Calçada

© Piatnik

Städtebau ist oft eine triste Angelegenheit. Grau in Grau kommen Fassaden, Plätze und Straßen daher. Dass es auch ganz anders geht, das zeigen Plätze und Wege in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Das Spiel „Calçada“ der beiden Autoren Vangelis Bagiartakis und Konstantinos Karagiannis, das beim Wiener Piatnik Verlag erschienen ist, hat die Calçada Portuguesa, das kunstvolle portugiesische Straßenpflaster zum Thema. Wir verlegen das bunte Pflaster und sammeln damit Punkte.

Wie funktioniert es?

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Bei „Calçada“ gibt es zwei Spielbereiche. Da ist zunächst das persönliche Tableau, das alle in identischer Form haben und das ein Raster von fünf mal fünf Feldern zeigt. Die Felder bilden unterschiedlich große Bezirke, die aus zwei bis fünf Feldern bestehen. Mein Ziel ist es diese Bezirke mit Plättchen zu belegen, dabei müssen alle Plättchen in einem Bezirk dieselbe Farbe und damit dasselbe Muster haben.

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Fünf Farben und mit ihnen verbundene Muster gibt es bei „Calçada“ und fünf Motive und ein Bonus-Symbol, die aber über alle Farben gleichmäßig verteilt sind. In einer offenen Auslage liegen zunächst je drei zufällig gezogene Plättchen einer Farbe. Diese Auslage wird auch nicht sofort ergänzt, wenn ein Plättchen von dort weggenommen wird, sondern erst, wenn bei einer Farbe kein Plättchen mehr liegt, werden bei dieser Farbe drei neue Plättchen ausgelegt. Um ein Plättchen nehmen zu können, gibt es ein zentrales Rondell, das den zweiten Spielbereich bei „Calçada“ darstellt.

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Dieses Rondell besteht aus sechs Feldern. Zu Beginn des Spiels werden auf fünf der sechs Felder je drei Steine von jeder Farbe zufällig verteilt. Dabei wird im ersten Feld ein Stein platziert, dann in jedem Feld im Uhrzeigersinn ein Stein mehr und im fünften Feld fünf Steine. Bin ich am Zug, bewege ich genau einen Stein auf das nächste Feld im Uhrzeigersinn.

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Die Farbe des Steins, den ich bewege, bestimmt die Farbe des Plättchens von denen ich mir eins nehmen kann. Auf welches Zahlenfeld in einem Bezirk ich dieses Plättchen dann legen kann, wird über die Zahl der Steine auf dem Feld bestimmt von dem ich den Stein wegbewege. Liegen dort vier Steine und ich wähle die Farbe Blau und bewege den Stein dieser Farbe ein Feld weiter, dann kann ich mir ein blaues Plättchen nehmen und auf ein Feld mit der Zahl Vier auf meinem Tableau legen.

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Liegen auf einem Feld des Rondells sechs Steine oder mehr, dann ist das wie ein Zahlenjoker. Ich kann das Zahlenfeld auf meinem Tableau frei wählen. In jedem Fall muss ich aber darauf achten, dass der Bezirk, in dem sich das Feld befindet, bisher leer ist oder, im konkreten Fall, nur mit blauen Plättchen belegt wurde.

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Indem ich Bezirke vollständig mit Plättchen belege, löse ich eine Wertung aus und erhalte so im Laufe des Spiels Punkte. Je früher ich das schaffe, umso mehr Punkte gibt es. Denn mit jeder Wertung, die für eine Farbe ausgelöst wird, sinkt der Wert dieser Farbe. Festgehalten wird das auf einer Wertungstafel.

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Werden zwei Farben über das Ende der Wertungstafel hinausgezogen, wird das Ende des Spiels ausgelöst. Also ist es sinnvoll möglichst früh Bezirke abzuschließen, um ordentlich Punkte zu machen.
Bei der Endwertung kommen bei „Calçada“, neben den bereits während des Spiels erzielten Punkten, jetzt noch weitere Punkte für Flächen mit gleichen Motiven hinzu. Dabei zählen Bonus-Symbole nicht als Motiv.

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Dabei ist es dann egal, welche Farbe ein Plättchen hat oder in welchem Bezirk es liegt. Es geht nur darum, dass die Motive auf orthogonal benachbarten Plättchen gleich sind. Und je größer die Fläche gleicher benachbarter Motive, umso mehr Punkte gibt es dafür. Und genau in diesem Teil der Endwertung besteht der besondere Kniff bei „Calçada“. Ich muss versuchen Farben und Motive in besonderer Weise zu kombinieren. Dabei helfen die Bonusplättchen, die ich einsetzen kann, um Steine im Rondell zu bewegen und Plättchen in der Auslage auszutauschen. Am Ende gibt es auch noch Punkte für angefangene Bezirke und für Bonus-Plättchen, die ich noch übrighabe. Wer nun insgesamt die meisten Punkte hat, gewinnt.

Einschätzung

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„Calçada“ hat einen sehr interessanten Auswahlmechanismus und eine spannende Wertungsidee. Das ist alles sehr schön ausgedacht und kombiniert und fordert mich taktisch heraus. Denn ich will erst Farben passend haben und dann Motive. Durch die Bonus-Plättchen, die ich zwischendurch bekommen kann, kann ich das Rondell und die Auslage der Plättchen beeinflussen. Und das ist sehr wichtig.

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Denn sonst laufe ich Gefahr, Züge machen zu müssen, die ich nicht will oder, die mir nichts einbringen. Es kann sogar vorkommen, dass ich gar nichts machen kann, weil ich Plättchen nicht regelkonform legen kann. In der Spielanleitung steht dazu leider nichts. In einem Forum haben die Autoren erklärt, dass in so einer Situation zwei Bonus-Plättchen zu nehmen sind und das Spiel mit der nächsten Person weitergeht. In meinen Spielerunden ist diese Situation nie vorgekommen, aber in anderen schon. Die Regelung dafür hätte in die Spielanleitung gehört, die ansonsten sehr gut ist und die letztlich wenigen Regeln sehr anschaulich erklärt. Was auch ein Schwachpunkt ist, das sind die Linien, die die verschiedenen Bezirke voneinander trennen.

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Die sind nicht gut zu erkennen und verschwinden unter den Plättchen. Wenn man „Calçada“ schon öfter gespielt hat, ist das nicht mehr so relevant, aber gerade für Neulinge ein echtes Problem. Das ist ein wenig schade, denn davon abgesehen funktioniert das Spiel richtig gut. Ich habe schöne und direkte Interaktion über das Rondell und es steckt mehr taktische Tiefe im Spiel als es vielleicht zunächst den Anschein hat. Eine Ähnlichkeit mit „Azul“, die gerne erwähnt wird, kann ich nur in der Gestaltung des Rondells erkennen, ansonsten ist „Calçada“ ein völlig anderes Spiel, mit eigenen Ideen. Insgesamt ist „Calçada“ ein frisches, schlankes und kurzweiliges Taktikspiel im mittleren bis gehobenen Familienspielbereich, das schnell erklärt ist. In den Runden, in denen ich es gespielt habe, kam es jedenfalls auch sehr gut an.

„Calçada“
Autor: Vangelis Bagiartakis, Konstantinos Karagiannis
Verlag: Piatnik
Für 2 – 4 Personen
Ab 10 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: Ab 35 Euro

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