Living Forest

© Ludonaute / Pegasus Spiele

Es ist zunehmend nicht zu übersehen: Der Wald leidet! Die Hitze und Trockenheit in diesem Sommer haben ihm noch einmal besonders zugesetzt. Viele Waldbrände haben verheerende Schäden hinterlassen. Der Schutz des Waldes ist deshalb ein ganz wichtiges Thema. Aufgegriffen wird es auch bei „Living Forest“, das in diesem Jahr den begehrten Preis Kennerspiel des Jahres einheimsen konnte. Vielleicht gab es den Preis ja auch ein wenig wegen des gewählten Themas. Dabei ist das Spiel des dänischen Autors Aske Christiansen aber nicht in der realen Welt angesiedelt, sondern in einer Fantasiewelt, in der wir in die Rollen von Naturgeistern schlüpfen, die die vier Jahreszeiten symbolisieren. Unser Ziel ist es, den Wald zu schützen und nebenbei eine von drei möglichen Siegbedingungen zu erfüllen.

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Wie funktioniert es?
Das Spiel hat mehrere Bereiche, in denen Aktionen stattfinden können. Da wäre ein zentraler Steinkreis, auf dem die Spielfigur jedes Mitspielenden aufgestellt wird. In der Mitte des Steinkreises ist Platz für bis zu sieben Flammenplättchen, die es zu löschen gilt. Außerdem gibt es zwei Aufsteller mit zusammen zwölf verschiedenen Bäumen, die verschiedene Vorteile bringen, wenn ich sie auf meinem persönlichen Tableau ablege. Dieses liegt vor mir und bietet Platz für fünfzehn Bäume. Einen habe ich schon zu Beginn des Spiels. Es ist mein persönlicher Baum, der auch durch ein Bonusplättchen neben meinem Tableau symbolisiert wird. Dort liegen noch zwei weitere Bonusplättchen. Eins steht für eine Flamme und eins für eine Blume. Immerhin gewinnt das Spiel, wer zuerst zwölf Flammen oder zwölf Blumen oder zwölf verschiedene Bäume gesammelt hat. Ein dritter Bereich, in dem Aktionen möglich sind, neben dem Steinkreis und den Baumaufstellern ist der Tier-Spielplan.

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Hier werden in drei Reihen vier Tierkarten ausgelegt. Jede Reihe hat dabei unterschiedliche Kostenrahmen, in denen sich ein Tier bewegt, um es anzulocken. Befüllt werden die Reihen von drei entsprechenden Kartenstapeln. Tiere anzulocken ist deshalb wichtig, weil für fast alle Aktionen Tierkarten benötigt werden. Deshalb haben alle Mitspielenden zu Beginn des Spiels schon ein identisches Kartenset mit Tierkarten erhalten.

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Auf den Tierkarten sind am linken Rand bis zu sechs unterschiedliche Symbole zu sehen. Vier davon haben mit Aktionen zu tun, die ich ausführen kann. Ein Symbol bezieht sich auf eine der drei Siegbedingungen ein weiteres hat mit einem zentralen Element des Spiels zu tun: Dem Aufdecken des eigenen Kartendecks in der ersten Phase jeder Runde. In jeder Runde decken wir alle zunächst gleichzeitig beliebig viele von unseren – in einem gemischten Stapel liegenden – Tierkarten auf. Entscheidend ist es im richtigen Moment damit aufzuhören. Denn drei Einzelgänger unter meinen aufgedeckten Tierkarten erlauben mir in der darauffolgenden Aktionsphase nur eine einzige Aktion. Sind es nur zwei Einzelgänger, die da in der Reihe vor mir liegen, habe ich zwei Aktionen, diese müssen aber unterschiedliche sein. Ob es ein Einzelgänger ist, den ich da aufgedeckt habe, sehe ich an einem schwarzen Symbol oben links in der Reihe der Symbole. Es gibt auch Tiere, die an dieser Stelle ein Geselligkeitssymbol zeigen. Sie heben das Symbol eines Einzelgängers auf.

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Haben alle das Aufdecken ihrer Tierkarten beendet, geht es in die nächste, die Aktionsphase. Hier geht es jetzt im Uhrzeigersinn. Die Person, die den Baum-Marker vor sich liegen hat. Beginnt diese Phase. Fünf verschiedene Aktionen sind grundsätzlich möglich. Ich kann ein sogenanntes Magie-Fragment nehmen. Es erlaubt mir beim Aufdecken der Tierkarten eine soeben aufgedeckte Karte mit einem Einzelgänger Symbol, diese Karte direkt auf meinen Ablagestapel zu legen. Die erste Aktion, die ein Symbol auf einem Tier erfordert, ist das Anlocken neuer Tiere. Hier zähle ich die Sonnensymbole zusammen, über die ich insgesamt verfüge. Die meisten finden sich auf Tierkarten, es zählen zum Beispiel aber auch Sonnensymbole auf Bäumen, die ich bereits auf mein Tableau gepflanzt habe. Ich kann so viele Tiere anlocken, deren Anlockkosten in Summe meinen Sonnensymbolen entspricht oder niedriger ist. So angelockte Tiere lege ich auf meinen Nachziehstapel und werde sie damit in der kommenden Runde auf jeden Fall zuerst aufdecken! Eine weitere Aktion ist das Löschen von Bränden. Dazu zähle ich die Wassersymbole auf meinen aufgedeckten Tieren und Bäumen zusammen. Ich kann dann Feuerplättchen aus der Mitte des Steinkreises entfernen, deren Gesamtwert der Summe meiner Wassersymbole entspricht oder niedriger ist. Das Blatt-Symbol erlaubt es mir einen Baum zu pflanzen!

