Tribes – Aufbruch der Menschheit

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Spiele mit dem Thema Steinzeit und zur Entwicklung der Menschheit hat es ja schon viele gegeben. Erinnert sei hier nur an „Stone Age“ oder auch „Jäger und Sammler“ oder „Im Wandel der Zeiten“. Nun gibt es in diesem Bereich ein neues Spiel, das das Potential hat eine ähnliche oder vielleicht sogar noch größere Beliebtheit zu erlangen: „Tribes – Aufbruch der Menschheit“ von Rustan Håkansson, das bei Kosmos erschienen ist.

Wie funktioniert es?

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In „Tribes – Aufbruch der Menschheit“ entwickeln die Spieler ihre Bevölkerung in fünf Bereichen über drei Stufen weiter. Jede Weiterentwicklung hat positive Auswirkung auf einen Lebensaspekt. So wächst die Geburtenrate, wenn ich mich weiterentwickle oder auch die Mobilität meiner Bevölkerung und auch ihre Möglichkeit neue Gebiete zu entdecken. Ganz zu schweigen von der zunehmenden Kampfstärke, die es erlaubt, dann auch Wollnashörner und Säbelzahntiger zu erlegen und gegen Eindringlinge zu kämpfen. Grundlage für all das ist zunächst ein bescheidener Anfang. Ein einzelner Mensch tummelt sich auf einem – von zu Beginn lediglich drei – Landschaftsplättchen. Diese drei Plättchen werden aus einem Stoffbeutel gezogen, von wo im Laufe des Spiels dann auch alle anderen Landschaftsplättchen ins Spiel kommen.

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Die Symbole auf den fünf Arten von Landschaftsplättchen (Ziege, Weizen, Pferd, Gold und Weihrauch) finden sich auch auf den zwölf Entwicklungen wieder, die in drei Reihen zu je vier Entwicklungen auf dem zentralen Spielplan liegen. Zunächst sind aber nur die Entwicklungen der untersten Stufe, der Steinzeit, offen zu sehen. Die Entwicklungen der beiden höheren Stufen, der Jungsteinzeit und der Bronzezeit, bleiben zunächst verdeckt. Hier wird eine Entwicklung erst dann aufgedeckt, wenn die Entwicklung in der Stufe darunter von einem Spieler aktiviert wurde. In den beiden höheren Stufen werden dann auch mehrere Symbole der gleichen Art benötigt. Wer also auf einem passenden Landschaftsplättchen eine Figur stehen hat, der kann sich in diesem Bereich weiterentwickeln.

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Doch es gibt noch eine zweite Bedingung. Der betreffende Spieler muss auch eine entsprechende Aktionstafel wählt. Aktionstafeln gibt es genau sechs Stück im Spiel. Sie sind am oberen Rand des Spielplans wie auf eine Perlenkette aufgereiht. Die erste Aktionstafel kann der aktive Spieler immer kostenlos wählen. Für jede Tafel, die er überspringen will, muss er eine Muschel auf eine übersprungene Tafel legen. Da der Vorrat an Muscheln begrenzt ist, sollte man sich immer gut überlegen, wie viele Muscheln man aufwenden will. Die Aktionstafeln erlauben grundsätzlich drei Aktionen. Bei der Geburt kommt ein neuer Mensch zu meiner Bevölkerung hinzu. Ist meine Geburtenrate höher kommen entsprechend mehr Figuren ins Spiel. Aber immer nur dort, wo sich schon einer meiner Menschen befindet. Mit der Aktion Bewegung kann ich meine Figuren zu einem anderen Landschaftsplättchen bewegen. Die Aktion Entdecken bringt neue Landschaftsplättchen ins Spiel. Jede Aktion ist zweimal vorhanden. Wurde eine Aktion genutzt, wird die entsprechende Aktionstafel ans Ende der Reihe der Aktionstafeln gelegt. Dadurch verändert sich die Reihenfolge der Aktionstafeln irgendwann auch. Auf drei der Aktionstafeln findet sich auch die Möglichkeit alternativ zur Grundaktion eine Entwicklung zu machen.

