Mit „Azul“ hat Spieleautor Michael Kiesling einen großen Wurf gelandet. Das Spiel wurde 2017 veröffentlicht und wurde im folgenden Jahr mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem war es Spiel des Jahres 2018, hat im selben Jahr auch den Deutschen Spielepreis erhalten. Auch in Frankreich, Österreich, Norwegen, Australien und anderen Ländern hat es damals den ersten Platz als bestes Spiel des Jahres belegt. So ein großer Erfolg schreit natürlich nach Fortsetzungen. Und die hat es gegeben. Zwei weitere Grundspiele erschienen 2018 und 2019 mit „Azul: Die Buntglasfenster von Sintra“ und „Azul: Der Sommerpavillon“, dazu gab es noch zwei Erweiterungen für „Azul“ selbst. Mit „Azul: Die Gärten der Königin“ ist das vierte Grundspiel in der Azul-Reihe bei Next Move Games erschienen.
Wie funktioniert es?
Wie auch bei seinen Vorgängern geht es bei „Azul: Die Gärten der Königin“ darum Steine auf ein persönliches Tableau zu legen und das so, dass ich möglichst viele Punkte bekomme.
Mein Tableau stellt ist in diesem Fall einen Garten dar. In dessen Zentrum gibt es schon mal sechs Plätze für Steine, die ich hier platzieren kann. Außerdem bietet der Garten noch Platz für sechs Ausbauten, auf die ebenfalls sechs Steine gelegt werden können. Die Steine sind diesmal nicht quadratisch oder rautenförmig, sondern sechseckig.
Es gibt Steine in sechs verschiedenen Farben und mit sechs unterschiedlichen Symbolen. Jedes Symbol steht dabei auch für einen bestimmten Wert. Damit muss ich mich erst einmal vertraut machen. So steht der einzelne Baum für die Eins, der Vogel für die Zwei, weil er zwei Flügel hat, usw. Die Steine gibt es in einer allgemeinen Auslage und ich muss sie zunächst in einem Zwischenlager unterbringen. Natürlich ist der Platz in diesem Zwischenlager begrenzt, zwölf Steine und zwei Ausbauten kann ich hier ablegen und zu Beginn habe ich schon mal drei Joker-Steine dort liegen.
Für die Auslage werden vier verdeckte Stapel aus Gartenauslagen gebildet, die für die vier Runden benötigt werden, in denen „Die Gärten der Königin“ gespielt wird. Der Stapel für die erste Runde wird aus einem Beutel zufällig mit vier Steinen bestückt. Hat sich die erste Person hier bedient, wird der Gartenausbau, samt der noch darauf liegenden Steine, vom Stapel genommen und der nächste Gartenausbau des Stapels erhält vier Steine aus dem Beutel. Sollte auf einem Gartenausbau kein Stein mehr liegen, wird dieser herumgedreht und auf dem Ausbau ist nun auch ein Feld in einer der sechs Farben mit einem Symbol zu sehen. Dieser offene Gartenausbau wird nun, wie ein in der Auslage liegender Stein behandelt.
Beim Nehmen der Steine und Gartenausbauten aus der Auslage und wenn ich diese von meinem Zwischenlager auf meinem Gartentableau platziere, gilt es einige Regeln zu beachten. Grundsätzlich gilt: Wenn ich mir Steine und Gartenausbauten aus der Auslage in mein Lager nehme, dann dürfen diese die gleiche Farbe haben, aber nicht das gleiche Symbol zeigen. Oder sie haben das gleiche Symbol, dann dürfen sie aber nicht die gleiche Farbe haben. Und wenn ich einen Stein oder einen Gartenausbau von meinem Lager auf mein Tableau lege, dann gilt diese Regel auch. Um das überhaupt tun zu können, muss ich so viele Steine und / oder Gartenausbauten ablegen, wie der Wert des Steins, bzw. Feldes auf dem Gartenausbau angibt.
Bei einem einzelnen Baum muss ich nichts ablegen, weil der einzelne Baum einfach auf mein Gartentableau wandert. Beim Vogel lege ich einen Stein auf mein Tableau und einen lege ich ab usw. Wenn ich zum Beispiel einen grünen Stein oder einen Gartenausbau mit dem Wert Fünf legen will, muss ich dafür vier andere Steine und / oder Gartenausbauten aus meinem Zwischenlager ablegen. Diese dürfen dann eben grün sein, müssen aber andere Symbole zeigen, als der gelegte Stein oder Gartenausbau oder sie zeigen das gleiche Symbol, müssen dann aber unterschiedliche Farben haben. Und wenn die Steine und Gartenausbauten dann auf meinem Tableau liegen, dürfen Steine und Felder auf Gartenausbauten mit gleicher Farbe und gleichem Symbol auch nicht nebeneinander liegen.
