Der große Jahrmarkt

© Skellig Games

Der Duft von Popcorn, gebrannten Mandeln und Zuckerwatte liegt in der Luft. Die Füße gleiten über am Boden verstreute Nieten der Losbuden. Bunte Glühbirnen und Werbetafeln erhellen die Nacht und spiegeln sich in den Augen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Der Lärm von Wurf- und Schießbuden und die Schreie der Menschen in der Achterbahn und der Schiffschaukel umgeben uns. So ist Jahrmarkt für mich. Ein Eldorado der Unterhaltung, des Genusses und Abenteuers. Leider nur zwei Mal im Jahr gibt es einen Jahrmarkt in meiner Heimatstadt. Und nicht immer ist das Wetter so, dass man auch gerne auf diesen Jahrmarkt gehen würde. .

Wie funktioniert es?

Bei „Der große Jahrmarkt“ übernehmen wir die Rolle von jenen Leuten, die den Jahrmarkt auf die Beine stellen. Wir haben einen leeren Platz, der gefüllt werden soll mit Jahrmarkts-Attraktionen. Schießbude, Achterbahn, Schiffschaukel, was es eben auf einem Jahrmarkt gibt. Dann sollen Besucher über das Marktgelände laufen und Tickets kaufen. Das alles geschieht in einer Woche oder sieben Runden. Und wenn ich das besser machen als die anderen, dann gewinne ich den Wettbewerb der Jahrmarktsveranstalter.

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Die große freie Jahrmarktsfläche ist unser persönliches Tableau. Vier Farben gibt es zur Auswahl dazu passend acht Figuren in der gewählten Farbe. Die große freie Fläche besteht aus 16 quadratischen Feldern in einem Raster von vier mal vier. Jedes Feld zeigt einen Holzhammer. Links davon sind fünf Felder mit Zahlen. Daneben stellen wir zu jeder Zahl eine unserer Figuren.

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Die restlichen drei legen wir in die Nähe von drei „Tricks der Zunft“ Karten. Diese können uns später im Spiel noch gute Dienste leisten. Rechts auf meinem Tableau sehe ich, was ich alles machen kann, wenn ich am Zug bin. Darunter sehe ich auch alle relevanten Informationen zur Endwertung. Mit anderen Worten: Ich habe immer alles im Blick. Unterhalb des Rasters gibt es zwei Felder, auf denen Eingang steht und auf jedes Feld kommt ein Besucher.

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In die Mitte wird nun noch eine Leiste gelegt, auf der wir zum einen die gespielten Runden festhalten und dort werden über 80 Fundament-Plättchen verdeckt gemischt und zwei gleich große verdeckte Stapel zur Zahl Eins der Leiste gelegt. Dann werden vier Plättchen aufgedeckt und auf die Felder mit den Zahlen Zwei bis Fünf verteilt. Die Person mit dem goldenen Karussellpferd beginnt, dann geht es reihum im Uhrzeigersinn. Bin ich am Zug, habe ich drei Aktionen zur Auswahl. Ich kann mir Fundamente besorgen. Das muss ich auch machen, denn nur auf diese Fundamente kann ich dann später meine Jahrmarkts-Attraktionen bauen.

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Um ein Fundament zu legen, wähle ich zunächst eine noch freie Aktionszahl auf meinem Tableau und setze eine meiner Figuren darauf, um anzuzeigen, dass ich diese Aktionszahl in dieser Runde schon verwendet habe. Nun kann ich auf der Leiste mit den Fundamenten jenes Feld wählen, dass mindestens meiner gewählten Aktionszahl entspricht. Ich kann auch eine niedrigere Zahl wählen, als es meiner Aktionszahl entspricht. Das gewählte Fundament-Plättchen muss ich dann so auf mein Tableau legen, dass das Fundament-Plättchen komplett eins meiner sechzehn Felder auf meinem Tableau bedeckt. Ich kann das Feld, auf das ich das Fundament-Plättchen lege dabei frei aussuchen. Ich muss nur darauf achten, dass die Holzhämmer auf den Fundament-Plättchen in dieselbe Richtung ausgerichtet sind wie die Hämmer auf meinem Tableau. Das heißt, ich kann die Fundament-Plättchen nicht beliebig drehen. Jedes Fundament-Plättchen ist in vier gleich große Felder unterteilt. Diese Felder zeigen grüne Wege und bis zu vier kleine Fundamente in beliebiger Kombination mit einem Hammer.

