Es gibt Spiel, die haben diesen gewissen Wow-Effekt. Die sieht man auf einer Spielemesse oder in einem Spieleladen und will wissen, wie dieses wunderbare Spiel denn nun funktioniert. Optik ist eben ein wichtiger Faktor, auch bei Gesellschaftsspielen. Schön ist es dann noch, wenn das Spiel dann auch tatsächlich das hält, was die Optik verspricht. Den Wow-Effekt hatte ich bei der letzten Spiel in Essen, als ich „Die Stunde der Maus” gesehen habe. Erschienen ist das Spiel bei dem Mäuse, die auf einer Kuckucksuhr unterwegs sind und dort Knöpfe und Garn sammeln bei Plaid Hat Games. Ersonnen hat sich das alles Sawyer West. Der bis dahin als Spieleautor noch nicht in Erscheinung getreten war.
Wie funktioniert es?
Für „Die Stunde der Maus” brauchen wir vor allem erst einmal den entsprechenden Platz. Immerhin legen wir eine 50 mal 50 Zentimeter große Kuckucksuhr auf den Tisch. Dazu kommen dann noch die Pendel und seitlich zwei Tafeln, auf denen Aufgabenkarten und Gegenstände ihren Platz finden. In die Mitte der Kuckucksuhr kommen dann noch die Zeiger für Stunden und Minuten. Der Minutenzeiger weist auf die Zwölf, der Stundenzeiger auf die Sieben. Jede Stunde auf der Uhr hat zwei Felder; ein inneres und ein äußeres Feld.
Das innere Feld dient als Wartebereich. Auf jedes äußere Feld wird jeweils ein Objekt gelegt, das zufällig aus einem Beutel gezogen wird. Es gibt Objekte in vier Farben und mit fünf verschiedenen Symbolen. Außerdem bietet jedes äußere Feld auch noch eine Aktion.
Jede Person, die mitspielt, bekommt einen Mausbogen und ein persönliches Tableau für die Objekte oder besser Trophäen, die wir im Laufe des Spiels sammeln. Diese Trophäentableaus sind unterschiedlich und werden zufällig zugeteilt. Die Mausbögen dagegen zeigen die vier verschiedenen Mäuse, die wir alle auch als Spielfiguren erhalten.
Jede Maus hat eine spezielle Eigenschaft, die sie von den anderen Mäusen unterscheidet. Eine fünfte Maus bekommen wir jeweils auch noch, aber nur als Spielfigur. Sie ist nicht auf den Zeigern der Uhr unterwegs, sondern klettert die Pendel unterhalb der Uhr empor.
Damit sammelt sie zwar Siegpunkt, aber keine Objekte, so wie es die anderen Mäuse tun. Und damit kommen wird zum Kern von „Die Stunde der Maus”. Unser Ziel ist es jede Runde, in der sich die Zeiger der Kuckucksuhr bewegen, möglichst die richtigen Objekte einzusammeln und abzuliefern, um damit Siegpunkte zu erhalten. Und zwar jene Objekte, die auf unseren Trophäentableaus zu sehen sind. Dazu kommen noch die Objekte, die von Aufgabenkarten gefordert werden und dann bringen Objekte auch noch Punkte, wenn sie die gleiche Farbe oder das gleiche Symbol haben. Dies möglichst effektiv bei einer Ablieferung von Objekten zu kombinieren, ist die Hauptaufgabe und Herausforderung in „Die Stunde der Maus”.
Vor Beginn des Spiels wurden unsere Mäuse bereits auf einzelne Innen-Felder auf dem Ziffernblatt der Uhr verteilt. Wo welche Maus platziert wird, das bestimmt das jeweilige Trophäentableau. Das Spiel beginnt, indem sich der Minutenzeiger bewegt. Mäuse, die auf dem Minutenzeiger sitzen, können aktiviert werden und vom Zieger herunterspringen.
Sie können das äußere Feld der entsprechenden Uhrzeit ansteuern und dort ein Objekt einsammeln; falls dort noch ein Objekt liegt. Meist wird dies jedoch von der Maus eingesammelt, die als erste aktiviert wurde. Die Mäuse werden in der Sitzreihenfolge auf dem Minutenzeiger aktiviert, vorne beginnend. Anschließend werden die Mäuse auf dem aktuellen inneren Feld aktiviert.