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Dann setzt der aktive Spieler einen Spielstein in seiner Farbe auf das entsprechende Entwicklungsplättchen auf dem Spielplan. Die Entwicklung hat dann meist mehrere Folgen. Zunächst gibt es Siegpunkte. Je früher ich eine Entwicklung mache, umso mehr Siegpunkte sind es. Dann wird durch die Entwicklung, wie schon erwähnt, ein Parameter eines Lebensaspekts verändert. So kann die Geburtenrate steigen. Oft wird durch die Entwicklung auch noch eine Ereignistafel ins Spiel gebracht. Sie wird ans Ende der Kette der Aktionstafeln gesetzt. Manche Ereignisse sind positiv und bringen Siegpunkte oder andere Vorteile, andere dagegen sind definitiv nicht gut. Ereignisse werden aber nicht sofort ausgelöst, sondern erst dann, wenn ein Spieler eine Ereignistafel in seinem Zug wählt und sie aktiviert. Zum Abschluss der Aktion Entwicklung wird dann auch diese Aktionstafel ans Ende der Reihe gelegt. Durch die eingeschobenen Ereignistafeln kann die Kette der Aktionstafeln sehr lang werden und die gewünschte Aktionstafel, die ein Spieler gerne aktivieren würde, rückt in weite Ferne. Also heißt es überlegen, welche Aktionstafel stattdessen sinnvoll sein kann. Das Spiel endet, wenn – abhängig von der Spieleranzahl – eine gewisse Anzahl an Ereignissen der höchsten Stufe aktiviert wurde. Wer dann die meisten Punkte sammeln konnte, der hat gewonnen.

Einschätzung

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„Tribes – Aufbruch der Menschheit“ hat mich auf gesamter Linie überzeugt. Da stimmt einfach alles. Grafik und Ausstattung sind sehr ansprechend und passen gut zum Thema und das Thema des Spiels wiederum, also Entwicklung der Menschheit, ist sehr gelungen umgesetzt. Dass mit einer Entwicklung in einem Bereich die Geburtenrate steigt oder die Mobilität oder eine andere Eigenschaft ist schlüssig. Dass für die Variabilität des Spielaufbaus und für den Wiederspielreiz die Stringenz bei den Entwicklungen nicht immer gegeben ist, ist zu verschmerzen. Die Spielanleitung ist übersichtlich und klar und lässt keine Fragen offen. Das Spiel selbst läuft sehr rund und trotz eigentlich weniger Regeln und Elemente entfaltet „Tribes“ doch eine erstaunliche Spieltiefe. Das liegt vor allem daran, weil die verschiedenen Elemente des Spiels hervorragend miteinander verwoben sind und eine Wechselwirkung haben. Wenn ich mich in einem Bereich entwickle, dann hat das eben immer mehrere Auswirkungen. Gerade dann müssen die Spieler sehr aufmerksam sein, weil dann mehrere Schritte abzuwickeln sind.

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Das hat man aber schnell im Griff, vor allem, wenn man sich an die Regeln hält und systematisch vorgeht. In der ersten Partie kann es auch noch immer mal wieder zu kleinen Pannen kommen, weil Spieler übersehen, dass sie nicht einfach immer eine Entwicklung machen können, sondern dafür ein entsprechendes Aktionsplättchen genutzt werden muss. Auch, wenn Ereignisse ins Spiel kommen darauf zu achten, dass diese nicht automatisch ausgelöst werden, sondern nur dann, wenn ein Spieler dieses Ereignisplättchen tatsächlich wählt, kann schon mal übersehen werden. Spätestens mit der zweiten Partie kommt das nicht mehr vor. Für mich macht die Mischung aus Entscheidungen, die ich treffen muss und Zwangslagen, in die ich geraten kann, das Spiel so reizvoll. Denn natürlich kann ich nie immer gerade das machen, was ich eigentlich will. Entweder, weil das anvisierte Aktionsplättchen zu weit hinten liegt, oder ich gerade nicht auf den passenden Landschaftsplättchen stehe. Da spielt mitunter auch das Glück beim Ziehen der Landschaftsplättchen eine Rolle. Und dennoch fühle ich mich bei „Tribes nicht gespielt, sondern habe das Gefühl mein Fortkommen in der Hand zu haben. Dafür ist es immer hilfreich, nicht auch noch die letzte Muschel herzugeben (es sei denn, es ist der finale oder ein entscheidender Zug). Insgesamt ist „Tribes – Aufbruch der Menschheit“ ein super Familienspiel, das in jeder Besetzung gut funktioniert und das das Potential hat, unter die engere Auswahl zum Spiel des Jahres zu kommen.

„Tribes – Aufbruch der Menschheit“
Autor: Rustan Håkansson
Verlag: Kosmos
Für 2 – 4 Spieler
Ab 10 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: 35 Euro

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