
Ich bin ein großer Bewunderer von Naturfotografie. Wenn Tiere, Bäume und Blumen in grandiosen Bildern abgelichtet werden, wird erst richtig deutlich, wie sagenhaft schön die Natur ist. Wenn die Natur Menschen so nahegebracht wird, dann entsteht vielleicht noch mehr ein Gefühl dafür, wie schützenswert diese großartige Schöpfung ist, die uns umgibt. Naturfotografie ist auch das Thema von „Redwood“, dem Spiel von Christophe Raimbault, das beim belgischen Verlag Sit Down! erschienen ist. Mit Hilfe von Schablonen bewegen wir uns durch die Natur und versuchen möglichst viele verschiedene Tiere und Pflanzen vor unterschiedlichen Hintergründen zu „fotografieren“. Eine sehr innovative Idee und Spielmechanik.
Wie funktioniert es?
Bei „Redwood“ sind wir in der Natur unterwegs, um Fotos von Tieren, Bäumen und Blumen zu machen. Dafür gibt es einen zentralen Spielplan, auf dem besondere Tiere, Bäume und Blumen hervorgehoben sind, die wir auf unsere Fotos bekommen sollten. Wichtig ist, dass wir Tiere und Pflanzen immer auch vor einem Panorama fotografieren. Das alles bringt uns Punkte ein. Wer davon am Ende die meisten hat, gewinnt.

Zunächst wird der zentrale Spielplan vorbereitet. Der Kreisrunde Plan wird ausgelegt und nach den Vorgaben einer von zehn möglichen Varianten mit Tieren bestückt. Vom Eichhörnchen bis zum Bären werden insgesamt sieben verschiedene Tiere in fünf Biome auf sechseckige Vertiefungen fixiert. Es gibt mehr als diese sieben Vertiefungen. Sie sind dafür da, um alternative Aufbauten zu ermöglichen und um die Tiere später im Spiel versetzen zu können.

Zu jedem Biom gehört auch ein Panorama. Eine Karte, die als Hintergrund dient, vor dem wir unsere Aufnahmen machen und auf dem wir später Plättchen unserer fotografierten Tiere und Pflanzen ablegen. Auf eine Panorama-Karte wird ein Sonnenplättchen gelegt.

Zwischen die Panoramen der Biome werden noch fünf zufällige Zielkarten gelegt. Die erste Zielkarte wird aufgedeckt. Wenn ich im Laufe des Spiels die Vorgaben von Zielkarten erfülle, bringt mir das zusätzliche Siegpunkte ein. Abschließend platzieren alle noch eine von zwei eigenen Spielfiguren auf den Rand des Spielplans. Um unsere Natur-Fotos zu machen, haben wir keinen echten Fotoapparat. Sondern alles funktioniert mit Hilfe von zwei Schablonen.

Zunächst gibt es verschiedene Schablonen, mit denen ich meine Spielfigur über den Spielplan bewegen kann. Dafür lege ich die gewählte Schablone an meine erste Spielfigur an und stelle eine zweite Spielfigur auf das andere Ende der Schablone. Dafür darf mein Weg aber nicht über Tiere oder andere Spielfiguren hinweg führen.

Dann entferne ich diese Bewegungs-Schablone vorsichtig unter meiner zweiten Figur, ohne deren Position zu verändern. Wenn meine Figur ihre neue Position erreicht hat, dann lege ich wiederum eine Foto-Schablone an, die den Winkel und die Reichweite meiner Foto-Aufnahme festlegt.

Auch hier gibt es eine Auswahl. Beide Schablonen, die für die Bewegung und die fürs Foto, muss ich zu Beginn meines Zuges gleichzeitig wählen. Laut den Spielregeln gibt es auch kein ausprobieren. Ich muss also gleich wissen, welche Schablonen passen, um meine Ziele zu erreichen.

Alles, was ich mit dieser Foto-Schablone auf dem Spielplan abdecke, kommt aufs Bild. Die verwendete Foto-Schablone zeigt mit einer Mittellinie auch immer auf eins der fünf Panoramen. Dieses Panorama und alle Tiere, Bäume und Blumen kommen vor mich in meine persönliche Auslage.