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Ich wähle einen Baum, dessen Kosten gleich oder niedriger meiner Baumsymbole ist. Ich platziere diesen Baum dann auf meinem persönlichen Tableau. Sollte ich mit Bäumen Reihen oder Spalten auf meinem Tableau komplettieren, dann kann das weitere Bonus-Symbole freischalten. Auch weitere Bonusaktionen sind möglich, wenn ich die Ecken meines Tableaus belege. Die letzte mögliche Aktion ist dann das Voranschreiten auf dem Steinkreis mit meiner Spielfigur. Dazu zähle ich alle Schneckensymbole zusammen. Das Voranschreiten auf dem Steinkreis, kann mir Bonusaktionen erlauben oder Magie-Fragmente einbringen. Vor allem kann ich, wenn ich die Spielfigur einer anderen Person überspringe, dieser eines ihrer Bonusplättchen abnehmen und sie meiner Sammlung hinzufügen. Dadurch komme ich selbst schneller zum Ziel und verlangsame die anderen. Haben alle ihre möglichen und gewünschten Aktionen durchgeführt, wird in der dritten und letzten Phase jeder Runde geprüft, ob noch Flammen in der Mitte des Steinkreises liegen. Sollte dies so sein, müssen sie mit der Summe der eigenen Wassersymbole abgewehrt werden. Gelingt mir das nicht, muss ich zur Strafe eine Feuer-Waran-Karte in mein Deck aufnehmen, und zwar so viele, wie noch Flammen in der Mitte liegen. Das gilt es unbedingt zu verhindern. Denn Feuer-Warane sind notorische Einzelgänger und sonst nichts. Sie blockieren mein Deck.

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Dann werden neue Flammen in die Mitte gelegt. Abhängig ist deren Anzahl und Höhe von der Anzahl der Tiere und der Reihe, aus der sie angelockt wurden. Die Tierreihen auf dem Tierspielplan werden dann wieder aufgefüllt. Anschließend legen alle die Tierkarten ab, die sie in dieser Runde aufgedeckt haben und der Baum-Marker wird im Uhrzeigersinn weitergereicht. Zu Beginn dieser letzten Phase wird auch überprüft, ob jemand die Bedingungen für das Ende des Spiels erfüllt hat. Da sich Blumen vor allem auf Tierkarten befinden, ist es wichtig, die Siegbedingungen zu prüfen, bevor die eigene offene Tierreihe abgeräumt wird. Hat also jemand entweder zwölf verschiedene Bäume oder zwölf Blumen oder zwölf Flammen endet das Spiel sofort. Es kann durchaus passieren, dass mehrere Personen gleichzeitig wenigstens eine der Bedingungen erfüllen. Dann gibt es dennoch eine Methode, die Person zu ermitteln, die dann gewonnen hat.

Einschätzung
Schon auf der Spielemesse letztes Jahr in Essen war „Living Forest“ ein Hingucker. Das sehr schöne Spiel hat sofort viele Menschen begeistert. Und das zurecht. Optisch ansprechend ist „Living Forest“ ein Spiel, das eine klare Strategie und viele kluge taktische Entscheidungen fordert. Denn ich kann mich gleich zu Beginn auf eine Strategie festlegen, die ich dann auch konsequent verfolgen sollte, wenn das die anderen am Tisch zulassen. Denn natürlich muss ich aufpassen, wenn jemand schnell viele Flammen sammelt.

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Dann muss ich zusehen, in diesem Bereich auch aktiv werden zu können und Flammen zu löschen. Aber auch die Blumenstrategie über entsprechende Tiere und Bäume kann sehr schnell zum Erfolg führen. Dagegen ist es recht mühsam, aber nicht ausgeschlossen, zwölf verschiedene Bäume zu haben. Ich habe auch schon Leute gesehen, die das sehr schnell hinbekommen haben. Die eigene Strategie ist das eine, die der anderen im Auge zu haben und dagegen etwas tun zu können das andere. Da muss ich auch taktisch agieren und das gilt es besonders bei der Auswahl der Tiere, die ich in mein Deck aufnehme! Helfen sie meiner Strategie oder lassen sie mich flexibel genug sein? Welche Karten habe ich überhaupt in meinem Deck? Das sollte ich mir merken können! Natürlich ist mit dem Kartenaufdecken in der ersten Phase des Spiels auch ein gewisses Zockerelement dabei, das für Spannung sorgt. Aber ich habe selbst viel in der Hand und kann das meiste – wenn auch nicht alles – steuern. Das fühlt sich sehr gut an. Da diese Phase gleichzeitig geschieht, ist auch die Spieldauer angenehm kurz und sie wurde bei uns auch schon in den ersten Partien nicht überschritten. Das spricht für das Spiel. „Living Forest“ ist ein anspruchsvolles Spiel, dass genau die richtige Mischung verschiedener Elemente mit sich bringt und ist ein würdiger Preisträger für das Kennerspiel des Jahres 2022.

„Living Forest“
Autor: Aske Christiansen
Verlag: Ludonaute / Vertrieb: Pegasus Spiele
Für 2 – 4 Spieler
Ab 10 Jahren
Dauer: 30 – 60 Minuten
Preis: 30 Euro

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