Santiago

© Trefl

Es ist kein Geheimnis: Wenn ich in meinem Gemüsegarten was anbauen will, dann brauche ich dafür Wasser. Sonst wächst da nämlich gar nichts. Diese Tatsache ist der zentrale Kern bei „Santiago“, das im Herbst neu bei Trefl aufgelegt wurde. Es ist die überarbeitete Neuauflage des Spiels, das unter gleichem Namen 2003 bei Amigo-Spiele erschienen ist. Rein äußerlich hat sich viel getan, aber das Spielprinzip ist unverändert: auf einem zentralen Spielplan lege ich Felder an und diese Felder müssen über Wasserkanäle bewässert werden. Da alle auf dem gleichen Areal tätig sind, kommen sich alle naturgemäß ein wenig ins Gehege.

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Wie funktioniert es? 

Gespielt wird “Santiago” über mehrere Runden. Abhängig ist die Anzahl der Runden von der Anzahl der Leute, die mitspielen. Bei vier Leuten sind dies zum Beispiel elf Runden. Zur Spielvorbereitung wird der zentrale Spielplan in die Mitte gelegt und eine Wasserquelle nach bestimmten Regeln darauf platziert. Neben den Spielplan kommen vier Stapel mit Feldkarten.

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Das sind quadratische Plättchen, die fünf verschiedene Früchte oder Gemüse zeigen. Jeder Stapel hat elf Feldkarten, so dass jede Runde vier Feldkarten aufgedeckt werden. Neben den Spielplan kommen noch elf blaue Wasserkanäle. Zudem erhält jede Person, die mitmacht, einen blauen Wasserkanal und einen, in der persönlich gewählten Farbe. Dazu noch 22 Klötzchen in eben dieser Farbe. Ein wenig Startkapital gibt es auch noch für alle und dann kann es auch schon losgehen.

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Jede Runde muss ich zunächst eine Feldkarte mit einer Frucht oder einem Gemüse erwerben. Das geschieht über eine Auktion. Dafür wird jeweils die oberste Feldkarte jedes Stapels aufgedeckt. Jetzt heißt es Gebote abgeben oder passen. Ich muss nicht höher bieten als die Person vor mir, aber ich muss einen anderen Betrag bieten, wenn ich nicht überhaupt passen will. Ich kann auch nur ein Gebot abgeben.

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Beginnend mit der Person mit dem höchsten Gebot nehmen sich nun alle je eine Feldkarte und legen sie auf den Spielplan. . Dann lege ich meine Feldkarte zusammen mit einem oder zwei Klötzchen in der von mir gewählten Farbe auf den zentralen Spielplan. Dabei habe ich sehr große Freiheiten, wo auf dem Spielplan ich meine eben erworbene Feldkarte legen will. Erst jetzt wird von einer Person der so wichtige Wasserkanal gebaut.

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Verantwortlich dafür ist die Person, die als erste während der Auktion gepasst hat oder das niedrigste Gebot abgegeben hat. Hier dürfen nun alle Vorschläge machen, wo dieser Kanal hingebaut werden soll. Dieser Vorschlag kann mit einem Geldargument untermauert werden. Denn da, wo kein Wasser langläuft, weil kein Kanal dafür vorhanden ist, werden die Felder austrocknen. Ignoriert der Kanalbauer die Vorschläge und Geldgebote der anderen, muss er selbst dafür Zahlen, den Kanal an die Stelle legen zu dürfen, die er sich überlegt hat.

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Nun wird geschaut, welche Feldkarten nicht an einem Kanal liegen. Diese Feldkarten trocknen aus. Das geschieht nicht sofort, sondern in Schritten über mehrere Runden, indem zunächst die eigenen Klötzchen von den betroffenen Feldkarten genommen werden müssen. Was bei einer Feldkarte mit nur einem Klötzchen eben schneller passiert. Der Vorgang kann natürlich gestoppt werden, wenn später ein Kanal neben dieser Feldkarte gebaut wird. Das hilft aber nur, solange das Feld noch nicht völlig verdorrt ist und auf seine Rückseite gedreht wurde. Ist das der Fall, kommt alles Wasser zu spät.

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Am Ende jeder Runde gibt es noch einen kleinen finanziellen Zuschuss von der Bank für alle. Dann beginnt eine neue Runde. Am Ende des Spiels wird zunächst das Geld gezählt. Entsprechend geht es auf der Zählleiste nach vorne. Dann werden Felder gewertet. Dabei zählen natürlich nur Feldkarten, die nicht ausgetrocknet sind und auf denen sich noch Klötzchen meiner Farbe befinden. Je mehr Feldkarten einer Frucht oder eines Gemüses nebeneinander liegen, umso besser ist es. Diese Anzahl wird mit der Anzahl meiner Klötzchen auf diesen Feldkarten multipliziert und gibt entsprechende Siegpunkte, die ich auch auf der Zählleiste nach vorne gehe. Wer am Ende am weitesten vorne steht, hat gewonnen. 

 
Einschätzung
“Santiago” ist ein Spiel mit vielen kniffligen Entscheidungen. Das beginnt schon mit der Auktion am Anfang jeder Runde. Will ich eine bestimmte Feldkarte haben oder ist es mir wichtiger den Kanal bauen zu dürfen.

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Und überhaupt: Wieviel Geld gebe ich für was aus? Fragen über Fragen und keine einfachen Antworten. Ich finde es sehr ansprechend, wie alle Elemente des Spiels miteinander verzahnt sind und aufeinander aufbauen. Zahle ich viel für die Feldkarte, kann ich den Kanalbauer kaum noch mit viel Geld für eine bestimmte Platzierung des jeweiligen Kanalabschnitts überzeugen. Biete ich wenig, bekomme ich vielleicht nur Feldkarten, die nicht so attraktiv sind. Außerdem ist es dann entscheidend, wo auf dem Spielplan ich meine Feldkarten platziere. Dabei lohnt es sich zu schauen, wo die anderen welche Feldkarten hinlegen. Große Flächen helfen ja irgendwie allen. Doch wie kann ich die Nase bei diesem Wettbewerb vorne haben? Da ist viel Taktieren dabei und auch Überredungskünste, besonders wenn es ums Legen der Wasserkanäle geht. “Santiago” ist ein sehr interaktives Spiel. Es ist nicht unbedingt ein Spiel für alle, weil scheinbar zu viele Dinge von den anderen Leuten am Tisch abhängt. Aber es doch sicher ein Spiel für viele, weil für sie gerade diese Interaktion sehr reizvoll und interessant ist. Ich mag jedenfalls diese spannende Mischung aus Kommunikation und Taktik.

„Santiago“
Autor: Claudia Hely, Roman Pelek
Verlag: Trefl
Für 2 – 5 Spieler
Ab 10 Jahren
Dauer: 60 Minuten
Preis: 30 Euro 

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