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Als zweite Aktion, kann ich ein Plättchen mit einer Attraktion wählen. Diese liegen in einer offenen Auslage und sind alle immer erhältlich. Nur die Anzahl der Plättchen je Größe ist, abhängig von der Anzahl der Leute, die mitspielen, begrenzt.

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Die Plättchen gibt es in den Größen eins bis fünf. Das bedeutet, dass die Größe, die ich gerne wählen würde, und die passende Form (bei den Plättchen der Größe vier und fünf) dann auch schon mal vergriffen sein kein. Auch hier wähle ich eine noch verfügbare Aktionszahl auf meinem Tableau und nehme mir dann ein Attraktions-Plättchen der entsprechenden oder einer niedrigeren Größe. Diese Attraktion lege ich dann auf passende, oftmals zusammenhängende, Fundamente. Ich muss aber nicht alle zusammenhängende Fundamente mit einem einzigen Attraktions-Plättchen abdecken. Ich sollte nur bedenken, dass am Ende des Spiels noch jeder sichtbare Hammer auf meinem Tableau einen Minuspunkt bedeutet.

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Habe ich nun Attraktionen auf meinem Jahrmarkt, können die Besucher strömen. Auch bei dieser Aktion wähle ich wieder ein noch freies Aktionsfeld und bewege dann genau einen Besucher so viele Felder weit, wie es die gewählte Zahl angibt. Dabei gilt, dass Besucher sich ausschließlich auf den grünen Wegen aufhalten dürfen, zudem dürfen sie andere Besucher nicht überholen und auch nicht auf dem demselben Feld stehen wie ein anderer Besucher. Besucher kaufen Tickets für Attraktionen, neben denen sie stehen bleiben und lassen die Tickets dann dort zurück.

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Landet ein Besucher gleichzeitig neben mehreren Attraktionen, legt er auf jede dieser Attraktionen ein Ticket. Allerdings kann eine Attraktion maximal nur so viele Tickets auf sich liegen haben, wie es seiner Größe entspricht. Tickets auf Attraktionen sind wichtig, weil nur solche Attraktionen am Ende des Spiels in die Wertung eingehen. Habe ich meine beiden ersten Besucher auf das Jahrmarktsgelände gebracht, dann bekomme ich zwei neue Besucher auf die beiden Eingangsfelder.

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Zusätzlich erhalte ich einen Marktschreier. Der Mann ist gut, weil mir jeder seiner Zunft drei Siegpunkte einbringt und er erhöht die Zugweite jedes Besuchers um einen Schritt. De Nachteil, die Kerle versperren mir möglicherweise Wege, weil sie nur dort stehen dürfen.
Das sind die drei möglichen Aktionen, von denen ich eben immer ein wähle. Die Regeln der Aktionen werden durch die „Tricks der Zunft“ Karten oftmals ausgehebelt. Zu Beginn des Spiels werden zufällig drei dieser Karten ausgelegt. Sie geben Ziele an und Belohnungen, die ich erhalte, wenn ich die betreffenden Ziele erfülle.

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Der Haken an der Sache: Habe jemand so ein Ziel erreicht, markiert die Person das mit einer der drei eigenen Spielfiguren, die zu Beginn zur Seite gelegt wurde. Alle anderen können dieses Ziel jetzt nur noch in ihrem nächsten Zug erreichen, danach nicht mehr. Habe ich in meinem Zug eine Aktion gemacht, ist die nächste Person an der Reihe. Haben alle reihum nacheinander alle ihre fünf Aktionen gemacht, endet eine Runde. Die Figuren werden wieder vom Zahlenfeld auf dem Tableau genommen und das goldene Karussell-Pferd geht zur nächsten Person.

