Tumult Royal

© kosmos
© kosmos

Der Ärger ist oft groß, wenn man auf die Steuerabzüge auf der eigenen Gehaltsabrechnung blickt. Vor allem, wenn man bedenkt, für welch sinnfreie Großprojekte das Steuergeld der Bürger dann verplempert wird. Beispiele gibt es zu Hauf! Doch besser als sich zu ärgern ist es, die Sache spielerisch anzugehen, mit einem Schuss Humor und Ironie. Die beste Gelegenheit dafür bietet das neueste Spiel von Klaus Teuber „Tumult Royal“, das der Erfinder von „Catan“ mit seinem Sohn Benjamin entwickelt hat.

Wie funktioniert es?
In „Tumult Royal“ übernehmen die Spieler die Rolle von Adligen. Als solche müssen alle möglichst viele Statuen von sich selbst errichten. Wer zu Spielende die meisten eigenen Statuen unter anderem in Dorf, Wald und Wiese gebaut hat, gewinnt. Doch das Errichten von Statuen ist kostspielig. Deshalb werden die dafür benötigten Materialien kurzerhand dem eigenen Volk per Steuer abgezogen. In „Tumult Royal“ heißt diese Besteuerung sinnigerweise „Raubphase“. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Konkret läuft das Spiel so ab: Jeder Spieler erhält ein eigenes Tableau in Form einer Burgtafel, auf dem 25 Statuen eingesetzt werden. Dazu gibt es noch (abhängig von der Spielerzahl) Gefolgsleute. Vor den Spielern breitet sich das Königreich aus. Quadratisch ist es in Felder aufgeteilt, von denen aber noch nicht alle zu sehen sind. Ein Teil der Landschaftsfelder wird erst im Laufe des Spiels aufgedeckt. Zu Spielbeginn darf zunächst jeder Spieler eine eigene Statue kostenfrei auf eine Wiese setzen. Jede weitere Statue muss in der Regel auf einem zu einer eigenen Statue benachbarten freien Feld errichtet werden. Die benötigten Materialien für den Bau einer Statue oder mehrerer Statuen sind Brot, Marmor und Werkzeug in unterschiedlicher Kombination und Menge. Das ist abhängig von der Landschaftsform. Die Materialien gibt es in Form von Warenplättchen, auf denen jeweils ein bis drei Brote oder Marmorstücke oder Hämmer zu sehen sind. Diese Warenplättchen werden verdeckt in der Tischmitte gemischt. Jeder Spieler legt unbesehen je drei dieser Plättchen verdeckt beiseite (sie sind damit für diese Runde aus dem Spiel) und dann wird beim Rest zugegriffen. 20 Sekunden haben alle Zeit, um gleichzeitig die für den geplanten Bau benötigten Materialien zu sammeln. Doch es gibt da ein Problem: Vor dieser „Raubphase“ wurde mit Hilfe einer „Tumultscheibe“ festgestellt, welche Menge an Brot, Marmor und Werkzeug nach dem Zugriff der Adligen dem Volk noch verbleiben soll. Für jede einzelne Ware wird nun überprüft: ist dem Volk genug davon geblieben. Wenn nicht, wird geschaut, wer von der entsprechenden Ware am meisten auf seine Burg geschafft hat. Der- oder diejenige muss von der entsprechenden Ware zurückgeben. Außerdem verlassen ihn drei Gefolgsleute. Wer zu gierig war, den bestraft das Volk! Erst dann darf gebaut werden. Beginnend mit dem König und dann absteigend in der Rangfolge der Adligen darf jeder zunächst auf einem Feld Statuen errichten. Wer mehr an Materialien zahlt als eigentlich nötig wäre, bekommt pro überbezahlter Ware einen Gefolgsmann dazu. Sind alle Statuen gebaut, wird geschaut, wer jetzt die meisten Gefolgsleute hat. Damit wird der neue König bestimmt. Entsprechend der Anzahl der Gefolgsleute werden die weiteren Ränge vergeben. Der neue König verliert gleich fünf Gefolgsleute, darf dafür aber eine eigene Statue (ab einem bestimmten Punkt auch zwei Statuen) auf die Königs-Chronik stellen. Das Spiel endet sobald ein Spieler alle 25 eigenen Statuen verbaut hat oder die Differenz der errichteten Statuen zwischen dem erstplatzierten und letztplatzierten Spieler zu groß wird. Die Königs-Chronik bestimmt wie groß die maximale Differenz zwischen diesen beiden Spielern sein darf.

© kosmos
© kosmos

Einschätzung
„Tumult Royal“ ist sehr unterhaltsam. Das hat auch mit dem doch recht großen Glücksfaktor während der Raubphase zu tun. Da Waren blind weggelegt werden, ist nie klar, wieviel von einer Ware eigentlich da ist. So ist es schwer einzuschätzen, wann man zu gierig war. Dazu kommt noch die Hektik des Grapschens, in der man plötzlich vergisst, was man eigentlich bauen wollte. Vielspieler mag das abschrecken. Für Gelegenheitsspieler und Familien ist dieser Glücksfaktor und der Tumult aber genau richtig. Generell hat „Tumult Royal“ viele gute und neue Ideen. Dazu zählt auch das erzwungene vorzeitige Ende, um dem aussichtlos zurückliegenden Spieler die weitere Qual zu ersparen. Einfach genial ist auch wie Klaus und Benjamin Teuber das historische Szenario zum Leben erwecken und ironisch verarbeiten. Das ist sehr stimmig. Wie auch die Illustration von Franz Vohwinkel. Sehr gelungen ist zudem, dass die jeweiligen Baukosten von Statuen sowie der Rundenablauf auf dem eigenen Spielertableau übersichtlich zu sehen sind. Unterm Strich ist „Tumult Royal“ ein sehr originelles und witziges Familienspiel, das wirklich Spaß macht und mit neuen Ideen für sich Punkten kann. Vielleicht ein Anwärter für das Spiel des Jahres.

„Tumult Royal“
Autor: Klaus und Benjamin Teuber
Verlag: Kosmos
Für 2 – 4 Spieler
Ab 10 Jahren
Dauer: 40 Minuten
Preis: ca. 30 Euro

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen