„Der König ist tot! Lang lebe der König!“ Der Kampf um das Königreich ist ein sehr beliebtes Thema in Gesellschaftsspielen. Meist ist der bisherige Herrscher gestorben und mehrere Anwärter streiten sich nun um die Nachfolge und den dazugehörigen Thron. Wichtig ist dabei dann oft, wie groß der eigene Einfluss im Königreich ist und wie er vergrößert werden kann. Bei „Claim Kingdoms“ von Scott Almes, dass jetzt bei Game Factory erschienen ist, streiten sich genau zwei Menschen um den Thron. Was mit dem bisherigen König geschehen ist, erfahren wir nicht, nur dass die beiden Thronanwärter bereits über Einfluss verfügen, diesen nun aber weiter ausbauen sollen.
Wie funktioniert es?
„Claim Kingdoms“ ist ein Plättchen-Anlegespiel für zwei Personen, bei dem es am Ende auch um Mehrheiten bei unterschiedlichen Fraktionen geht. Durch das Anlegen von Fraktions-Plättchen sollte ich möglichst viele Punkte während des Spiels erreichen und dann in der Endabrechnung auch noch einmal Punkte sammeln, wenn ich die Mehrheit in einer Fraktion habe. Es gibt zehn verschiedene Fraktionen. Von denen werden aber nur sieben pro Partie verwendet. Von jeder Fraktion gibt es wiederum sieben Plättchen. Jede Fraktion hat eine eigene Fähigkeit und einen bestimmten Punktewert. Das beginnt bei den kleinen Kobolden, die mir am Ende des Spiels vier Punkte einbringen, wenn ich dort eine Mehrheit habe und reicht bis zu den stattlichen Rittern, die neun Punkte auf mein Punktekonto bringen, sollte ich dort in der Endabrechnung eine Mehrheit vorweisen können.
Generell gilt: Fraktionen, die in der Mehrheiten-Wertung zu Spielende wenige Punkte einbringen (Kobolde, Zwerge, Gnome), sorgen aber meist schon während des Spiels für ein Anwachsen meines Punktestandes. Dagegen haben Fraktionen, die in der Endwertung mit hohen Punktewerten glänzen können (Seher, Riesen, Ritter), während des Spiels keinen direkten Einfluss auf meinen Punktestand. Sie haben dafür spezielle Fähigkeiten, die sie attraktiv machen. Sämtliche Plättchen aller für ein Spiel ausgewählten sieben Fraktionen werden miteinander verdeckt gemischt und zu einem großen Stapel aufeinandergelegt. Drei Plättchen dieses Stapels bilden eine offene Auslage. Ein Fraktionsplättchen wird zwischen die Spieler gelegt und ist der Startpunkt, von dem aus die Spieler dann weitere Plättchen anlegen. Jeder Spieler erhält ebenfalls verdeckt zwei Fraktionsplättchen, die er vor dem anderen Spieler geheim hält.
Zudem hat jeder Spieler 16 Spielfiguren (es gibt Rot und Blau), von denen er eine auf das Feld Null der Punkte-Zählleiste stellt. Außerdem erhält jeder Spieler eine Übersichtskarte mit den zehn Fraktionen und ihren Fähigkeiten. Nach dieser Vorbereitung geht es los. Die Spieler legen abwechselnd je eins der beiden Fraktionsplättchen, die sie besitzen, an ein bereits ausliegendes Plättchen an. Auf das eben gelegte Plättchen wird dann eine eigene Spielfigur platziert. Dann wird entweder aus der offenen Auslage oder vom verdeckten Nachziehstapel ein Plättchen nachgezogen. Die möglicherweise entstandene Lücke in der offenen Auslage wird vom Nachziehstapel aufgefüllt. Sollten durch das Anlegen eines Plättchens bereits Punkte generiert werden, werden diese auf der Zählleiste direkt durch das Vorrücken der eigenen Spielfigur angezeigt. Das Spiel endet, wenn keine Plättchen mehr vorhanden sind, die noch angelegt werden könnten oder, bis ein Spieler keine Figuren mehr in seinem Vorrat hat. Dabei ist darauf zu achten, dass beide Spieler jeweils gleich oft dran waren.
Anschließend werden die Mehrheiten bei den Fraktionen gewertet. Dabei sollte sinnvollerweise nach der Fraktionsübersicht vorgegangen werden. Es wird geschaut, welcher Spieler auf den Plättchen einer Fraktion mehr eigene Figuren stehen hat. Dieser Spieler bekommt dann die Punkte für diese Fraktion und rückt seine Spielfigur auf der Zählleiste entsprechend weiter. Bei Gleichstand gibt es keine Punkte. Wer nach der Wertung aller sieben Fraktionen die Nase punktemäßig insgesamt vorne hat, hat gewonnen.
Einschätzung
„Claim Kingdoms“ ist ein sehr von Taktik geprägtes und schnelles Zwei-Personen-Spiel, das je nachdem mit welchen Fraktionen gespielt wird, sehr fies werden kann. Sowohl Ritter als auch Riesen sind eher destruktiv ausgelegt, um dem anderen Spieler Punkte zu nehmen. Dadurch entsteht aber auch ein gewisser Reiz, der das Spiel wiederum interessant macht. Manche Fraktionen sind sehr stark was den Punktegewinn während des Spiels, aber auch zu Spielende angeht.
Hier sind Drachen und Trolle zu nennen. Auf diese beiden Fraktionen sollte man immer ein Auge haben. Die Seher haben dafür einen unbestreitbaren Vorteil, wenn es um Auswahl geht. Sie erlauben es am Ende des Zuges drei Plättchen vom Nachziehstapel zu nehmen und dann auszuwählen, welche zwei Plättchen man behalten will. Obwohl „Claim Kingdoms“ einfache Regeln hat: Fraktionsplättchen anlegen, Figur draufsetzen und Effekt der Fraktion auslösen, dann neues Plättchen nachzeihen, ist es auch anspruchsvoll. Ich muss nämlich immer auf mehrere Dinge gleichzeitig achten. Wo entwickelt mein Gegner eine Mehrheit bei einer Fraktion? Wie kann ich das verhindern? Wie kann ich möglichst effektiv meine Plättchen nutzen? Wo muss ich sie dafür anlegen? Und wo biete ich dem anderen Spieler unter Umständen eine Vorlage? Wir fanden „Claim Kingdoms“ sehr spannend und unterhaltsam. Man muss aber auch einstecken können, denn geschenkt wird einem hier nichts. Es geht immerhin um ein Königreich!
„Claim Kingdoms“
Autor: Scott Almes
Verlag: Game Factory
Für 2 Spieler
Ab 10 Jahren
Dauer: 30 Minuten
Preis: 22 Euro