Neoville

© HCM Kinzel

Ich habe eine Vermutung. Ich vermute Spieleautor Phil Walker Harding wäre eigentlich auch gerne Städteplaner geworden. Das schließe ich jedenfalls aus den zwei Spielen “Cloud City”, das 2018 bei Blue Orange erschienen ist, und dem letzten Herbst ebenfalls bei Blue Orange erschienenem “Neoville”, für dessen Vertrieb in Deutschland HCM Kinzel verantwortlich ist. In beiden Spielen geht es darum Städte zu bauen. Jeweils werden dafür quadratische Plättchen verwendet und Hochhäuser errichtet. Obwohl ähnlich gibt es doch auch Unterschiede. Familientauglich sind aber beide.

Wie funktioniert es? 

© HCM Kinzel

Wie erwähnt baut bei “Neoville” jede Person ihre eigene kleine Stadt aus quadratischen Pappplättchen. Über 16 Runden wird gespielt. Jede Runde lege ich genau ein Plättchen. Am Ende muss meine Stadt aus einem Raster von vier mal vier Plättchen bestehen; so die Grundidee. Zu Beginn des Spiels werden von den 78 im Spiel befindlichen Plättchen vier aussortiert. Sie sind auf der Rückseite mit den Nummern Eins bis Vier gekennzeichnet. Sie dienen dazu, einen Ausgleich für Nachteile in der Sitzreihenfolge zu schaffen. Die Person, die als letzte in der ersten Runde ein Plättchen legt, erhält schon mal einen Park und eine Sportanlage auf diesem Ausgleichsplättchen. Wer am Ende des Spiels die meisten Parks oder die meisten Sportanlagen in seiner Stadt hat, bekommt dafür jeweils fünf Siegpunkte. Die anderen 78 Plättchen werden verdeckt gemischt und jede Person erhält zufällig noch zwei Plättchen auf die Hand.

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Dann werden vier Plättchen vom großen Nachziehstapel als offene Auslage in die Mitte gelegt. Zum Aufbau des Spiels gehört es nun noch, dass Wolkenkratzer und Ökoprojekte bereitgestellt werden. Die Wolkenkratzer gibt es in vier Arten (Wasser, Erde, Holz und Stein) und sind unterschiedlich hoch. Entsprechend ihrer Höhe zeigen sie Werte von vier bis zwölf. Die Anzahl der Wolkenkratzer, die für ein Spiel verwendet werden, kann zwischen 20 und 28 liegen und bei den Ökoprojekten zwischen zehn und 14.

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Von den Ökoprojekten gibt es drei verschiedene Arten und von jeder Art wiederum zwölf teils verschiedene Einzelprojekte, die unterschiedliche Anforderungen und Wertigkeiten haben. Nur zwei der drei Arten von Ökoprojekten kommen überhaupt ins Spiel und davon werden dann wieder zufällig nur einige Einzelprojekte überhaupt für ein Spiel verwendet. Ist der Aufbau beendet, dann startet das Spiel mit dem ersten Plättchen, das die erste Person in ihre Stadt platziert. Beim ersten Plättchen muss ich noch keine Regeln beachten. Ab dem zweiten Plättchen dann aber schon. Ein neues Plättchen muss zum Beispiel an ein bereits liegendes Plättchen seitenbündig angelegt werden. Jedes Plättchen besteht aus vier Feldern, die unterschiedliche Untergründe zeigen.

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Es gibt grauen Stein, grüne Wiese, blaues Wasser und braune Erde. Lege ich ein Plättchen, dann muss ich sofort entscheiden, ob ich einen Wolkenkratzer oder ein Ökoprojekt auf dieses Plättchen platzieren will. Stelle ich einen Wolkenkratzer auf ein Plättchen, dann muss der zum Untergrund mindestens eines Feldes auf diesem Plättchen passen. Am Ende des Spiels sollten dann bestimmte Anforderungen erfüllt sein, damit mir dieser Wolkenkratzer dann auch Siegpunkte bringt. Habe ich zum Beispiel den Wasserwolkenkratzer mit dem Wert Acht auf ein Wasserfeld gestellt, dann muss ich am Ende des Spiels auch mindestens acht Wasserfelder in meiner Stadt haben, die mit dem Feld verbunden sind, auf dem dieser Wolkenkratzer steht. Gelingt mir das, bekomme ich entsprechend viele Pluspunkte, wenn nicht, dann so viele Minuspunkte.

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So eine Gruppe von gleichen Feldern nennt sich Gebiet. In einem Gebiet kann immer nur ein Wolkenkratzer stehen. Ich darf auch keine zwei Gebiete miteinander verbinden, wenn in jedem schon ein Wolkenkratzer steht. Die Ökoprojekte haben andere Anforderungen. Diese müssen zum Beispiel in einem bestimmten Bereich in meiner Stadt stehen, was sich dann auf die Position der Plättchen in meiner Stadt bezieht oder aber die Ökoprojekte müssen auf einer bestimmten Anzahl und Ausrichtung von gleichen Feldern stehen. Auch hier wird erst am Ende des Spiels geschaut, ob meine Stadt die Anforderungen der Ökoprojekte erfüllt. Auch hier kann ich Pluspunkte sammeln oder auch Minuspunkte kassieren. Habe ich ein Plättchen gelegt, dann ziehe ich ein Plättchen nach; entweder aus der offenen Auslage oder vom verdeckten Nachziehstapel. So habe ich wieder drei Plättchen auf der Hand, aus denen ich wählen kann. Haben alle jeweils 16 Plättchen gelegt wird abgerechnet. Wer nach Addition von Pluspunkten und Subtraktion von Minuspunkten die meisten Punkte aufweisen kann, gewinnt. 

 
Einschätzung
„Neoville” hat im Grunde ein einfaches Prinzip: Genau ein Plättchen legen und ein Plättchen nachziehen. Das ist schnell erklärt, ebenso wie die Legeregeln und die Punktewertung. Die 16 Runden sind auch überschaubar; so hält sich die Spielzeit absolut im Rahmen.

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Und dennoch ist „Neoville“ herausfordernd! Ich muss früh die punkteträchtigen Wolkenkratzer bauen, sonst machen das die anderen. Das gilt auch für die lukrativsten Ökoprojekte. Aber dann muss ich gut planen und taktieren und auf passende Plättchen hoffen, damit das auch funktioniert, was ich mir hier aufbauen will. Je früher im Spiel ich baue, umso besser sind meine Chancen, dass ich am Ende mit Pluspunkten rausgehe. Auch, weil ich mir noch viele Optionen offen halten kann, wo ich welche Plättchen wie anlegen will. Gegen Ende des Spiels wird das eher schwierig. Gerade bei den Ökoprojekten muss ich zudem genau hinschauen, welche Bedingungen sie erfüllt haben wollen. Die schematische Darstellung erfordert, erhöhte Aufmerksamkeit. Knifflig ist vor allem die Unterscheidung zwischen Plättchen und Feldern auf Plättchen. Eine Verwechslung diesbezüglich wurde mir in der ersten Partie “Neoville” zum Verhängnis. Aber nach der ersten Partie war das kein Problem mehr. Insgesamt ist „Neoville“ ein gutes, taktisch herausforderndes Familienspiel mit sehr schönem und solidem Material.

„Neoville“
Autor: Phil Walker Harding
Verlag: Blue Orange / Vertrieb: HCM Kinzel
Für 2 – 4 Spieler
Ab 10 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: 30 Euro 

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