Wenn ein Buch, ein Film oder ein Spiel erfolgreich war, dann wird in der Regel eine Serie daraus gemacht. Bei manchen ist das schon von vornherein so angelegt, bei andern entwickelt es sich. Mit dem Spiel „Die verbotene Insel“ hat Schmidt Spiele im Jahr 2010 jedenfalls eine Reihe gestartet, in der inzwischen das vierte Abenteuer „Forbidden Jungle“ erschienen ist. Mussten wir bisher von einer Insel (Die verbotene Insel), aus der Wüste (Die vergessene Stadt) und einer Forschungsstation in den Wolken (Forbidden Sky) fliehen, ist es nun ein Dschungel, in dem wir gelandet sind, aus dem uns die Flucht gelingen muss. Die Zeit in Form von Gefahrenkarten und gefährliche Aliens arbeiten in diesem kooperativen Spiel von Matt Leacock gegen uns. Nur, wenn wir gut zusammenarbeiten, können wir gewinnen.
Wie funktioniert es?
Mit der Rakete, mit der wir in „Forbidden Sky“ von der Forschungsstation in den Wolken geflohen sind, sind wir in einem Dschungel auf einem fernen Planeten gelandet. Diesen „Forbidden Jungle“ müssen wir nun versuchen wieder lebend zu verlassen.
Das kann uns nur gelingen, wenn wir ein Portal finden und vier Kristalle, die wir links, rechts, oben und unten um dieses Portal platzieren. Wo sich Kristalle auf dem Planeten befinden, das wissen wir schon von Anfang an, welche davon auch tatsächlich funktionieren, müssen wir herausfinden. Ebenso müssen wir auch erst Portale entdecken und das geschieht, indem wir Plättchen aufdecken, auf die wir uns vorher natürlich erst noch bewegen müssen.
Alle Plättchen – außer den Kristallen – haben wir verdeckt gemischt und legen sie nach einem vorgegebenen Muster ebenso verdeckt in die Tischmitte. Die Kristalle kommen dabei an bestimmte Stellen in das Muster. Das jeweilige Muster, in dem wir die Plättchen auslegen, gibt schon einen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad vor. Wie wir die Plättchen auslegen können, geben uns Karten vor.
Auf einige Plättchen werden dann, nach der Vorgabe der gewählten Karte, schon mal Aliens, Larven und Eier gelegt. Wir alle erhalten zufällig einen von sechs möglichen Charakteren, den wir spielen. Jeder Charakter hat ganz bestimmte Eigenschaften.
Die Ärztin kann zum Beispiel andere Charaktere mitnehmen und heilen, der Biologe kann alle Aliens und Larven auf einem Plättchen auf einmal zerstören, die Chemikerin kann das mit Eiern und Netzen tun; um nur mal drei Charaktere und ihre Eigenschaften zu nennen.
Bin ich am Zug habe ich bis zu vier Aktionen. Ich kann sie beliebig kombinieren und auch dieselbe Aktion mehrfach ausführen. Ich kann mich bewegen, ich kann Orte erkunden – also ich decke Ortsplättchen auf, ich kann Maschinen auf Orten aktivieren und ich kann Aliens, Larven, Eier und Netze entfernen.
Was ich für Aktionen nutzen sollte und in welcher Reihenfolge, das können und sollten wir untereinander absprechen. Denn die Aliens stellen eine Bedrohung für uns dar, weil sie uns töten. Passiert das auch nur einem Charakter aus unserer Gruppe, dass sein Leben auf null sinkt, haben wir alle gemeinsam das Spiel verloren. Das haben wir auch, wenn zu viele Kristalle und Portale, die wir ja benötigen, um fliehen zu können, zerstört wurden. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, wie wir verlieren, aber nur eine einzige, wie wir gewinnen können: Wir müssen alle Charaktere gemeinsam auf einem Portal versammeln, vier aktive Kristalle drum herum positionieren und es dürfen keine Aliens, Larven, Eier oder Netze auf dem Portal liegen.
Wie bei allen Spielen der Reihe müssen auch bei „Forbidden Jungle“ am Ende jedes Zuges, den jemand macht, Karten von einem Stapel mit Gefahrenkarten aufgedeckt werden. Zunächst nur zwei, dann drei und immer mehr. Mit jeder Karte passiert etwas, was wir nicht wollen und den Druck auf uns erhöht. Aliens zum Beispiel legen Eier, aus den Eiern schlüpfen Larven, daraus erwachsen Aliens, die spinnen Netze, die uns Wege versperren. Manchmal bricht unter uns der Boden weg, und immer wieder steigt der Gefahrenlevel an.