Die Reihenfolge hier wird über eine Rangfolgentafel bestimmt. Alle aktvierten Mäuse können auf jeden Fall die Aktion des aktuellen äußeren Feldes nutzen. Die Aktion verbraucht sich nicht. Mäuse müssen den Zeiger aber auch nicht verlassen, sondern können sitzen bleiben und sich weiter mitnehmen lassen. Mäuse auf dem inneren Feld einer Uhrzeit, können auf das äußere Feld wechseln, wenn sie aktiviert werden, oder sie können auf den Minutenzeiger aufspringen.
Tun sie das, müssen sie sich auf dem Zeiger natürlich ganz hinten anstellen. Was die Mäuse vorne auf dem Zeiger in Schwierigkeiten bringen kann. Denn der Platz auf dem Minutenzeiger ist begrenzt. Ebenso begrenzt ist auch die Anzahl an Objekten, die jede Maus einsammeln kann. Sichtbar wird das am Mäusebogen. Während die Beutelmaus bis zu fünf Objekte tragen kann, hat die Schlaumaus gerade einmal Platz für zwei Objekte. Immerhin können Mäuse, die an der gleichen Stelle sind, Objekte weiterreichen.
Passiert der Minutenzeiger die Sechs und die Elf können Mäuse, die hier auf die äußeren Felder gehen, nun Objekte abliefern. Dabei werden Objekte mehrfach gewertet. Sie können gleichzeitig Reihen auf dem Trophäentableau füllen, beim Erfüllen von Aufgabenkarten helfen und sind immer auch Teil einer Gruppe von Objekten gleicher Farbe oder des gleichen Symbols.
Hat der Minutenzeiger die Zwölf erreicht, ist eine Runde fertig und der Stundenzeiger geht eine Stunde vor. Nun werden vor dem Start der neuen Runde unter anderem alle Mäuse von äußeren Feldern auf innere Felder bewegt. Auf äußere Felder werden neue Objekte gelegt, sollte es dort keine geben. Auch andere Leerstellen werden aufgefüllt, zum Beispiel bei den Aufgabenkarten. Dies geschieht am Ende jeder Runde, außer wenn der Stundenzeiger die Zwölf erreicht. Dann endet das Spiel sofort und es findet die Schlusswertung statt. Wer nun die meisten Siegpunkte vorweisen kann, gewinnt.
Einschätzung
„Die Stunde der Maus” hat eine sehr große Tischpräsenz. Das liegt an der wunderbaren Optik und der Haptik. Die Hintergrundgeschichte und grundlegende Mechanik wurden jedenfalls genial und absolut stimmig umgesetzt. Beide passen auch sehr schön zueinander. Mäuse, die über eine alte Kuckucksuhr huschen, bei Bedarf auf- und abspringen und sich gegenseitig Objekte zuwerfen. Eine schöne Idee, die ich so noch nie gesehen haben und die beim Spielen richtig Spaß macht. Die Regeln sind dazu sehr gut erklärt und der Ablauf prägt sich schnell ein. Doch das niedliche Design täuscht darüber hinweg, dass es sich bei „Die Stunde der Maus” um ein ausgemachtes Kennerspiel handelt. Wann setze ich welche Maus möglichst effektiv ein? Wo müssen die Mäuse landen und sich treffen und wie habe ich alle Objekte dann zusammen, wenn ich sie brauche; dies sind die wichtigen Kernfragen.
Timing ist absolut entscheidend, was wiederum zu einem Spiel mit einer Uhr passt. Auch muss ich die möglichen oder sicheren Absichten der anderen Leute am Tisch im Auge behalten. Was könnte welche Maus als nächstes tun und wie beeinflusst das meine Möglichkeiten und Entscheidungen? Da sich die Situation immer wieder ändern kann, ist das mit der Vorausplanung so eine Sache. Das kann ganz schön Hirnschmalz kosten; und leider dann auch zu Wartezeiten führen. Spannend finde ich die unterschiedlichen Möglichkeiten an Punkte zu kommen. Das lässt mir Optionen offen. Bei den Aktionen gibt es allerdings eindeutig welche, die besser als andere sind, was aber fast bei allen Spielen irgendwie der Fall ist. Insgesamt ist „Die Stunde der Maus” ein gelungenes Kennerspiel, das durch seine Optik und außergewöhnliche Grundidee besticht.
„Die Stunde der Maus”
Autor: Sawyer West
Verlag: Plaid Hat Games / Vertrieb: Asmodee
Für 1 – 4 Personen
Ab 10 Jahren
Dauer: 60 – 120 Minuten
Preis: Ab 40 Euro