Frankreich hat schöne Regionen, in denen auch Menschen aus Deutschland gerne Urlaub machen oder ihren Lebensabend verbringen. Die Provence zählt dazu. Teil der Provence ist die Camargue. Begrenzt wird diese Region von den beiden Mündungsarmen der Rhone im Rhonedelta. Damit ist sie ein fruchtbares Schwemmland. Es eignet sich sehr gut für den Reisanbau. Nun ist diese Landschaft im Süden Frankreichs auch in einem Spiel verewigt. „Camargue“ von Timo Diegel ist diesen Herbst bei Abacusspiele erschienen. Wobei Reis darin nicht vorkommt, wohl aber Lavendel und das Meer, Wald, Weizen und Dörfer.
Wie funktioniert es?
„Camargue“ ist ein Plättchen-Legespiel für bis zu sechs Personen, bei dem es darum geht, möglichst viele Punkte durch das geschickte Anlegen von Plättchen zu erzielen. Dabei entsteht nach und nach eine immer größere Landschaft, die eben an die Camargue erinnern soll; mit Dörfern, Wäldern, Wasser und vielen Lavendel- und Getreidefeldern. Oder, wenn es gut läuft, mit nur einem riesigen Dorf und einem einzigen großen Lavendelfeld, denn je größer ein Gebiet, umso mehr Punkte gibt es.
Der Spielablauf ist recht einfach.
Die 80 Landschaftsplättchen und zehn sogenannte Helferplättchen werden zusammen verdeckt gemischt und alle erhalten drei Plättchen zufällig auf die Hand. Die Landschaftsplättchen zeigen fünf unterschiedliche Landschaften, Dorf, Wald, Getreidefeld, Lavendelfeld und Wasser. Auf jedem Plättchen sind Wege in unterschiedlichen Ausrichtungen zu sehen. Die Helferplättchen zeigen je zwei der Landschaften, aber besitzen keine Wege. Sie werden – anders als die Landschaftsplättchen – nie angelegt, sondern haben eine völlig andere Funktion, auf die ich später noch eingehen werde.
In die Mitte wird zu Beginn ein Startplättchen gelegt. Es bietet vier Wege, an die wir unsere Plättchen anlegen können und es gibt eine Ausrichtung vor. Denn in der oberen rechten Ecke ist das Wappen der Camargue zu sehen, das sich auch auf jedem Landschaftsplättchen befindet. Bin ich am Zug lege ich in der Regel eins der drei Plättchen von meiner Hand regelkonform an.
Dabei muss ich auf die Ausrichtung des Plättchens achten und darauf, dass ich Wege fortsetzen muss. Ich darf also keine Wege abschneiden und das Wappen meines Plättchens muss in derselben Ecke sein wie alle anderen Plättchen. Besonders letzteres ist oft sehr hinderlich, um so anzulegen, wie ich das gerne würde. Wenn ich ein Plättchen anlege, wird geschaut, mit wie vielen Kanten dieses gerade gelegte Plättchen andere Plättchen berührt. Die Anzahl der Kanten wird dann multipliziert mit der Anzahl der Plättchen der gleichen Landschaftsart, die mit diesem neu gelegten Plättchen verbunden sind.
Berührt das neue Wald-Plättchen an zwei Kanten andere Plättchen und das zusammenhängende Wald-Gebiet besteht nun aus acht Plättchen, habe ich sechzehn Punkte erzielt. Deshalb sind große Flächen gut. Je größer die Fläche und je mehr Kanten ich berühre, umso mehr Punkte gibt es. Habe ich ein Plättchen angelegt, ziehe ich ein Plättchen nach.
Doch da sind ja noch die Helferplättchen. Habe ich so eins auf der Hand, habe ich zwei Möglichkeiten. Ich kann es in meinem Zug vor mir ablegen und bekomme dafür zehn magere Punkte und ziehe ein neues Plättchen. Ich kann das Helferplättchen aber oft viel sinnvoller im Zug einer anderen Person verwenden. Ich lege ein passendes Helferplättchen vor mir ab und kann die Punkte der anderen Person, die diese gerade gemacht hat, auch für mich verbuchen.
Diese Punkte, wie auch alle anderen trage ich sofort auf meiner persönlichen Zählleiste ab. Diese besteht aus drei Spalten, in denen Einer, Zehner und Hunderter festgehalten werden. Das Helferplättchen muss die Landschaftsart zeigen, mit der eben gepunktet wurde. Dann bleibt es vor mir liegen, bis ich selbst am Zug bin. Solange dieses eine Helferplättchen vor mir liegt, darf ich kein weiteres Helferplättchen spielen, auch wenn ich es könnte. Wenn ich dann am Zug bin, lege ich das Helferplättchen zur Seite und ziehe normal nach, ohne ein weiteres Plättchen zu legen. Wenn ich ein Helferplättchen im Zug einer anderen Person einsetze, gehen der anderen Person diese Punkte nicht verloren, aber ich profitiere eben auch. Sollte der seltene Fall eintreten, dass ich weder ein Landschaftsplättchen passend anlegen kann, noch habe ich ein Helferplättchen zur Hand, kommen Notfallplättchen zum Einsatz.
Sie sind keiner Landschaftsart zugeordnet und müssen so angelegt werden, dass sie keine Straße fortsetzen. An dieses Notfallplättchen lege ich dann ganz normal eins meiner Landschaftsplättchen an und ziehe dann auch wieder nach. Kann ich kein Plättchen mehr nachziehen, lege ich nur noch Plättchen an oder Helferplättchen vor mir ab. Sind alle Plättchen im Spiel gelegt, hat die Person mit den meisten Punkten gewonnen
Einschätzung
„Camargue” ist ein wirklich entspanntes Plättchen-Legespiel für die Familie oder Leute, die nicht oft spielen oder keine zu anspruchsvollen Spiele mögen. Die taktischen Möglichkeiten sind recht eingeschränkt, obwohl sie da sind.
Es kommt schon darauf an, das bestmögliche an Punkten aus den Plättchen zu machen, die ich auf der Hand habe. Den optimalen Ort für ein Plättchen zu finden ist entscheidend und ein wenig ist auch Vorausplanung möglich. Obwohl das mit vier, fünf oder gar sechs Leuten schon echt schwer wird. Die Plättchen sind von Michael Menzel detailverliebt und schön gestaltet. Die Regeln sehr einfach, der Einstieg ist leicht. Ein wenig herausfordernd sind die Punktetafeln, auf denen alle ihre Punkte festhalten. Grundsätzlich sind die Tafeln clever gemacht in drei Reihen mit Einer-, Zehner- und Hunderterstellen. Grundkenntnisse der Addition werden da noch mal aufgefrischt! Aber das kann Leute auch ziemlich herausfordern. Insgesamt ist „Camargue” ein sehr nettes, rundes Spiel, das nichts falsch macht, dem aber vielleicht der letzte Pfiff ein wenig fehlt.
„Camargue”
Autor: Timo Diegel
Verlag: ABACUSSPIELE
Für 2 – 6 Personen
Ab 8 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: Ab 27 Euro