Indian Summer

© Pegasus Spiele

Es gibt Autoren, die bevorzugen eindeutig ein gewisses Genre. Andere zeichnen sich dagegen dadurch aus, dass sie ein bestimmtes Spielprinzip oder eine Spielmechanik immer wieder gerne verwenden. Zu letzteren scheint auch Uwe Rosenberg zu gehören. Davon abgesehen, dass der Mann ein Spiel nach dem anderen raushaut (zu den bekanntesten gehören Bohnanza, Agricola und auch Caverna), bevorzugt er Worker Placement und den Puzzlemechanismus. Deutlich macht das auch wieder das jetzt bei der Edition Spielwiese erschienene „Indian Summer“. Der Begriff steht für bunte Herbstwälder im Nordosten der USA und die bekommen wir auch geboten.

Wie funktioniert es?
Bei „Indian Summer“ müssen die Spieler Waldboden mit Laub bedecken. Der Waldboden ist in diesem Fall ein kleines rechteckiges Tableau, das vor jedem Spieler liegt. Der Waldboden ist in sechs Bereiche und viele quadratische Felder eingeteilt. Auf dieses Raster muss das Laub platziert werden. Das Laub sind viele kleine Plättchen in verschiedenen Größen und Formen: Streifen, Winkel, Quadrate und andere. Jedes Laubplättchen verfügt über ein Loch, das für das Spiel eine wichtige Funktion hat (mehr dazu weiter unten). Die Laubplättchen müssen nach und nach so auf den Waldboden gelegt werden, dass am Ende möglichst der komplette Boden bedeckt ist. Dabei dürfen die Laubplättchen weder überlappend gelegt werden, noch dürfen sie über den Rand des Spielertableaus hinausragen. Etwaige Lücken können durch einzelne Eichhörnchen geschlossen werden. So hat jeder Spieler, wenn er am Zug ist die Wahl zwischen zwei Hauptaktionen: Entweder genau ein Laubplättchen legen oder ein Eichhörnchen platzieren. Wer zuerst fertig ist, hat gewonnen. Doch ganz so einfach ist die Sache dann doch nicht.

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Die Spieler dürfen sich nicht einfach beliebig Laubplättchen nehmen. Die Auswahl ist eingeschränkt. Jeder Spieler hat zu Beginn einen persönlichen Vorrat aus fünf festgelegten Laubplättchen. Sind diese aufgebraucht, darf der Spieler nach bestimmten Regeln seinen persönlichen Vorrat aus einer zentralen Auslage wieder auffüllen. Will ein Spieler früher und mehr Laubplättchen zur Auswahl haben, muss er Blaubeeren einsetzen. Diese gibt es als Fundstücke auf dem Waldboden, ebenso wie Nüsse, Pilze und Federn. Platziere ich ein Laubplättchen so auf dem Waldboden, dass ein Fundstück durch das Loch in dem Laubplättchen sichtbar ist, kann ich mir dieses Fundstück nehmen; allerdings erst dann, wenn ich den kompletten Bereich abgedeckt habe, in dem sich das Fundstück befindet. Also heißt es gut planen! Pilze lassen es zu, bei anderen Spielern Laubplättchen aus deren persönlichen Vorrat zu stehlen und auf dem eigenen Waldboden unterzubringen. Nüsse ermöglichen es, mehr als ein Eichhörnchen zu legen und durch Federn können Spieler, gleich zwei eigene Laubplättchen platzieren. Diese besonderen Aktionen ersetzen zum Teil (Pilze, Federn) die eigentliche Aktion während des Zuges eines Spielers. Manche Aktionen (Blaubeeren, Nüsse) dürfen zusätzlich ausgeführt werden. Daneben gibt es noch Tierplättchen in der allgemeinen Auslage. Wer sie richtig einsetzt, kann ein zweites Mal Fundstücke einstreichen. Den Fundstücken kommt im Spiel eine große Bedeutung zu. Sie sollten nicht unterschätzt werden.

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Einschätzung
Ich mag das „Indian Summer“ schon deshalb, weil das Spiel einfach schön aussieht! Es macht großen Spaß in diesem Laubhaufen zu wühlen und den Waldboden zu bedecken; das ist rein optisch ein Genuss. Das Spielprinzip ist freilich nicht neu. Uwe Rosenberg hat es ja schon in anderen Spielen wie „Patchwork“ und „Cottage Garden“ verwendet. Das tut dem Spielspaß allerdings keinen Abbruch. Bei „Indian Summer“ gibt es genug neue Elemente. Der Unterschied zu „Cottage Garden“ besteht vor allem in der stärkeren Interaktion zwischen den Spielern und darüber hinaus gibt es auch noch mehr taktische Möglichkeiten. Die kommen durch die Fundstücke ins Spiel, die sehr viele Aktionen zulassen, wenn man sie richtig nutzt. Da muss ich sehr genau überlegen, wie ich das mit den Laubteilen am günstigsten hinbekomme und wie ich meine Fundstücke effektiv nutze. Ähnlich wie bei „Cottage Garden“ scheinen die Regeln zunächst sehr einfach. Was sie ja auch sind. Doch bald schon stellt sich heraus, dass „Indian Summer“ mehr taktische Tiefe hat, als es zunächst den Anschein hatte. Es ist anspruchsvoll, aber nicht überfordernd. Dabei können die eigenen Züge gut während der Aktionszeit der anderen Spieler geplant werden, wodurch es einem selbst nicht langweilig wird. „Indian Summer“ fließt ruhig dahin, ohne große Aufregung und Brimborium. Das Spielgefühl passt zum Thema und beides gefällt mir ausgesprochen gut. Für mich ist „Indian Summer“ ein ideales Familienspiel, das sich auch ganz hervorragend unter dem Weihnachtsbaum macht! Passt da schon optisch einfach gut hin! Bleibt noch die Frage: Was ist, wenn ich „Cottage Garden“ schon habe? Lohnt sich dann „Indian Summer“ auch noch? Diese Frage muss letztlich jeder für sich beantworten. Ich meine schon: Es lohnt sich!

„Indian Summer“
Autor: Uwe Rosenberg
Verlag: Edition Spielwiese / Pegasus Spiele
Für 1 – 4 Spieler
Ab 10 Jahren
Dauer: 15 – 60 Minuten
Preis: 30 Euro

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