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Der Rundenmarker wird ein Feld weitergeschoben. Nach der siebten und letzten Runde wird dann die Endwertung vorgenommen. Punkte bringen mir Sets aus Attraktionen gleicher Größe. Mindestens drei benötige ich von einer Größe. Dabei bringen die Attraktionen der Größe Fünf deutlich mehr Punkte als die der niedrigeren Größen. Habe ich von jeder Größe mindestens jeweils eine Attraktion, dann fahre ich damit 22 Punkte ein, was eine ziemliche Menge ist. Für 15 oder mehr Tickets gibt es zwölf Punkte. Schaffe ich es Besucher quer über den Jahrmarkt bis zum Zirkuszelt am oberen Rand zu bringen, gibt das Extra-Punkte. Wie gesagt jeder Marktschreier ist drei Punkte wert. Von dieser Summe wird die Zahl der sichtbaren Hämmer auf meinem Tableau abgezogen. Wer nun die meisten Punkte vorweisen kann, gewinnt.

Einschätzung

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„Der große Jahrmarkt“ ist ein sehr gelungenes gehobenes Familienspiel. Ich finde es schön, dass es so gut wie keinen Zufall gibt. Allein die Auswahl der Fundament-Plättchen ist manchmal ungünstig. Alles andere, habe ich selbst in der Hand. Und bei den Fundamenten gibt es auch Möglichkeiten, um ungünstige davon loszuwerden. Ich finde gut, dass ich von Anfang an weiß, dass ich genau 35 Aktionen in diesem Spiel habe. Und die wählbaren Aktionen sind klar und übersichtlich. Und in gewisser Weise unterliegen sie auch einer gewissen Reihenfolge. Ohne Fundamente keine Attraktionen und ohne die lohnen sich die Besucher nicht. Das kann auch als mangelnde Flexibilität und freie Entscheidung angesehen werden; ich sehe das nicht so. Die Struktur des Spiels ist klar, die Aktionen, Züge und Ziele sind es auch. Ich muss aber gut räumlich denken können.

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Wenn auch nur auf zweidimensionaler Ebene. Damit ich mir vorstellen kann, wie die Fundament-Plättchen liegen müssen, damit ich dann darauf möglichst lukrative Attraktionen bauen kann. Das ist nicht ohne.
Außerdem ist die Reihenfolge der gewählten Aktionszahl oft von großer Bedeutung. Es ist auch etwas worauf alle anderen am Tisch achten sollten. Den „Der große Jahrmarkt“ wirkt zunächst eher sehr solitär, aber das ist es nicht. Besonders bei der Jagd nach den Attraktionen sind die anderen im Auge zu behalten: Wer legt sich da welche Fundamente zurecht? Welche Attraktion kann darauf gelegt werden und sind dafür die nötigen Aktionszahlen noch zur Verfügung? Um eine Attraktion der Größe Fünf zu bauen, benötige ich auch das fünfer Aktionsfeld. Habe ich das schon verwendet, um mir ein passendes Fundament aus der Auslage zu holen, geht das nicht mehr in dieser Runde. Und schnappt es mir dann jemand weg? Also, ich muss gut planen! Was ich wann mache. Das liegt auch an drei Zielen, die ich gerne erreichen will, die mir Vorteile bringen. Und natürlich sind die Kombinationen aus Attraktionen im Auge zu behalten, die mir Punkte bringen und die Tickets.

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Die Regeln sind für die Komplexität dieses Spiels sehr schnell erklärt und leicht zu verstehen. Aber, der Kniff steckt eben im Detail. Die grafische Gestaltung gefällt mir sehr gut. Sie knüpft an die Jahrmärkte der 20iger und 30iger Jahre an und an Comics aus dieser Zeit. Das mag nicht jeder. Mir gefällt es. Insgesamt ist „Der große Jahrmarkt“ stimmungsvoll, auf angenehme Art herausfordernd und hat einen schönen Spannungsbogen. Das gefällt mir alles ausgesprochen gut!.

„Der große Jahrmarkt”
Autor: Rob Cramer
Verlag: Skellig Games
Für 1 – 4 Personen
Ab 12 Jahren
Dauer: 45 – 60 Minuten
Preis: Ab 45 Euro

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