhängig von der Zahl der Podeste kann ich entsprechend viele Ticketkarten ziehen oder auch Siegpunkte einstreichen. Zu Beginn des Spiels mache ich eher ersteres, später dann gehe ich auf die Punkte. Wobei ich darauf achten muss, dass es am Ende meines Zuges ein Handkartenlimit von zehn Karten zu beachten gilt. In den Metropolen interessiert es, welche Attraktionen ich in meinem Zirkus in einer Zeile und in einer bestimmten Reihenfolge habe.
Drei Attraktionen werden auf den Metropolkarten gezeigt. Die mittlere dieser Attraktionen muss ich auf jeden Fall exakt erfüllen und bekomme dafür entsprechend Punkte. Es ist also eine konkrete Karte (zum Beispiel die 11), die ich hier benötige. Nicht etwa nur, die richtige Art oder Farbe von Karte. Die beiden anderen Attraktionen müssen davor und danach in der Zeile liegen. Hier ist die Nummer egal, es muss nur die passende Farbe sein. Diese beiden Karten sind ein Bonus an Punkten, den ich gerne mitnehme.
Nach jeder Vorstellung wird der Zirkuswagen von P.T. Barnum einen Schritt weiterbewegt. Erreicht er so eine Metropole, wird in der Metropolregion eine Wertung durchgeführt, bei der es um die Mehrheiten an Zelten in dieser Region geht. Hat der Wagen von P.T. Barnum wieder die Metropole erreicht, von der aus er gestartet ist, endet das Spiel. Nun findet noch eine Endwertung statt, in der die Wertungskarten und eventuelle Siegpunkte auf Attraktionskarten gewertet werden.
Einschätzung
„3 Ring Circus“ ist eine echte Herausforderung. Das ist aber nicht immer positiv zu verstehen. Nach meinem Geschmack ist der Spielplan zu klein geraten. Das gibt dann drangvolle Enge zwischen New York und Chicago. Sicher sollte man Ressourcen schonen bei der Produktion von Spielen, doch hier hätten es ein paar Zentimeter mehr sein dürfen. Der geringe Platz führt nämlich auch dazu, dass ich mich ziemlich orientieren muss, wo eine Großstadt eigentlich wirklich liegt. Denn der Bereich, auf dem wir unsere Zelte abstellen kann von der eigentlichen Stadt, auf der unser Zirkuswagen steht, ganz schön entfernt sein. Manchmal ist auch die Zuordnung einer Stadt zu einer Region schwer zu beurteilen. Und die Großstadt-Plättchen sind auch eher schwer zu erkennen. Dennoch, das Design und die Grafik sprechen mich an. Und die Idee des Spiels ist wirklich schön.
Wir reisen mit unserem Zirkus umher und bauen immer mehr Attraktionen ein. Das Flair kommt rüber und ein Hauch von Zirkus liegt in der Luft. Es sind viele liebevolle Details, die das Spiel so schön machen. Das gilt auch für die Karten, die das sehr unterstützen. Allerdings geht ein wenig der Flair dadurch verloren, dass die Karten zu schnell als Zahlen, denn als Attraktionen gesehen werden.
Da „3 Ring Circus“ schon auch komplex ist, lohnt es sich die Schritte und Aktionen des Spiels vorab einmal für und mit allen durchzugehen. Die gut geschriebene Spielanleitung hilft dabei. Hilfreich ist auch, dass rechts unten auf dem Spielbrett zu sehen ist, was mir Vorstellungen an den verschiedenen Orten einbringen und wie die Regionenwertung mit der Barnumkarte gewertet wird.
Herausfordernd ist „3 Ring Circus“ aber auch, weil ich mir nach und nach auf meinem Tableau Dinge zubaue. Es wird also zum Beispiel immer schwerer zu reisen. Aber je mehr sich mein Tableau füllt, umso besser sieht es auch aus. Und während P.T. Barnum am Anfang noch ziemlich langsam unterwegs ist, wird er gegen Ende immer schneller und löst immer schneller die Regionenwertung aus. Also muss ich rechtzeitig für Mehrheiten meiner Zelte in der Region sorgen.
Es ist auch von Bedeutung, dass ich die richtigen Kombinationen von Attraktionen in meinem Zirkus habe. Und das ist nicht nur für die Metropolen wichtig. Karten gewähren oft Siegpunkte für bestimmte andere Karten in einer Zeile oder auf dem Tableau generell. Das kann im Widerspruch zu den Metropolen stehen. Also muss ich mich entscheiden, was mir mehr Punkte bringt. Ich kann hier nicht alles machen und überall dabei sein. Also heißt es die Reiseroute gut planen, die Möglichkeiten abschätzen und dann im richtigen Zeitpunkt die passende Attraktion zu spielen. Das ist der Kern von „3 Ring Circus“. Aber genau hier hakt es dann wieder. Es ist nämlich nicht leicht, im richtigen Augenblick die passenden Karten zu bekommen. Der Zufall oder das Glück spielen eine große Rolle. Da ich für Metropolen eine ganz bestimmte Zahl einer Farbe benötige, kann mir das die Chance nehmen hier irgendwas zu reißen. Wobei meine Chancen wiederum dadurch steigen, dass Zahlenwerte mehrfach im Stapel der Ticketkarten vorkommen und immer gleich verteilt sind. Und auch die Wertungskarten sind nicht unproblematisch. Die erste Wertungskarte bekomme ich vor dem Start und kann mich daran orientieren. Die beiden anderen Wertungskarten sind der pure Zufall. Ich kann davon profitieren oder auch nicht. Ich muss versuchen sie möglichst früh zu ziehen, um zu wissen, worauf ich spielen will. Das finde ich ein wenig schade. Schöner wäre es gewesen, aus den noch vorhandenen Wertungskarten wählen zu dürfen. Abgemildert wird es bis zu einem gewissen Grad dadurch, dass ich auf verschiedene Arten Punkte sammeln kann. Das gleicht so manches dann auch wieder aus. Insgesamt hat „3 Ring Circus“ ein schönes unverbrauchtes Thema, sieht gut aus und spielt sich schnell sehr routiniert, weil nicht ständig Spezialregeln nachzulesen sind. Es ist dennoch eindeutig ein Spiel für Leute, die viel spielen. Gleichzeitig ist da aber auch der Glücksfaktor, der nach meinem Geschmack ein wenig zu stark ausfällt. Wer sich aber für den Zirkus begeistert und die Zirkuswelt spielerisch auf den Tisch bringen will, liegt bei „3 Ring Circus“ absolut richtig.
„3 Ring Circus”
Autor: Fabio Lopiano, Remo Conzadori
Verlag: Kosmos
Für 1 – 4 Personen
Ab 12 Jahren
Dauer: 90 Minuten
Preis: Ab 40 Euro