Domino ist ein sehr altes Spiel. Immer wieder greifen neue Spiele Elemente des Dominos auf. Zum Beispiel das jetzt beim Münchner Zoch Verlag erschienene „Ananda“. Im Spiel von Dirk Barsuhn legen wir Dominosteine in mehreren Ebenen an, um möglichst große gleichfarbige Flächen zu schaffen. Gleichzeitig punkten wir mit Karten, die die Farbe der gerade gebildeten Farbfläche entsprechen. Beides gut aufeinander abzustimmen ist wichtig, um erfolgreich zu sein.
Wie funktioniert es?
Bei „Ananda“ wird zunächst der zentrale Spielplan platziert. Dann werden alle Steine des Spiels verdeckt gemischt und ein Stein wird als Start in die Mitte des Spielplans gelegt. Alle anderen Steine werden als verdeckter Vorrat um den Spielplan gruppiert.
Dann erhalten alle Personen, die mitspielen zufällig je sechs der Steine und stellen diese auf eine kleine Bank, die Platz für maximal acht Steine bietet. Die Steine sehen aus wie Domino-Steine und haben die Farben Rot, Orange, Grün, Gelb, Blau und Violett in verschiedenen Kombinationen.
Diese Steine legen wir im Laufe des Spiels auf den zentralen Spielplan. Neben den Steinen gibt es auch Karten.
Von den Karten haben wir alle zu Beginn des Spiels ein identisches Set erhalten. Sie haben die Werte Eins bis Vier, bzw. Eins bis Fünf, wenn wir zu zweit spielen. Wir mischen unsere Karten und alle ziehen je sechs Karten auf die Hand. Außerdem haben wir alle eine Spielfigur, in der von uns gewählten Farbe erhalten.
Bin ich am Zug, setzte ich meine Spielfigur auf einen Stein, der schon im Spiel ist. Ich muss mich dabei für eine von den sechs Farben entscheiden. Ich darf meine Figur nicht auf eine Farbfläche stellen, wo schon eine andere Figur steht; und auch nicht auf die gleiche Farbe, auf der sie eben schon gestanden hat. Dann lege ich Steine von meiner Bank angrenzend an das Feld, wo ich stehe. Die Steine, die ich lege, müssen die Farbe in der Fläche fortsetzen. Dabei ist es egal auf welcher Ebene ich die Steine lege.
Wenn ich von oben drauf schaue, müssen sie nebeneinander liegen. Ich muss dabei aber ein paar Regeln beachten. So darf ein Stein etwa nicht zur Hälfte in der Luft schweben. Habe ich die Steine gelegt, schaue ich, wie groß die Fläche ist, die ich gebildet habe. Das ist der Flächenwert. Und dann kommen die Karten ins Spiel.
Ich kann jetzt Karten in der eben gelegten Farbe von meiner Hand ablegen. Die Karten können dabei einen Wert haben, der maximal so groß ist wie die Fläche, die die Steine in dieser Farbe bilden. Die Werte der abgelegten Karten sind am Ende Siegpunkte. Es scheint also sinnvoll, möglichst mit meinem Kartenwert der abgelegten Karten nah an den Flächenwert der Farbe zu kommen, aber das hat einen Nachteil.
Nachdem ich die Karten gelegt habe, berechne ich die Differenz von Flächenwert und Kartenwert. Die Zahl, die ich dann bekomme, gibt mir an, wie viele neue Steine ich aus dem allgemeinen Vorrat auf meine Bank stellen darf. Will ich also neue Steine, sollte zwischen Flächenwert und Kartenwert eine entsprechende Differenz sein.
Nachdem ich die neuen Steine auf meine Bank gestellt habe, wird nochmal verglichen. Habe ich jetzt mehr Steine auf meiner Bank als Karten auf der Hand, dann darf ich auch noch die Differenz als Karten von meinem Nachziehstapel auf die Hand nehmen. Habe ich das alles gemacht, ist die nächste Person an der Reihe. Das geht so lange, bis eine Person ihren letzten Stein gelegt hat und keine Steine mehr im allgemeinen Vorrat sind. Dann addieren alle die Werte ihrer abgelegten Karten. Wer den höchsten Gesamtwert hat, gewinnt.
Einschätzung
Das Material von „Ananda“ ist sehr hochwertig und schön. Die Steine liegen gut in der Hand. Leider sind sie ein wenig kleiner als die eingezeichneten Abmessungen und Begrenzungen auf dem Spielplan. Das kann zunächst irritieren. Ist aber nicht schlimm. Auch die Karten sehen sehr ansprechend aus. Wie heute bei fast allen Spielen üblich hat jede Farbe auch ein eigenes Symbol, so dass Menschen mit einer Sehschwäche, was Farben angeht, dennoch ohne Probleme mitspielen können. Was mir gefällt, sind die leichten Regeln, die schnell erklärt sind. Und die Abläufe sind wirklich im Handumdrehen verinnerlicht. Figur setzen, Steine anlegen, Karten ablegen und dann Steine nachziehen und auch Karten nachziehen, jeweils abhängig davon, wie ich Karten gespielt habe.
Und genau dieses Element des Spiels ist, neben dem geschickten Legen der Steine, sehr gut ausgedacht und wichtig. Denn natürlich spielt das Glück beim Ziehen der Steine und Karten eine wichtige Rolle. Habe ich keine passenden Karten zu den Steinen, dann wird es schwierig voranzukommen und Punkte zu machen. Aber ich kann natürlich versuchen mir neue Steine und damit potenziell auch neue und andere Karten über diesen Mechanismus zu holen. Ich lege eine große Fläche, aber nur einen kleinen Kartenwert.
Das Spiel läuft sehr rund und ist sehr entspannt. Ins Gehege kommt man sich eher unabsichtlich. Und dennoch ist es interaktiv, da die Steine, die die anderen legen auch Einfluss auf mich und meine Aktion haben. Wie ich die Steine lege, ist nicht unerheblich. Ich kann mir vielleicht schon perspektivisch etwas vorbereiten.
„Ananda“ gefällt mir als Spiel wirklich sehr gut. Da ist alles durchdacht und es passt alles zusammen. Was ein wenig aufgesetzt wirkt, ist das Thema. Denn wir meditieren über unsere Karten und sorgen für einen Ausgleich, während wir einen Tempel bauen. Ich weiß zwar, dass es üblich ist, auch abstrakten Spielen irgendwie ein Thema zu verpassen. Aber warum eigentlich? Bei „Ananda“ hatte ich niemals das Gefühl, dass wir einen Tempel bauen oder meditieren müssen. Das Spiel funktioniert auch sehr gut, ohne den Überbau. Und es könnte sogar sein, dass es Menschen abschreckt, die ostasiatischen Meditationspraktiken kritisch gegenüberstehen. Und dafür ihre Gründe haben. Es wäre indes schade, sich dadurch von „Ananda“ abhalten zu lassen, denn es ist ein sehr gelungenes Familienspiel mit einer sehr eleganten Spielmechanik.
„Ananda“
Autor: Dirk Barsuhn
Verlag: Zoch
Für 2 – 4 Personen
Ab 10 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: Ab 28 Euro