Indien zählt nicht gerade zu den Ländern, in denen ich gerne Urlaub machen würde. Es ist dort nach meinem Geschmack zu heiß, zu feucht, hat zu viele Menschen und vor allem Insekten, die ich nicht kenne. Davon abgesehen bewundere ich die uralte indische Kultur und schätze Indiens großen Denker der Neuzeit, Mahatma Gandhi, sehr. Eine gewisse neue Begeisterung für Indien hat jetzt allerdings ein Spiel von Inka und Markus Brand bei mir geweckt: „Rajas of the Ganges“, das bei Huch & friends erschienen ist.
Wie funktioniert es?
Bei „Rajas of the Ganges“ ist es das Ziel möglichst schnell viel Ruhm und Geld zu sammeln. Sowohl für Ruhm, als auch für Geld gibt es eine eigene Zählleiste, auf der der Geldstand und der Stand des Ruhms festgehalten werden. Das geschieht durch jeweils einen Geld und Ruhmmarker, die auf der jeweiligen Leiste vorgeschoben werden. Beide Leisten laufen in gegenläufiger Richtung um das Spielfeld. Sobald der Ruhmmarker und der Geldmarker eines Spielers sich treffen oder aneinander vorbeiziehen hat dieser Spieler gewonnen. Um Ruhm und Geld zu sammeln bauen die Spieler ihre Provinz aus. Neben dem Hauptspielplan gibt es deshalb für jeden Spieler ein eigenes Spielertableau. Das ist die Provinz jedes Spielers.
Auf dem Hauptspielplan setzen die Spieler Arbeiter ein, um Provinzplättchen zu erhalten und noch andere Aktionen zu nutzen, die ihren Ruhm und ihr Geld vermehren. Die Provinzplättchen legen die Spieler auf ihrem Provinztableau ab und generieren so wiederum Ruhmespunkte, Geld oder auch andere Boni, die sie im Spiel voranbringen. Der Hauptspielplan hat mehrere Bereiche, in denen Arbeiter eingesetzt werden können. Dabei setzt jeder Spieler immer genau einen Arbeiter ein. Dann ist der nächste Spieler im Uhrzeigersinn an der Reihe. Auf ein bereits von einem Arbeiter besetztes Feld kann kein weiterer Arbeiter eingesetzt werden. Auf einigen Feldern ist es notwendig mit Ressourcen oder mit Geld zu bezahlen, um eine Aktion nutzen zu können. Manchmal muss auch beides eingesetzt werden. Die andere Ressource neben Geld sind Würfel, die es in vier verschiedenen Farben gibt. Es gibt vier Bereiche auf dem Hauptspielplan, die die Spieler nutzen können. Im Bereich des Steinbruches können die Spieler die Provinzplättchen bekommen. Dabei erfordern die Provinzplättchen immer die Abgabe von Würfeln in einer der vier Farben mit einer bestimmten Augenzahl. Auf den Provinzplättchen sind Gebäude und Märkte abgebildet. Die Gebäude bringen Ruhmpunkte, wenn sie in die Provinz eingebaut werden. Die Märkte liefern Geld. Der Vorteil der Märkte liegt darin, dass sie mehrfach im Laufe des Spiels Geld einbringen können. Das geschieht über den zweiten Bereich des Hauptspielplans; dem Bereich der Märkte. Wer hier einen Arbeiter einsetzt, der wertet Märkte in seiner Provinz.
Der dritte Bereich ist der Palast. Hier können die Spieler durch den Einsatz von Arbeitern im Wesentlichen zu neuen Würfeln kommen. Einige Palastbewohner bringen auch noch andere Vorzüge mit sich, wenn man einen Arbeiter bei ihnen einsetzt und einen beliebigen Würfel mit der entsprechenden Augenzahl abgibt. Der letzte Bereich des Hauptspielplans ist der Fluss. Wer entsprechend Geld und Würfel abgibt, fährt mit seinem Schiff auf dem Fluss voran und kommt so auf Felder, die ihm Vergünstigungen, Ruhmpunkte, Geld und neue Würfel einbringen. Im Laufe des Spiels bekommen die Spieler durch das Fortschreiten ihrer Marker auf den Zählleisten für Geld und Ruhm noch weitere Arbeiter hinzu, sodass mehr Aktionen ausgeführt werden können. Haben alle Spieler ihre Arbeiter eingesetzt, endet die jeweilige Runde und alle Spieler nehmen ihre Arbeiter wieder vom Spielplan. Der Startspielermarker wird an den nächsten Spieler im Uhrzeigersinn weitergegeben und eine neue Runde beginnt. Das geht so lange, bis ein Spieler die Siegbedingung erfüllt.
Einschätzung
„Rajas of the Ganges“ droht einen im ersten Augenblick zu erschlagen. Der Spielplan ist scheinbar übervoll mit Feldern und damit Einsatzmöglichkeiten für die Arbeiter. Doch schon die gut geschriebene Spielanleitung schafft schnell Klarheit und Überblick. Und recht bald gewöhnt man sich im Spielverlauf an die verschiedenen Aktionsmöglichkeiten und den Fluss des Spiels, weil alles logisch aufgebaut und leicht verständlich ist. Auch auf dem Spielplan ist eigentlich alles selbsterklärend und man muss nicht ständig in die Spielanleitung schauen, was welches Feld bedeutet. „Rajas of the Ganges“ besticht durch die Vielfalt an Aktionen, die es einem fast immer möglich machen eine sinnvolle Aktion auszuführen. Natürlich ist es ein Würfelspiel und das heißt: Glück spielt eine große Rolle. Doch das Spiel bietet Mittel und Wege mit ungünstigen Würfelergebnissen umzugehen. Manche starke Aktionen erfordern sogar ein niedriges Würfelergebnis. Doch die immens wichtigen Provinzplättchen sind eben nur mit hohen Würfelergebnissen zu bekommen. Da führt kein Weg dran vorbei. Dabei gibt es bei „Rajas of the Ganges“ durchaus verschiedene Gewinn versprechende Strategien, die es auszuprobieren gilt. Insgesamt ist „Rajas of the Ganges“ schon komplex, aber gleichzeitig so eingängig, dass es nicht nur für Vielspieler geeignet ist. Im Gegenteil, für mich ist „Rajas of the Ganges“ ein ausgesprochen gut gelungenes Würfel und Worker-Placement-Spiel für die gesamte Familie, das einen immens hohen Wiederspielreiz besitzt!
„Rajas oft he Ganges“
Autor: Inka und Markus Brand
Verlag: Huch & friends
Für 2 – 4 Spieler
Ab 12 Jahren
Dauer: 45 – 90 Minuten
Preis: 50 Euro