Die Azteken, die Griechen, die Chinesen. Alles Hochkulturen, die sich über Jahrhunderte oder Jahrtausende entwickelt haben. Wer nicht so viel Zeit hat, kann eine neue Kultur auch in gut einer Stunde entstehen lassen. Das verspricht jedenfalls „Hadara“, das im Frühjahr im Hans im Glück Verlag erschienen ist und jetzt bereits eine zweite Auflage erlebt hat, bei der das Design der Schachtel verändert wurde.
Wie funktioniert es?
„Hadara“ wird über drei Epochen zu je zwei Abschnitten gespielt und hat zwei große Komponenten. Das ist zum einen das eigene Spielertableau, über das jeder der bis zu fünf Spieler verfügt. Das wesentliche Element des Tableaus sind vier Entwicklungsleisten, auf denen die Spieler Marker bewegen. Diese vier Leisten stehen für Geld (gelb), Militär (rot), Kunst (blau) und Landwirtschaft (grün). Sie zeigen den Stand der Entwicklung der Kultur eines Spielers im jeweiligen Bereich an. Alle Spieler fangen im Grunde bei null an und arbeiten sich über drei Epochen hinweg auf ihren Leisten nach vorne. Immerhin erhält jeder Spieler zu Beginn zufällig ein Startplättchen, das auf jeder Leiste bereits einige Punkte einbringt und die Marker nach vorne rutschen lässt. Im Verlauf des Spiels können sich die Spieler auf den verschiedenen Leisten weiterentwickeln, wenn sie entsprechende Personen in ihre Kultur holen.
Und das ist dann die zweite große Komponente im Spiel: Der zentrale Spielplan. Die Personen, die helfen die eigene Kultur weiterzuentwickeln, gibt es in Form von Karten eben dort. Der zentrale Spielplan ist in fünf Bereiche unterteilt. Jeder Bereich ist einer Farbe zugeordnet. In der Mitte zwischen den Bereichen gibt es eine Drehscheibe, die die Symbole zeigt, die sich auch auf den Tableaus der Spieler finden. Der Startspieler darf die Drehscheibe so einstellen, dass sein Symbol auf den Bereich zeigt, aus dem er gerne Karten nehmen will. Die Symbole aller anderen Spieler zweigen dann entsprechend auf andere Bereiche. Alle Spieler nehmen gleichzeitig zwei verdeckte Karten aus dem ihnen zugewiesenen Bereich. Das geschieht gleichzeitig. Alle Spieler entscheiden dann auch simultan, welche der beiden eben genommenen Karten sie offen zurück in den jeweiligen Bereich legen. Für die zweite Karte müssen nun alle Spieler jeweils entscheiden, ob sie die Karte zu ihrem Tableau hinzufügen und dafür die entsprechenden Kosten zahlen. Wenn das geschieht, bewegen die meisten Karten den Marker in ihrer Farbe auf der zugehörigen Entwicklungsleiste und oft auch noch einen zweiten Marker. Wenn ein Spieler die Karte nicht seinem Tableau hinzufügen will, dann kann er die Karte auch abwerfen und dafür Geld erhalten. Anschließend wird die Drehscheibe in der Mitte des Spielplans um genau einen Bereich im Uhrzeigersinn weitergedreht. Das Prozedere wiederholt sich so lange, bis keine verdeckten Karten mehr auf dem Spielplan liegen.
Dann werden die Geldleiste, die Militärleiste und die Kunstleiste jedes Spielers ausgewertet. Jeder Spieler erhält so viel Geld, wie es seine Geldleiste angibt. Ein entsprechender Fortschritt auf der Militärleiste erlaubt es, bestimmte Kolonien zu nehmen. Diese bringen Siegpunkte ein und können auch noch mal die Marker auf den Entwicklungsleisten positiv verändern. Wer auf der Kunstleiste weit genug gekommen ist, der darf Büsten meißeln, die natürlich auch Siegpunkte einbringen oder alternativ ebenfalls die Marker auf den Entwicklungsleisten bewegen. Haben alle Spieler ihre gewünschten Aktionen durchgeführt, geht es in den zweiten Abschnitt der ersten Epoche. Nun nimmt sich jeder Spieler eine Karte von einem offenen Stapel. Dies geschieht nacheinander und nicht, wie im ersten Abschnitt, gleichzeitig. Ansonsten gelten dieselben Regeln. Liegen keine offenen Karten mehr aus, werden die Entwicklungsleisten wieder ausgewertet. Doch diesmal spielt neben der Geldleiste, der Militärleiste und der Kunstleiste auch die Landwirtschaftsleiste eine Rolle. Ich muss dort mindestens so weit entwickelt sein, wie ich Personenkarten an meinem Tableau anliegen habe. Ist dies nicht der Fall, muss ich Personenkarten von meinem Tableau abwerfen.
Damit endet die erste Epoche. Die zweite und dritte Epoche werden genau wie die erste Epoche gespielt. Dafür werden dann eben jeweils die Personenkarten der Epochen zwei und drei auf das Spielbrett verteilt. Nach drei Epochen, die man auch als Runden bezeichnen könnte, wird geschaut, wer seine Kultur am weitesten entwickeln konnte.
Einschätzung
Mich hat zuerst die Optik von „Hadara“ angesprochen: Sowohl Gestaltung als auch Material haben mir von Anfang an gefallen. Es ist eines jener Spiele, die ich gerne ausprobieren will, weil es ansprechend gestaltet ist und interessant aussieht. Denn auch Spielidee und die Spielabläufe finde ich gut. Die Mechaniken des Spiels greifen auch tatsächlich verzahnt ineinander. Das ist alles schön abgerundet und aufeinander abgestimmt. Es gibt viele kleine und große Stellschrauben, mit denen ich die Entwicklung meiner Kultur beeinflussen kann.
Versuche ich bei auf einer bestimmten Entwicklungsleiste besonders voranzupreschen oder verteile ich meinen Fortschritt lieber gleichmäßig auf alle Bereiche? Das Spiel belohnt beide Strategien. Viel ist natürlich davon abhängig, welche Karten ich ziehe und was mir die Mitspieler so übriglassen, wenn es in den jeweils zweiten Abschnitt einer Epoche geht. Davon abgesehen geht das Startkapital irgendwann zu neige und ich muss Karten für Geld abwerfen und die Versorgung am Ende einer Epoche sollte nicht unterschätzt, aber auch nicht überbewertete werden. Generell gilt, wie bei so vielen Spielen: Ich kann nicht alles tun, was ich gerne tun würde. Also muss ich Kompromisse eingehen und mich von bestimmten Plänen verabschieden. Die Regeln von „Hadara“ wirken zwar zuerst umfangreich; sie sind es aber letztlich nicht. Die Abläufe des Spiels sind sehr eingängig und ich finde schnell ins Spiel rein. Dabei versteht es „Hadara“ durchaus Atmosphäre zu erzeugen. Allerdings gibt es auch Menschen, denen das Spiel zu wenig Kulturentwicklung bietet. Das sehe ich nicht ganz so kritisch. „Hadara“ ist für mich ein klassisches großes Familienspiel, das eine schöne Optik und interessante Spielmechaniken bietet. Es gefällt mir sehr gut und ich habe Spaß damit.
„Hadara“
Autor: Benjamin Schwer
Verlag: Hans im Glück
Für 2 – 5 Spieler
Ab 10 Jahren
Dauer: 60 Minuten
Preis: 40 Euro