Der Gefahrenlevel wird auf einer Anzeige festgehalten. Kommt die Karte „Gefahr steigt“ müssen wir den Gefahrenlevel nach oben schieben. Und je höher er steigt, umso mehr Gefahrenkarten müssen wir ziehen. Die Karte „Gefahr steigt & Mischen“ zwingt uns dazu zusätzlich noch alle bisher im Spiel bereits abgehandelten Gefahrenkarten zu mischen und dann wieder unter den Stapel mit den Gefahrenkarten zu legen. Die bereits bekannten Gefahren kommen also wieder, nur nicht so schnell. Wenn der Gefahrenlevel übrigens ganz oben angekommen ist, haben wir auch verloren. Hilfe bekommen wir durch Ausrüstungskarten, die wir erhalten, wenn wir entsprechende Ortsplättchen aufdecken.
Auch die Maschinen an einzelnen Orten sind immens wichtig, um überhaupt in der Lage zu sein, die uns gestellte Aufgabe zu bewältigen. Denn die Kristalle, die wir um ein Portal platzieren sollen, müssen erst dorthin kommen. Das geht nur mit bestimmten Maschinen, die aber sehr bald wegbrechen können. Es ist also auch ein Rennen gegen die Zeit.
Einschätzung
„Forbidden Jungle“ ist neben dem ersten Teil „Die verbotene Insel“ für mich der stärkste Teil der Reihe. Die Geschichte mit den Aliens, die sich zum Teil schlagartig vermehren, uns überrennen und uns mit ihren Netzen die Wege abschneiden, ist stimmig. Dabei brechen gleichzeitig Teile des Dschungels nach und nach unter uns weg. Das kann mitunter sogar hilfreich sein. Denn wir müssen in der Regel selbst Teile entfernen, um überhaupt die Kristalle neben einem Portal platzieren zu können. Und die Ortsplättchen bewegen zu können ist unentbehrlich.
Doch hier kann uns das Gefahrenkartendeck einen Strich durch die Rechnung machen. Je nachdem wo sich die hilfreichen Ortsplättchen befinden, kann es dauern bis wir dorthin kommen. Erfolg oder Nichterfolg hängen da zum Teil auch von dem Glück oder Zufall ab. Aber eben nicht nur. Es ist schon auch gut austariert, was wann wie zum Tragen kommt.
Einige Dinge sind in der deutschen Ausgabe bei Schmidt Spiele im Gegensatz zur ursprünglichen Version von Gamewright, die letztes Jahr erschienen ist, verändert worden. So verfügen die Aliens jetzt über stabile Standflächen und fallen nicht mehr um. Die Ausrichtung aller Ortsplättchen, wenn sie aufgedeckt werden, am Startplättchen wurde noch einmal hervorgehoben. Das sorgt für mehr Übersicht. Die geht auch sonst schon mal verloren. Denn im Handumdrehen sammeln sich da sehr viele Aliens, Larven, Eier und Netze auf einzelnen Ortsplättchen. Die verdecken dann schon mal, ob das nun ein Portal ist, auf dem sie stehen oder ein Nest.
Durcheinander kann es auch gehen, wenn durch Gefahrenkarten Larven und Aliens bewegt oder Eier und Netze gelegt werden müssen. Wenn hier alle helfen wollen, dann kann es schnell zu Unsicherheiten kommen. Wurden diese Larven schon bewegt? Hast Du schon Eier auf dieses Plättchen gelegt? Haben wir alle Nester beachtet? Auch hier müssen sich alle gut absprechen, damit es kein Chaos gibt. Das ist für mich dann aber immerhin noch thematisch stimmig für ein kooperatives Spiel. Trotzdem kann sich diese Phase wie eine Art Spielunterbrechung anfühlen, wenn sie nicht koordiniert und schnell abläuft.
Für mich überwiegen aber deutlich der Spaß an der gestellten Aufgabe und die Spannung, die das Spiel mit sich bringt. Wir haben eine Art Puzzle zu lösen und dann sollen wir auch noch Gefahren abwehren und überleben. Das alles untereinander zu koordinieren, ist eine echte Herausforderung und macht mir extrem viel Spaß. Ich finde es auch thematisch bis in Kleinigkeiten hinein rund und durchdacht. Kurzum: Wer spannende, thematische, kooperative Spiele mag, liegt bei „Forbidden Jungle“ absolut richtig!.
„Forbidden Jungle”
Autor: Matt Leacock
Verlag: Schmidt Spiele
Für 2 – 5 Personen
Ab 10 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: Ab 32 Euro