Das 500 jährige Jubiläum der Reformation in diesem Jahr hat dazu geführt, dass einige Verlage extra Spiele zum Thema Martin Luther und Reformation herausgebracht haben. Dabei fallen die Spiele sehr unterschiedlich aus. Da gibt es ein Luther-Quiz, ein Spiel, bei dem die Spieler auf den Spuren Luthers in Deutschland unterwegs sind, ein Spiel, das das Konzil von Konstanz aufgreift und dann gibt es „Sola Fide: Die Reformation“. Das Spiel der amerikanischen Autoren Jason Matthews und Christian Leonhard ist bei spielworxx erschienen und geht das Thema Reformation noch mal ganz anders als die anderen Spiele an.
Wie funktioniert es?
„Sola Fide“ ist ein Zweipersonen-Spiel. Ein Spieler vertritt die Seite der Reformation, der andere die Gegenreformation. Mit anderen Worten: ein Spieler spielt für die evangelische Seite, der andere für die katholische Seite. Ziel des Spiels ist es die zehn Reichskreise des Heiligen römischen Reiches Deutscher Nation möglichst für die eigene Seite zu gewinnen. Die zehn Reichskreise befinden sich als einzelne Tableaus zwischen den beiden Spielern. Zunächst liegen nur drei der Reichskreise offen aus. Alle anderen sind noch verdeckt und können somit nicht übernommen werden. Das geht nur bei offen ausliegenden Reichskreisen. Ein Reichskreis kann übernommen werden, wenn ein Spieler alle Territorien der vorherrschenden Seite kontrolliert. Jeder Reichskreis verfügt über acht bis zehn Territorien. Jeweils die Hälfte der Territorien befindet sich auf Seiten des Volkes, die andere auf Seiten des Adels. Beide Spieler versuchen alle Territorien einer Seite für sich zu vereinnahmen. Gelingt einem Spieler das, ist der betreffende Reichskreis aber noch nicht gewonnen. Auch die Macht muss auf der jeweiligen Seite sein, dies ist dann die vorherrschende Seite. Auf welcher Seite sich die Macht in einem Reichskreis befindet, wird durch einen Machtmarker angegeben. Dieser kann durch Karten auf die eine oder andere Seite bewegt werden. Auch das Übernehmen von Territorien geschieht mittels Karten. Von diesen hat jeder Spieler 15 Stück in einem Deck, das er sich selbst zu Beginn des Spiels in einem Draft-Verfahren aus 45 Karten zusammenstellt, die grundsätzlich jedem Spieler pro Seite zur Verfügung stehen. Vor dem ersten Zug hat jeder Spieler drei der Karten aus seinem Deck auf der Hand. Ist ein Spieler am Zug kann er entweder eine Karte ausspielen oder eine Karte von seinem Deck ziehen. Das Handkartenlimit am Ende des Zuges liegt bei fünf Karten. Durch das Ausspielen von Karten können Territorien für die eigene Seite übernommen werden. Außerdem kann der Machtmarker bewegt werden. Kontrolliert ein Spieler alle Territorien der Seite, auf der sich der Machtmarker gerade befindet, übernimmt er den Reichskreis und bekommt dafür Siegpunkte. Als Reaktion darf er zudem eine Karte von einem von vier Kartenstapeln ziehen, die ausländische Mächte repräsentieren. Die Aktion der gezogenen Karte muss sofort ausgeführt werden. Anschließend deckt der jeweilige Spieler unter Umständen neue Reichskreise auf. Das Spiel endet, sobald alle Reichskreise übernommen wurden. Wer jetzt die meisten Siegpunkte hat gewinnt.
Einschätzung
„Sola Fide“ tritt an das Thema Reformation von der historischen und politischen Seite heran. Es geht um die Ausbreitung des evangelischen Glaubens im europäischen Kernland und die katholische Gegenreformation. Das Spiel vermittelt viel Hintergrundwissen über den Werdegang der Reformation. Sehr wertvoll ist dabei das Begleitheft, das zu jeder Aktionskarte die historische Grundlage erklärt. Wer also das Interesse hat, kann durchaus einiges über die Reformation erfahren und lernen. Als Spiel ist „Sola Fide“ recht eingängig und leicht. Die Spielabläufe sind schnell verinnerlicht. Die Regeln sind klar und überschaubar gering. Und dennoch ist „Sola Fide“ spannend. Das liegt an den vielen taktischen Entscheidungen, die „Sola Fide“ prägen. Welche Aktionskarte sollte ich sinnvollerweise in der jeweiligen Situation spielen? Kann ich damit noch warten? Welche Optionen hat mein Gegenüber? Natürlich kann ich durch das entsprechend „Draften“ auch eine gewisse Strategie verfolgen. Dies funktioniert aber nur bedingt. Immerhin trägt es dazu bei, dass das Spiel nicht zu schnell langweilig wird. Denn immer mit den gleichen Kartensätzen zu spielen, wäre wenig reizvoll. Insgesamt ist „Sola Fide“ ein Spiel, das interessant für Menschen ist, die sich für taktische Zwei-Personen-Spiele und historische Szenarien begeistern können, aber nicht stundenlang vor einem Spiel verbringen wollen. Mich hat es durchaus angesprochen.
„Sola Fide: Die Reformation“
Autor: Jason Matthews, Christian Leonhard
Verlag: spielworxx
Für 2 Spieler
Ab 12 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: 30 Euro