Zwergar

© Granna / Asmodee

Wer die Filmtrilogie “Der Hobbit” gesehen hat, der weiß, dass Zwerge einen gewissen Hang zu Gold und Edelsteinen haben. Und auch, dass sie einfach alles draufhaben, wenn es um das Thema Bergbau und Schmieden geht. Wer dieses Wissen im Kopf hat, geht an das Spiel „Zwergar“, das im polnischen Verlag Granna erschienen ist, gleich ganz anders heran. Denn auch hier steht alles im Zeichen des Bergbaus und des Schmiedens – mit allem, was dazu gehört.

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Wie funktioniert es?
Der Blick auf das große Spielbrett verrät schon, worum es bei „Zwergar“ geht und wie das Spiel abläuft. „Zwergar“ ist ein Workerplacement-Spiel. Das heißt ich setze Arbeiter-Figuren auf bestimmten Bereichen des Spielbretts ein. Dreimal mache ich das, wenn ich am Zug bin. Pro Runde bin ich einmal am Zug. Neun Runden gibt es im Spiel. Zu Beginn der Runden zwei bis zehn wird jeweils eine Ereigniskarte aufgedeckt, die entweder einen einmaligen Soforteffekt hat oder einen Effekt hat, der den Rest der Runde andauert.

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Die Arbeiter-Figuren gibt es in den drei Farben lila, weiß und orange. Und je nachdem wo ich eine solche Arbeiter-Figur einsetze, bringt mir seine Farbe an diesem Ort noch einen Bonus – außer in der Mine (dazu gleich mehr). Außerdem gibt es noch einen Vorarbeiter in der von mir gewählten Spielerfarbe. Einsetzen kann ich Arbeiter-Figuren und meinen Vorarbeiter in drei Bereichen des Spielbretts und fast immer, wenn ich eine Figur an einem Ort einsetze, bekomme ich auch die Figur, die sich in diesem Moment an diesem Ort befindet, dafür zurück. Denn ich starte nur mit meinem Vorarbeiter und einem weiteren zufällig erhaltenen Arbeiter.

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Außerdem habe ich noch ein persönliches Tableau, auf das ich zwei kalte Öfen lege, aber noch Platz für weitere Öfen habe. Außerdem verfügt das Tableau noch über eine Anzeige für Wärme; sie ist ein wichtiges, aber auch sehr flüchtiges Element bei „Zwergar“. Einer der drei Bereiche, in denen ich eine Figur einsetzen kann, ist eine Mine, aus der wir mit Hilfe von Loren Kohle, Edelmetalle und Edelsteine nach oben holen.

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Dies geschieht auf sechs Ebenen, wobei nur auf den unteren vier Ebenen Figuren eingesetzt werden können. Auf der untersten Ebene bringt das einen Edelstein ein, darüber gibt es Gold und Metall, Metall und Kohle und auf der vierten Ebene drei Stücke Kohle. Wenn ich meinen Vorarbeiter in der Mine einsetze, dann kann ich noch Zusatzkosten bezahlen, um einen meiner Öfen hier zu platzieren. Das bringt mir dann einen Bonus.

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Oberhalb der Mine gibt es sechs Aktionsorte, bei denen ich Figuren einsetzen kann. Verwende ich hier meinen Vorarbeiter und setze einen Ofen, erhalte ich jeweils Wärme, wenn eine andere Person diesen Ort später nutzt. Unter den sechs Orten gibt es den Dampfkessel. Wenn ich einen Arbeiter dort einsetze, kann ich einen der Öfen auf meinem persönlichen Spielertableau anzünden. Verwende ich einen orangen Arbeiter darf ich sogar alle meine Öfen anzünden. Öfen kann ich verwenden, um kurzfristig Wärme zu erzeugen. Habe ich einen weißen Arbeiter eingesetzt, erhalte ich noch zwei Wärme zusätzlich zu dem einen Ofen, den ich anzünden darf. Ähnlich verhält es sich mit dem Aufzug. Wenn ich hier einen Arbeiter einsetze, so darf ich alle Loren eine Ebene nach oben schieben. Wenn ich Wärme einsetze, darf ich das gleich noch einmal machen.

