Die Geschichte von der Arche, die ein gewisser Noah zu bauen hatte, gehört wohl zu den bekanntesten der Bibel und ist auch bei Menschen beliebt, die sonst wenig mit der Bibel anfangen können. Ist es doch ein universelles Bild für die Rettung der Fauna vor dem durch Menschen verursachten Untergang. Spiele zu diesem Thema hat es schon etliche gegeben. Genannte seien hier nur „Animals on Board“ oder auch „Noah“. Auch das neu im Zoch Verlag erschienene „Einer geht noch!“ hat etwas von der Arche-Geschichte. Denn das Ziel ist es möglichst viele (schwere) eigene Tiere mit Hilfe von Booten in den sicheren Hafen zu bringen.
Wie funktioniert es?
Entsprechend der Anzahl der Spieler (2 – 5) werden Boote nebeneinander in einer Reihe ausgelegt. Jedes Boot erhält zufällig eins von 30 Gewichtsplättchen, die in der Regel zwischen zehn und zwanzig Kilo zeigen. Dieses Plättchen gibt das zulässige Gesamtgewicht eines Bootes an. Jeder Spieler erhält in der von ihm gewählten Spielerfarbe zwölf Tierkarten. Jeder Spieler hat dabei ein identisches Set aus Tierkarten. Jedes Tier hat sein eigenes Gewicht. Beginnend bei der winzigen Maus, die null Kilo wiegt, bis zum gewaltigen Elefanten, der elf Kilo auf die Wage bringt. Auch, wenn das natürlich ein wenig unrealistisch ist. Alle anderen Tiere liegen gestaffelt mit ihrem Gewicht dazwischen. Jeder Spieler mischt seine Karten und bildet einen verdeckten Stapel, von dem er die ersten drei Karten zieht. Beginnend mit dem Startspieler legt jeder Spieler reihum nun immer genau eine seiner Tierkarten an ein Boot seiner Wahl an. Dabei gilt, dass eine Karte verdeckt und zwei offen gespielt werden müssen. Außerdem dürfen an einem Boot nie mehr als drei Karten angelegt werden. Das zulässige Gesamtgewicht darf überschritten werden.
Haben alle Spieler ihre drei Karten angelegt, werden zunächst die verdeckt gelegten Tierkarten aufgedeckt. Nun wird beginnend mit dem Boot ganz links geschaut, welche Tiere sich dort befinden. Gibt es dort Tiere, die Aktionen ausführen und / oder genau zwei Tiere derselben Art? Sind zwei Tiere derselben Art im Boot, so sind diese verliebt und ihre Besitzer erhalten eine Amor-Karte, die zwei Siegpunkte einbringt. Solche Tiere, die verliebt sind, führen niemals eigene Aktionen aus und sind nie von Aktionen anderer Tiere betroffen, noch lösen sie solche Aktionen aus. Denn einige Tiere verfügen über spezielle Fähigkeiten. Deren Aktionen werden nun auch ausgelöst. Dabei wird immer die Aktion des Tieres mit dem geringsten Gewicht zuerst ausgelöst, alle anderen Tiere folgen mit aufsteigendem Gewicht. So schaut die winzige Maus, ob sich ein Elefant mit im Boot befindet, sollte dies so sein, wird das Gewichtsplättchen dieses Bootes durch ein neues aus dem allgemeinen Vorrat ausgetauscht. Der schlaue Fuchs will dafür das schwerste Tier im Boot ins nächste Boot verfrachten, aber nur, wenn das zulässige Gewicht im eigenen Boot überschritten wird. Ansonsten fliegt der Fuchs ins Wasser. Der pfiffige Affe wiederum stiftet das (außer ihm) schwerste Tier im Boot an, das dritte anwesende Tier ins nächste Boot zu verfrachten. Durch die Aktionen von Fuchs und Affe kann es passieren, dass im nächsten Boot dann auch mehr als drei Tiere sind. Werden Tiere aus dem letzten Boot verfrachtet, landen sie im Wasser und sind aus dem Spiel. Es sei denn, es handelt sich um einen Tintenfisch.
