Manchmal genügen ein paar wenige Worte und es ist sofort klar, was gemeint ist. Wer Markusplatz, Dogenpalast, Gondeln und Rialtobrücke erwähnt, der kann davon ausgehen, dass Venedig erkannt wird. Die Stadt in der Lagune ist aber nicht nur ein Touristenmagnet, sondern wird auch immer wieder gerne als Hintergrund und Schauplatz für Gesellschaftsspiele verwendet. Ich denke da an das legendäre „Inkognito“ (MB Spiele/1988) oder „San Marco“ (Ravensburger/2001). Dass Venedig auch für seine Glaskunst bekannt ist, das hat schon das Spiel „Murano“ (Lookout Spiele/2014) herausgestrichen. Das im Herbst bei Schmidt Spiele erschienene „Mille Fiori – Im Glanz der Lagune“ thematisiert auch die Glasherstellung. Wobei dieser Aspekt der Glasbläserei nicht ganz so im Mittelpunkt steht.
Wie funktioniert es?
„Mille Fiori – Im Glanz der Lagune“ besteht vor allem aus einem großen zentralen Spielplan, der in fünf – farblich voneinander abgesetzte – Bereiche unterteilt ist. Gelb ist der Bereich der Werkstätten für die Glasbläser, lila sind Häuser, grün sind einfache und noble Bewohner der Stadt, hellblau ist der Handel und dunkelblau der Hafen.
In jeden der fünf Bereiche kann ich in mehreren Runden in der von mir gewählten Farbe durchsichtige Plastikrauten ablegen, die an bunte Glasstücke erinnern. Mein Ziel ist es dabei, meine Plastikrauten so abzulegen, dass ich möglichst viele Punkte damit mache. Dabei hat jeder Bereich eine andere Bedingung, wie ich dort Punkte bekommen kann. Im Bereich der Werkstätten zum Beispiel gilt es zusammenhängende Felder mit eigenen Rauten zu belegen. Hier bekomme nur ich Punkte, bei den Häusern ist es ähnlich. Im Handelsbereich zählen dagegen auch die Rauten von anderen dazu, die sie hier platziert haben, wenn es um die Berechnung von Punkten geht. Allerdings profitieren sie dann auch davon. Im Bereich der Personen ist es ähnlich. Nicht nur ich bekomme Punkte beim Legen einer Raute, sondern auch andere. Der Hafen wiederum steht in Beziehung zum Handelsbereich. Hier bekomme ich Punkte abhängig von den Waren, die sich in einer Reihe befinden, wo ich meine Rauten im Hafenbereich abgelegt habe. Hier können auch andere profitieren, wenn ich dort eine Raute platziere.
Um überhaupt eine meiner Rauten in einem der Bereiche platzieren zu können muss ich zuerst eine Karte für den entsprechenden Bereich ausspielen. Von den Karten gibt es insgesamt 110 Stück. Sie werden gemischt und vorab werden abhängig von der Anzahl der Personen, die mitspielen, einige der Karten offen neben den Spielplan gelegt. Von den restlichen Karten erhält jede Person in jeder Runde, die gespielt wird, verdeckt fünf Karten. Eine Karte wähle ich aus und gebe die anderen verdeckt im Uhrzeigersinn an die nächste Person weiter.
Dann decken wir alle unsere gewählten Karten auf und legen dann eine unserer Rauten auf ein Feld im entsprechenden Bereich. Dabei ist es möglich sich für eine Variante zu entscheiden, bei der ich mich erst für eine Karte entscheide, wenn ich weiß, welche Karte die Person vor mir gewählt hat. Wenn ich eine Raute lege, bekomme ich immer Punkte, manchmal viele, manchmal wenige. Wenn ich bestimmte Bedingungen in einem Bereich als erster erfülle, bringt mir das besonders viele Punkte ein.
Bei den Werkstätten zum Beispiel alle vier verschiedenen Materialien belegt zu haben, die für die Glasproduktion notwendig sind. Hier hilft es, dass die Plastikrauten durchsichtig sind! Beim Handel und den Personen verhält es sich übrigens genauso. Aber auch diejenigen, die die Bedingung für die Bonuspunkte später schaffen, gehen nicht leer aus. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit die Karten, die an den Rand des Spielplans gelegt wurden zu spielen.
Auch dafür muss ich bestimmte Bedingungen in den einzelnen Bereichen erfüllen (markiert durch einen Stern), dann kann ich eine Extrakarte spielen. Es ist sogar möglich, das mehrfach hintereinander zu tun, so das Kettenzüge entstehen können und ich mehrere meiner Rauten hintereinander in einem Zug ablegen kann.
In einer Runde werden von jeder Person regulär immer vier Karten gespielt, die fünfte Karte wird dann zu den anderen Karten an die Seite des Spielplans gelegt, so dass sich der Kartenvorrat dort immer wieder auffüllt. Das Spiel endet, wenn eine Person alle eigenen Rauten gelegt hat oder im sich im Nachziehstapel keine Karten mehr befinden. Wer dann die meisten Punkte hat, gewinnt.
Einschätzung
„Mille Fiori – Im Glanz der Lagune“ ist ein sehr gutes Familienspiel mit klaren, einfachen Regeln, die zudem sehr anschaulich erklärt sind.
Nur in der Erstauflage ist ein Fehler unterlaufen. Dort wird angegeben zu Beginn jeder Runde zusätzlich so viele Karten offen neben den Spielplan zu legen, wie Personen am Spiel teilnehmen. Dies wurde dann korrigiert. Das tut der Qualität des Spiels keinen Abbruch, die eindeutig sehr hoch ist; auch weil es nicht überfrachtet wurde. Das Material ist ansprechend und überschaubar, auch das macht es leicht zugänglich. Dennoch ist „Mille Fiori“ auch herausfordernd, weil ich immer neu überlegen muss, welche Karte ich nutzen will? Wo kann ich die meisten Punkte holen und den anderen am Tisch zuvorkommen, um die Bonuspunkte zu holen. Außerdem gilt es immer auch im Auge zu haben, wann ich eine Extrakarte von der Seite des Spielplans spielen kann. Die hier möglichen Kettenzüge sind nicht zu unterschätzen.
Trotz der Punkte, an denen ich nachdenken muss, spielt sich „Mille Fiori“ wirklich flott, es sei denn es wird die Variante gewählt, in der die Karten erst dann gewählt werden, wenn die Person vor mir sich für eine Karte entschieden hat. Dadurch wird das Spiel aber auch noch einmal taktischer. Für mich hat sich allerdings klar gezeigt, dass das Spiel zu zweit nicht so gut ist wie zu dritt oder zu viert. Insgesamt ist „Mille Fiori – Im Glanz der Lagune“ aber ein wirklich schönes Familienspiel, das richtig Spaß macht.
„Mille Fiori – Im Glanz der Lagune“
Autor: Reiner Knizia
Verlag: Schmidt Spiele
Für 2 – 4 Spieler
Ab 8 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: 30 Euro