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Verwende ich hier einen orangen Arbeiter erhalte ich dafür auch noch Siegpunkte, ein lila Arbeiter füllt dagegen alle Loren einer Ebene mit Kohle. Zwei Aktionsorte erlauben es mir entweder weniger wertvolles Material mit Hilfe von Wärme in hochwertiges Material zu verwandeln bzw. hochwertiges Material in ein Vielfaches an weniger wertvollem Material einzutauschen. Die Schmiede erlaubt den Bau neuer Öfen und das Büro des Architekten wiederum ist vielleicht der wohl wichtigste der sechs Orte. Denn hier verwende ich Kohle, Metall, Gold, Juwelen und Wärme, um damit Projekte zu verwirklichen, die mir Siegpunkte einbringen. Dabei gibt es zwei Schritte, die ich ausführe, um ein Projekt zu verwirklichen. Im ersten Schritt schließe ich das Projekt ab, im zweiten Schritt werte ich dieses Projekt auf. Erst dann entfaltet es auch seine volle Wirkung und/oder gibt die volle Punktzahl an Siegpunkten. Diese Projekte gibt es als Karten und die liegen im dritten Bereich des Spielbretts aus. Zu Beginn meines Zuges liegen fünf dieser Projekte aus, aber immer nur ein Projekt darf ich pro eingesetzten Arbeiter an diesem Ort verwirklichen. Über neun Runden werden so Arbeiter eingesetzt und Projekte verwirklicht. Dann wird geschaut, wer die meisten Punkte hat.

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Einschätzung
„Zwergar“ ist ein echtes Kennerspiel. Ich muss mir mehrere Züge im Voraus überlegen und doch auch wieder verändern können, weil die Leute vor mir vielleicht die Figuren entfernt haben, die ich benötige, um meinen Zug so auszuführen, wie ich mir das gedacht habe. Das Spiel ist nicht nur deshalb anspruchsvoll, sondern auch, weil ich eben an sehr viele Dinge denken muss. Das kann auch schon mal länger dauern und entsprechend lange muss ich unter Umständen auf meinen Zug warten. Besonders wenn vier Leute am Spiel beteiligt sind. Mit zwei Leuten und Erfahrung geht es dann schon deutlich schneller. Die Spielanleitung ist vorbildlich, alles klar erklärt und auch in einer logischen Reihenfolge. Ein absolutes Plus: Jede einzelne Karte wird erklärt und auch was sie genau macht. Dafür sind die Karten durchnummeriert, um sie im Glossar dann auch schnell zu finden. Wenn man ein paar Partien bewältigt hat, ist auch die Symbolik verinnerlicht. Zur Hilfe gibt es aber auch zwei große Karten, die jedes Symbol erklären.

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Das Material ist hochwertig und nimmt mich zusammen mit der Grafik mit hinein in die unterirdische Welt der Zwerge. Weil die Gesteinsstücke unterschiedlich groß sind, wirkt es sehr authentisch. Es hat aber auch den Nachteil, dass man nicht immer sehen kann, wie viele Gesteinsstücke eine andere Person tatsächlich hat. Übrigens ist fast das gesamte Spielmaterial in kleine Pappkisten verpackt und passt gut in die Spieleschachtel. Sehr gut überlegt vom Verlag. Die Grafik gefällt mir sehr gut, jedoch sind an den Stellen, wo Öfen auf dem Spielbrett eingesetzt werden können, Metall und Kohle schlecht zu unterscheiden. Aber das ist marginal. Worauf ich auch achten sollte, ist, welche Projekte von anderen umgesetzt werden könnten und was das für mich bedeutet. Jemanden einfach alle grünen Projekte zu überlassen ist zum Beispiel gar keine gute Idee. Insgesamt ist „Zwergar“ ein thematisch dichtes, herausforderndes und sehr unterhaltsames Kennerspiel, bei dem sich auch der Blick auf die Rückseite des Spielbretts absolut lohnt. Da fühle mich definitiv an den Hobbit erinnert! Wir hatten viel Spaß in der Welt von „Zwergar“.

„Zwergar“
Autor: Jan Madejski
Verlag: Granna / Vertrieb: Asmodee
Für 2 – 4 Spieler
Ab 12 Jahren
Dauer: 120 Minuten
Preis: 40 Euro

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