Dieser schwimmt einfach in den Hafen. Ein Löwe im Boot wird für das nächst leichtere Tier zum Verhängnis, denn es wird vom Löwen gefressen und ist aus dem Spiel. Für Verwirrung bei Fuchs und Affe kann noch der Pfau sorgen, denn dieser wird von den beiden irrtümlich für das schwerste Tier gehalten, wenn er sich mit ihnen im Boot befindet. Sind nacheinander in allen Booten alle Aktionen ausgeführt, wird geschaut, ob die Tiere das zulässige Gesamtgewicht überschreiten oder nicht. Sind die Tiere zu schwer, gehen sie mit dem Boot unter und sind aus dem Spiel. Nur Tintenfische können sich retten. Sind die Tiere leicht genug, werden sie vom Boot in den Hafen getragen und die Spieler dürfen sie vor sich ablegen. Hier nun waren die Tintenfische zu lange auf dem Trockenen und sind aus dem Spiel. Nach der Runde wechselt der Startspieler, auf die Boote werden neue Gewichtsplättchen gelegt und alle Spieler ziehen ihre nächsten drei Karten. Nach vier Runden endet das Spiel. Dann wird geschaut, wer mit seinen Tierkarten und Amor-Karten die meisten Punkte holen konnte.
Einschätzung
„Einer geht noch!“ wirkt auf mich wie eine Mischung aus „Beasty Bar“ und „Chickwood Forest“. Beide Spiele sind auch im Zoch Verlag erschienen. Von „Beasty Bar“ kommt das Element, dass Tiere mit ihren Fähigkeiten interagieren und interessante Kettenreaktionen ausgelöst werden können. Von „Chickwood Forest“ kenne ich das Anlegen einer begrenzten Anzahl von Karten unterhalb eines Schlosses (Bei „Einer geht noch!“ sind es eben Boote), von denen immer auch Karten verdeckt gespielt werden, um die Mitspieler im Unklaren darüber zu lassen, was die eigenen Absichten sind. Das macht „Einer geht noch!“ nun keineswegs zu einer drögen Mischung aus diesen Spielen. Im Gegenteil, Paco Yunez ist es gelungen diese Elemente so in sein Spiel einzubauen, dass es sehr unterhaltsam, kurzweilig und spannend ist. Die Begrenzung auf immer nur drei Karten, die in einer Runde ausgespielt werden, macht die Entscheidungsfindung leicht.
Der Nachteil: Als Spieler habe ich bei schlechten Kartenkonstellationen keine Möglichkeit variabel zu reagieren. Wenn die zulässigen Gewichte auf den Booten alle niedrig sind, ich aber nur dicke Brummer, wie Elefant und Bär auf der Hand habe, so sinken meine Chancen, diese punkteträchtigen Tierkarten in den sicheren Hafen zu bringen. Es ist natürlich immer auch davon abhängig, was die lieben Mitspieler so auf der Hand haben und wie sie ihre Karten ausspielen. So kann es auch manche Überraschung geben. Wobei ich auch versuchen kann, mir zu merken, wer welche Karte bereits gespielt hat. Dabei ist es hilfreich, dass die Tierkarten offen vor ihren Besitzern liegen, wenn sie in den Hafen gelangt sind. Dennoch bleibt eine gewisse Unwägbarkeit und fehlende Planbarkeit. Diese machen „Einer geht noch!“ aber auch gerade spannend. Das ist natürlich nichts für Vielspieler, die diese Art des Zufalls nun gar nicht lieben. Für Familien und Gelegenheitsspieler ist es aber genau die richtige Zutat. Dabei bietet „Einer geht noch!“ aber auch etliche Augenblicke, in denen sich das genau Nachdenken und kluge Ausspielen von Karten sehr lohnt. Meist merkt man erst hinterher, welchem gedanklichen Fehler man aufgesessen ist. Und manchmal geht man auch ein zu großes Wagnis ein, um ein lukratives Tier in den eigenen Hafen zu bekommen. Die Illustrationen der Tiere sind schön und stimmig. Die Spieldauer wirklich angenehm kurz. Die Anforderung hält sich in Grenzen, da sich die Spieler nur bei vier (Maus, Fuchs, Affe und Löwe) von zwölf Tieren spezielle Aktionen und bei zwei Tieren (Pfau und Tintenfisch) spezielle Regeln merken müssen. Insgesamt hat uns „Einer geht noch!“ viel Spaß gemacht und wir haben sofort mehrere Partien gespielt. Es ist ein schönes, kurzweiliges Familienspiel, das sich – auch aufgrund seiner geringen Größe – dafür eignet, in den nächsten Sommerurlaub mitgenommen zu werden.
„Einer geht noch“
Autor: Paco Yanez
Verlag: Zoch
Für 2 – 5 Spieler
Ab 8 Jahren
Dauer: 20 Minuten
Preis: 13 Euro
…bzgl. “Arche Noah” sollte aber unbedingt noch das Spiel “Arche Opti Mix” aus dem Verlag “Spiele von Doris und Frank” erwähnt werden, zu dem es dann mit “Arche Extra Mix” auch noch ne Erweiterung gab……
Gruß
Dietmar