Habe ich mehr Objekte fotografiert als auf das Panorama passen, gehen die überschüssigen Objekte verloren. Habe ich zu wenige Objekte für die Plätze auf dem Panorama, gibt das am Ende des Spiels Minuspunkte. Habe ich ein Tier auf mein Foto bekommen, dann muss ich dieses Tier am Ende meines Zuges versetzen. Die von mir verwendeten Schablonen bleiben vor mir liegen. Sie darf ich in meinem nächsten Zug nicht verwenden. Es sei denn eine andere Person hat sich in der Zwischenzeit für die Schablonen vor mir entschieden und für sein Figur verwendet. Dieser Ablauf wiederholt sich reihum im Uhrzeigersinn über fünf Runden. Wobei zu Beginn jeder Runde ein neues zusätzliches Ziel aufgedeckt wird und das Sonnen-Plättchen ein Panorama weiterwandert.

Immer, wenn ich in Foto mache, lege ich dann das neue Panorama an ein schon vor mir ausliegendes Panorama an. Wenn möglich sollten die Übergänge zwischen den Panoramen passen. Mache ich ein Foto von einem Panorama mit Sonne, kommt auch auf das entsprechende Panorama vor mir eine Sonne. Nach der fünften Runde werden die Punkte gezählt.
Punkte bekomme ich für Tier auf meinen Panoramen. Außerdem werde ich dafür belohnt, wenn ich möglichst verschiedene Tiere fotografiere. Bäume und Blumen geben ebenso Punkte. Wenn ich die Panoramen in einer bestimmten Reihenfolge aufgenommen habe, dann gibt auch das Punkte. Diese Punkte kommen noch zu den Punkten hinzu, die ich während des Spiels für das Erreichen von Zielen bekommen habe.
Einschätzung

Ich habe bisher noch kein Spiel gesehen, das das Thema Naturfotografie aufgegriffen hat. Die Spielidee ist schon mal neu und das gefällt mir. Auch wie „Redwood“ dann abläuft, finde ich sehr gelungen. Die Schablonen, die wir anlegen, um Figuren zu bewegen und dann unsere Fotos zu machen, das habe ich so auch noch nie gesehen. Das ist alles sehr innovativ. Die Illustrationen sind schön und das Material ist sehr hochwertig. Wobei die Foto-Schablonen meiner Meinung nach nicht durchsichtig genug sind. Ich kann nicht sofort erkennen, was ich alles abdecke.

Bei den Tieren geht es sogar noch, aber bei Bäumen und Blumen ist es oft nicht gut zu sehen. Da hätten die Schablonen durchsichtiger sein müssen. Ansonsten gibt es am Material nichts auszusetzen. Gummipolster an den Standfüßen der Figuren halten diese ausreichend gut in Position.
Bei „Redwood“ ist ein gutes Augenmaß entscheidend. Wenn ich die Schablonen auswähle, dann muss ich schon abschätzen können, ob ich damit das gewünschte Foto schießen kann. Denn Ausprobieren ist laut der Regeln ja nicht erlaubt. Dennoch sollte man am Anfang auch mal gnädig sein und ein wenig ausprobieren dürfen, besonders wenn Leute „Redwood“ zum ersten Mal spielen. Denn von Partie zu Partie kommt die Erfahrung und ich kann besser abschätzen, welche Schablonen ich benötige. Auch so ist „Redwood“ schon herausfordernd genug. Wie erreiche ich möglichst viele Punkte? Wie kann ich Ziele erfüllen und dennoch die Tiere auf das richtige Panorama bekommen, die mir in der Fotosammlung noch fehlen. Das ist alles sehr knifflig, aber auch wunderschön. Das nur über fünf Runden gespielt wird, hält sich der Zeitaufwand für unsere Naturfotografie absolut in Grenzen und verkürzt sich auch mit steigender Erfahrung.

Insgesamt ist „Redwood“ ein optisch sehr schönes Familienspiel mit einem neuen Thema und einer innovativen Spielmechanik. Uns hat es sehr gut gefallen. Und was wir auch festgestellt haben: Selbst, wenn man gegeneinander spielt, hilft man sich dennoch und gibt Tipps. Das finde ich sehr an „Redwood“ sehr sympathisch. Vielleicht führt das Thema Naturfotografie dazu, dass sich dieses Spiel eben nicht so anfühlt, als würden wir gegeneinander spielen. Immerhin gibt es auch noch eine kooperative Variante.
„Redwood“
Autor: Christophe Raimbault
Verlag: Sit Down! / Vertrieb: Hutter Trade
Für 1 – 4 Personen
Ab 10 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: 65 Euro