Auch im Laufe des Spiels dürfen diese Steine nicht in einer Gruppe verbunden werden. Welche Steine oder Gartenausbauten ich in mein Lager und dann auf mein Tableau bringen sollte hängt natürlich von der Auswahl ab, aber auch von dem, was in der jeweiligen Runde besonders viele Punkte einbringt. Das wird über eine Anzeige auf dem zentralen Spielbrett deutlich gemacht. Dort werden auch die erzielten Punkte am Ende jeder Runde festgehalten. Denn nach jeder Runde gibt es auch eine Zwischenwertung. Knifflig wird alles noch dadurch, dass das Nehmen und Legen der Steine und Gartenausbauten zwei getrennte Aktionen sind, zwischen denen ich wählen muss. Deshalb kann sich auch immer ein Blick auf das Lager und Tableau der Mitspieler lohnen. Eine weitere mögliche Aktion ist es zu passen. Das Ende einer Runde ist dann erreicht, wenn alle gepasst haben. Nach der vierten und letzten Runde werden dann die Steine bzw. Gartenausbauten gewertet. Zunächst gibt es Abzüge für Joker-Steine, Gartenausbauten und Steine, die noch im Lager sind. Dann gibt es für jede Gruppe mit Feldern oder Steinen der gleichen Farbe oder des gleichen Symbols, wenn sie aus mindestens drei Teilen besteht, Punkte. Dabei spielt der individuelle Wert dann jeweils eine große Rolle. Eine Gruppe aus drei Steinen des Werts Sechs sind eben deutlich mehr Wert al fünf Steine des Werts Zwei. Wer nach der finalen Abrechnung die meisten Punkte vorweisen kann, hat gewonnen.
Einschätzung
Das Spiel ist optisch und auch haptisch wieder ein Genuss. Es macht einfach Freude diese Steine zu sehen und in die Hand zu nehmen. Auch die restliche Grafik ist einfach schön. Wobei die Joker-Steine schon irgendwie abfallen und je nach Beleuchtung die beiden Lilatöne schwer zu unterscheiden sind. Aber, das ist verschmerzbar. Vom Anspruch her stellt „Azul – Die Gärten der Königin“ noch mal eine Steigerung gegenüber den vorherigen Spielen dar. Vor allem, dass man alle Regeln korrekt beachtet, das ist eine echte Herausforderung. Da brummt der Schädel vom vielen Nachdenken. Es braucht ein oder zwei Partien, um alles richtig zu machen, aber in diesen Partien entfaltet das Spiel auch schon seinen Reiz und hat bei mir jedenfalls Lust auf mehr gemacht. Zur Hilfe ist auf dem persönlichen Tableau auch noch einmal einiges aufgeführt, was für das Spiel relevant ist. Ich muss bei „Azul – Die Gärten der Königin“ natürlich strategisch vorgehen und mir überlegen, wie ich die Sache angehen will.
Lieber auf die Steine mit hohen Punkten gehen und dafür manches andre liegen lassen oder mich mit niedrigen Punkten schnell entwickeln und viele Steine legen, was auch Vorteile haben kann, weil ich dann noch Bonus-Joker-Steine bekomme. Ich muss aber auch flexibel sein, denn ich weiß oft nicht im Voraus was ich überhaupt nehmen kann und ich kann mich verkalkulieren, wenn ich zu lange an eine Strategie festhalte, die nicht funktioniert. „Azul – Die Gärten der Königin“ ist das komplexeste und anspruchsvollste aller bisherigen Azul-Spiele. Es ist fast schon im Bereich der Kennerspiele und nicht mehr bei den Familienspielen einzuordnen. Wobei das ja manchmal auch eine schwierige Einordnung ist. Für mich das stärkste Spiel in der Reihe. Mir hat es jedenfalls großen Spaß gemacht.
„Azul – Die Gärten der Königin“
Autor: Michael Kiesling
Verlag: Next Move Games / Vertrieb: Asmodee
Für 2 – 4 Spieler
Ab 8 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: 45 Euro