
Obst ist schon öfter mal in Gesellschaftsspielen vorgekommen. Zum Beispiel der legendäre „Obstgarten“, ist ja inzwischen ein Klassiker in deutschen Kitas. Neuere Spiele mit Obst sind „Juicy Fruits“ (Deep Print Games 2021), „Applejack“ (The Game Builders 2022) oder auch das von mir zuletzt vorgestellte „Tree Society“ (Next Move Games 2024). Eine neue Verwendung von Obst in einem Spiel liefert „Waffelzeit“. Was kann es Besseres geben als ein paar schöne warme Waffeln?! Hat sich wahrscheinlich auch der belgische Spieleautor Maxime Demeyere gedacht. Dazu dann noch lecker Sirup drauf und Obst und natürlich Sahne! Und fertig war sein Familienspiel, das letzten Herbst bei Pegasus Spiele erschienen ist.
Wie funktioniert es?

Bei „Waffelzeit“ haben wir als persönliches Tableau eine Waffel, die aus einem Raster von fünf mal fünf Feldern besteht. Eine belgische Waffel also. Auf diese Waffel legen wir Obst und Sahne in Form von Plättchen; und Sirup in Form von kleinen durchsichtigen Tropfen. Wir bekommen am Ende des Spiels Punkte für Obst, auf dem Sirup-Tropfen liegen und noch mehr Punkte, wenn das Obst mit den Sirup-Tropfen auf Sahne liegt. Außerdem gibt es noch Punkte für erfüllte Ziele.

Zu Beginn des Spiels erhalten wir schon einmal ein paar Plättchen in Form von fünf Sahneklecksen auf unsere Waffeln, dazu auch gleich zwei Obst. Die Verteilung der Sahne und des Obstes und welches Obst es ist, wird durch die Rückseiten von Sirup-Kannen-Karten bestimmt, die zufällig verteilt werden. Bei allen sieht die Waffel also schon zum Start unterschiedlich aus.

Neben der persönlichen Waffel gibt es noch eine zentrale quadratische Auswahltafel, wo beidseitig bedruckte Plättchen für neun Zutaten für unserer Waffeln in einem Raster von drei mal drei ausliegen. Zu den Zutaten gehören die fünf Obstsorten Brombeere, Erdbeere, Kirsche, Banane und Heidelbeere, sowie Sahne und Sirup-Tropfen. Von letzteren bekommen wir alle schon mal je sechs Tropfen in ihre Sirup-Kanne.

Die Plättchen für die Zutaten werden zufällig auf der Auswahltafel verteilt. Im Laufe des Spiels werden die Plättchen auch nach und nach auf ihre Rückseiten gedreht. Was uns dort erwartet, das machen kleine Symbole auf den Vorderseiten deutlich. So kann ich ein wenig besser meine Züge planen. Wann ich meinen Zug ausführen darf, dass bestimmen unsere Spielsteine am Rand der Auswahltafel, wo sie auf einem Reihenfolgeplättchen liegen.

Das Reihenfolgenplättchen blockiert zwei von zwölf Vertiefungen, die sich umlaufend am Rand der Auswahltafel befinden. Die Spielsteine wurden dort zu Beginn des Spiels in zufälliger Reihenfolge abgelegt. Je nach meiner Position auf dem Reihenfolgeplättchen erhalte ich in jeder Runde einen, zwei oder keinen Sirup-Tropfen für meine Sirup-Kanne. Im späteren Verlauf des Spiels wird die Reihenfolge auf dem Reihenfolgeplättchen durch die Position meines Spielsteins am Rand der Auswahltafel bestimmt. Je weiter ich meinen Stein in meinem Zug um die Auswahltafel bewege, umso weiter hinten landet dieser auf dem Reihenfolgeplättchen.

Mein Zug besteht darin, dass ich meinen Spielstein am Rande der Auswahltafel in einer Vertiefung neben einer Reihe aus drei Zutaten platziere und mir aus der so markierten Reihe die ersten zwei abgebildeten Zutaten aus dem allgemeinen Vorrat nehme. Die Zutaten werden also nicht von der Auswahltafel genommen, sondern aus dem Vorrat. Diese Zutaten lege ich dann senkrecht oder waagerecht nebeneinander auf meine Waffel! Wo auf meine Waffel ich die beiden Zutaten lege, das ist im Grunde egal, nur eben nebeneinander müssen sie dann liegen.

