Seit vielen Jahren schon bin ich ein großer Fan des klassischen chinesischen Spiels Mah-Jongg. Als ich den ersten Blick auf „Dragon Castle“ geworfen habe, das letzten Herbst bei Horrible Games erschienen ist, habe ich mich sofort an Mah-Jongg erinnert gefühlt. Schöne Steine mit asiatisch anmutenden Symbolen bilden die Grundlage von „Dragon Castle“. Dazu ist das gesamte Setting des Spiels – mit seinen Pagoden und dem Drumherum – eindeutig in Asien verortet. Und dennoch ist „Dragon Castle“ keine Kopie von Mah-Jongg oder eine Variante. Es ist vielmehr ein eigenständiges und sehr schönes Spiel. Mitautor Hjalmar Hach konnte schon mit „Photosynthesis“ begeistern.
Wie funktioniert es?
Bei „Dragon Castle“ geht es darum, aus den Steinen einer alten Drachenburg eine eigene neue Burg zu bauen. Dafür gibt es dann Punkte – je nachdem, wie geschickt ich beim Bau meiner Burg vorgehe. Die Drachenburg wird zunächst aus 116 Steinen in der Mitte auf einem eigenen Bereich errichtet. Die Steine gibt es in sechs verschiedenen Farben und damit verbundenen Symbolen. In den Farben gelb, grün und rot gibt es Steine mit den Werten eins bis sechs. Diese Symbole stehen dabei für die drei Kasten der Bauern, Händler und Krieger. Steine in den Farben schwarz, blau und rosa sind wertvoller und stehen für Winde, Jahreszeiten und Drachen. Zum Bau der eigenen Burg hat jeder Spieler vor sich ein eigenes Spielertableau liegen. Ist ein Spieler am Zug, so hat er vier verschiedene Aktionsmöglichkeiten. Zwei dieser Aktionen bringen Steine aus der alten Drachenburg auf das eigene Tableau und in die eigene Burg. Zwei Aktionen sorgen für Siegpunkte. Bei der ersten Aktion darf der Spieler zwei Steine von der Drachenburg nehmen. Die Voraussetzung dafür: Beide Steine müssen exakt das gleiche Symbol zeigen! Es reicht nicht aus, dass sie zur gleichen Farbe gehören! Beide Steine müssen zudem mindestens eine freiliegende lange Kante haben und mindestens einer der beiden Steine muss aus der obersten Ebene der Drachenburg stammen.
Es ist auch möglich nur einen Stein zu nehmen. Auch dieser eine Stein muss aus der obersten Ebene stammen und mindestens eine freiliegende lange Seite haben. Zusätzlich zu diesem Stein darf sich der Spieler noch einen Schrein in seinen Vorrat nehmen. Es ist auch möglich darauf zu verzichten einen Stein in die eigene Burg einzubauen. In diesem Fall nimmt der Spieler einen Stein nach den bekannten Regeln aus der Drachenburg und legt ihn verdeckt weg. Dafür erhält dieser Spieler einen Siegpunkt. Die vierte Aktion ist erst möglich, wenn in der Drachenburg nur noch Steine in der untersten Etage liegen. Dann darf sich der Spieler auch Plättchen nehmen, die jeweils zwei Siegpunkte einbringen. Dadurch wird dann auch das Spielende eingeleitet. Wenn ein Spieler Steine aus der Drachenburg auf sein eigenes Tableau legen will, dann muss er dabei bestimmte Regeln beachten. Er muss die Steine offen an beliebiger Stelle auf freie Felder und/oder auf verdeckte Steine legen. Niemals darf ein Spieler Steine auf offene Steine legen oder auf verdeckte Steine, auf denen sich bereits ein Schrein befindet. Liegen jetzt mindestens vier offene Steine derselben Art angrenzend zueinander, werden diese Steine „zusammengeführt“. Sie müssen verdeckt hingelegt werden. Die Steine müssen sich an den Seiten berühren, nicht diagonal, dabei ist es unerheblich, ob sich die Steine in einer Ebene oder auf unterschiedlichen Ebenen befinden. Abhängig davon, wie viele Steine in einem Zug gleichzeitig „zusammengeführt“ werden, gibt es Siegpunkte. Je mehr Steine, desto mehr Punkte. Gleichzeitig darf der Spieler auf den eben „zusammengeführten“ Steinen einen oder zwei Schreine errichten. Das ist von der Art der Steine abhängig, auf die der Schrein platziert wird. Drachensteine bringen zudem einen zusätzlichen Siegpunkt ein. Nachdem das Spielende eingetreten ist, bringen Schreine abhängig von der Ebene, auf der sie sich befinden Siegpunkte ein. Dabei kann es maximal drei Ebenen geben. Jetzt wird zusammengezählt, welcher Spieler insgesamt die meisten Siegpunkte erringen konnte.
Einschätzung
Als Mah-Jongg Fan war ich von „Dragon Castle“ gleich positiv angetan und der Eindruck hat sich auch bestätigt. Es ist ein sehr ruhiges Spiel, bei dem es auf gute Planung aber auch taktische Flexibilität ankommt. Es besticht durch die wunderschönen Steine, die sich einfach klasse anfühlen und gut in der Hand liegen. Auch das restliche Material ist schön gestaltet, auch wenn die Spielertableaus ein wenig dicker hätten ausfallen können. Positiv ist für mich auch der variable Aufbau, der zugegebenermaßen ein wenig Zeit beansprucht und nicht unbedingt etwas für Grobmotoriker ist. Die Drachenburg in der Mitte kann zu Beginn des Spiels immer anders aufgebaut werden, so dass stets neue Ausgangsszenarien entstehen. Die Vorschläge, die es hierzu im Regelheft gibt, sind da sehr gut. Dazu gibt es durch zusätzliche Karten diverse Möglichkeiten, das Spiel zu variieren, so dass immer wieder ein neues Spielerlebnis entsteht. Wobei ich mit der Grundversion des Spiels – ohne die Karten – schon völlig zufrieden bin und damit schon genug Herausforderung habe. So besteht aber auch die Möglichkeit den Schwierigkeitsgrad des Spiels den Wünschen der beteiligten Spieler anzupassen. Dabei funktioniert „Dragon Castle“ sowohl zu zweit, als auch zu dritt und zu viert gleich gut. Die Spieldauer ist mit 45 Minuten sehr genau angegeben und hält sich somit absolut in Grenzen. Alles zusammengefasst ist „Dragon Castle“ für mich ein Highlight des Spielejahrgangs und schlicht ein großartiges Spiel!
„Dragon Castle“
Autor: Hjalmar Hach, Luca Ricci, Lorenzo Silva
Verlag: Horrible Games / Vertrieb: Asmodee
Für 2 – 4 Spieler
Ab 8 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: ca. 45 Euro