Sinnvollerweise platziere ich die Zutaten aber so, dass ich damit Anforderungen erfülle; von denen es für jede der fünf verschiedenen Obstsorten drei verschiedene Musterkarten gibt. In einem Spiel kommt aber pro Obstsorte immer nur eine Musterkarte zum Einsatz. So eine Musterkarte kann zum Beispiel vorsehen, dass ich drei Kirschen in einer Reihe habe. Erfülle ich so eine Musterkarte, dann darf ich auf jede der betreffenden Kirschen einen Sirup-Tropfen legen. Und, wie bereits erwähnt, erst mit einem Sirup-Tropfen bringt mir dieses Obst am Ende des Spiels auch Siegpunkte ein. Noch mehr Siegpunkte gibt es, wenn ich es schaffe, mein Obst auf einen Sahneklecks zu platzieren und dann auch mit einem Sirup-Tropfen zu veredeln.

Weitere Siegpunkte gibt es, wenn ich Zielkarten erfülle. Immer drei dieser Zielkarten werden zu Spielbeginn ausgelegt. Hier bekomme ich für eine bestimmte Anordnung von Sirup-Tropfen auf meiner Waffel oder für eine bestimmte Häufigkeit von Obst Siegpunkte. Wenn ich als erste Person so ein Ziel erreiche, gibt das zwei Extrapunkte in Form eines Butterstücks, das ich aber auch auf meiner Waffel unterbringen muss. Um all die Obstmuster- und Zielkarten zu erfüllen, bleibt nur sehr wenig Zeit. Insgesamt über acht Runden geht eine Partie „Waffelzeit“ und dann ist auch schon Schluss.

Ist eine Runde gespielt, werden wie erwähnt alle Spielsteine zurück auf das Reihenfolgeplättchen gelegt und es gibt Sirup-Tropfen in die Sirup-Kanne. Dann wird das Reihenfolgeplättchen eine Vertiefung weitergeschoben. Nun zeigt die Gabel, die sich auf dem Reihenfolgeplättchen befindet, auf eine Reihe von drei Zutaten. Diese werden nun auf ihre Rückseite gedreht. Eine neue Runde beginnt.
Einschätzung
„Waffelzeit“ ist nicht nur optisch äußerst ansprechendes und schönes Familienspiel mit einem sehr zugänglichen Thema. Waffeln mögen doch alle! Die Regeln sind leicht zu lernen; die vorbildliche Spielanleitung hilft dabei. Dort werden auch sämtliche Muster- und Zielkarten ausführlich erklärt. „Waffelzeit“ funktioniert mit zwei, drei oder vier Leuten gleich gut. Und es gibt mehr Muster und Ziele, als wir in einem Spiel benötigen. Also gibt es immer neue Kombinationen. Überhaupt ist „Waffelzeit“ sehr variabel und auch kurzweilig. Ich muss kaum auf meinen Zug warten.

Der Kern von „Waffelzeit“ besteht darin, dass ich möglichst effizient Obst und Sahne auf meiner Waffel platziere. Dabei beinhaltet die Regel, dass die beiden soeben genommenen Zutaten direkt nebeneinander platziert werden, eine gehörige Herausforderung. Da wir nur über acht Runden spielen und jede Runde nur zwei Zutaten, meist Obst, nehmen, ist auch klar, dass meine Waffel nie komplett gefüllt werden wird. Zudem muss ich versuchen Obst mehrfach zu nutzen, wobei ich aber nie mehr als einen Sirup-Tropfen auf einem Obst haben darf. Es geht ums Optimieren und das, wenn möglich schneller als die anderen. Und ich sollte schauen möglichst jedes Obst, das in die Wertung kommt auf Sahne zu haben, denn das gibt richtig viele Punkte.
Trotz seiner Herausforderungen hat „Waffelzeit“ immer noch einen angenehmen Schwierigkeitsgrad und eine schöne Komplexität. Ich finde es in jeder Hinsicht ein gelungenes Familienspiel im gehobenen Anspruchsbereich, das ich vollauf empfehlen kann.
„Waffelzeit“
Autor: Maxime Demeyere
Verlag: Pegasus Spiele
Für 1 – 4 Personen
Ab 8 Jahren
Dauer: 20 – 40 Minuten
Preis: Ab 30 Euro