Villainous

© Ravensburger Verlag

Sie zählen zu den Helden meiner Kinder- und Jugendzeit: Die Figuren aus diversen Disneyfilmen. Alice, Robin Hood oder Peter Pan klebten als Sticker an meinem Bett. Nun kehren diese Figuren und meine Erinnerungen durch ein Spiel zurück. Genau genommen sind es ihre bösen Gegenspieler, die diesmal durch „Villainous“, das bei Ravensburger erschienen ist, in den Vordergrund rücken.

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Wie funktioniert es?
Bei „Villainous“ übernimmt jeder der bis zu sechs Mitspieler die Rolle eines Bösewichts aus einem berühmten Disneyfilm. Zur Wahl stehen Captain Hook aus Peter Pan, die Herzkönigin aus Alice im Wunderland, Prinz John aus Robin Hood, Dschafar aus Aladin, Ursula aus Arielle und Malefiz aus Dornröschen. Die Aufgabe eines jeden Spielers ist es mit seinem Bösewicht ein bestimmtes Ziel zu erreichen. So muss zum Beispiel Prinz John möglichst viele Machtchips horten, Captain Hook muss Peter Pan fangen, die Herzkönigin Krocket Tore aufbauen. Um das jeweilige Ziel zu erreichen, bewegt jeder Spieler die Spielfigur seines Bösewichts über sein eigenes Spielbrett und löst so bestimmte Aktionen aus. Jeder Bösewicht hat ein auf ihn zugeschnittenes Tableau mit vier Orten, die aus der jeweiligen Geschichte stammen. Bei einigen Bösewichten ist ein Ort zunächst mit einem Schloss versperrt, das erst entfernt werden muss, um den Ort freizuschalten. Jeder Ort weißt grundsätzlich vier Aktionsmöglichkeiten auf, die der jeweilige Spieler auch alle nutzen kann. Diese Aktionen haben immer was mit Karten zu tun, die die Spieler ausspielen. Denn für jeden Bösewicht gibt es zwei thematisch speziell vorgefertigte Kartenstapel. Der größere Stapel, der Bösewicht-Kartenstapel, soll helfen, dem eigenen Ziel näher zu kommen. Der kleinere Stapel, der Schicksal-Kartenstapel, dient tatsächlich den Mitspielern dazu genau das zu verhindern. Zu Spielbeginn bekommt jeder Spieler vier Karten aus seinem Bösewicht-Kartenstapel auf die Hand. In der Regel haben diese Karten Ausspielkosten. Bezahlt werden diese Kosten durch Machtchips. Machtchips erhalten, ist dann auch eine mögliche Aktion, die den Spielern an Orten auf ihren Tableaus zur Verfügung steht. Weitere mögliche Aktionen sind unter anderem: Eine Karte ausspielen, eine Karte verschieben, eine Karte aktivieren, eine Schicksalskarte spielen, Handkarten abwerfen. Dabei steht nicht jedem Bösewicht jede Aktion zur Verfügung. Die Schicksalskarten werden immer auf das Tableau eines Mitspielers gelegt und blockieren Aktionen an dem Ort, wo sie liegen. Weil sie stören, müssen sie weggeräumt werden, das gelingt durch das Ausspielen von bestimmten Bösewichtkarten. Am Ende seines Zuges zieht jeder Spieler immer wieder auf vier Handkarten auf. Dann ist der nächste Spieler am Zug. Wer zuerst sein Spielziel erreicht, der gewinnt.

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Einschätzung
Die Spielidee von „Villainous“ finde ich grundsätzlich witzig. Mal nicht der Gute sein, der die Bösen besiegt, sondern man ist selbst ein Bösewicht; das hat seinen Reiz. Dazu eignen sich die Charaktere aus der Disneywelt ganz hervorragend. Doch obwohl die Figuren und der Hintergrund des Spiels aus dem Disney Universum stammen ist „Villainous“ kein Kinderspiel. Es ist auch nicht wirklich ein Familienspiel, sondern es richtet sich vielmehr an Erwachsene. (Vor allem natürlich an solche, die die Disneyfilme und ihre Charaktere lieben). „Villainous“ ist nämlich recht anspruchsvoll. Ich muss mich selbst mit der Strategie meines Bösewichts vertraut machen und die Karten meines Decks verstehen. Hier helfen die Bösewicht-Handbücher, die es für jeden Bösewicht gibt. Sie erklären die grundsätzliche Strategie und welche wichtigen Karten sich im Deck befinden, an die ich möglichst rankommen sollte. Neben meiner eigenen Strategie und meinem Gewinnziel muss ich aber auch die Siegstrategien und Ziele der anderen Spieler und ihre Karten im Auge behalten. Zum Glück weiß jeder Spieler von allen anderen Dank einer Übersicht, welches Ziel jeder verfolgt. Dennoch ist es gerade mit fünf oder sechs Spielern schwer, den Überblick zu behalten. Wer macht was und warum? Häufig gestellte Frage in den ersten Partien: „Und was macht diese Karte jetzt nochmal?“ Dazu kommt das Glücksmoment. Jeder Spieler ist darauf angewiesen, bestimmte Karten in seinem Deck zu finden. Wem das früh gelingt, der ist klar im Vorteil. Doch davon abgesehen, macht es echt Spaß „Villainous“ zu spielen. Zum einen gibt es sehr ausführliche, gute und klare Regelerklärungen und Hilfestellungen, zum Beispiel in Form der Bösewicht-Handbücher. Zudem ist das Material echt super und vermittelt Atmosphäre. Als Spieler kann ich in die Welt meines Bösewichts eintauchen. Was „Villainous“ außerdem bietet, ist ein eigenständiges, spannendes Spielkonzept, das wirklich sinnvoll die Hintergrundgeschichten einbindet. Es ist eben nicht einfach ein bekanntes Spielformat, auf das Disney sein Franchise draufgebügelt hat. Deshalb macht es mir Freude „Villainous“ zu spielen, auch wenn es auch herausfordernd, glücksabhängig und definitiv nichts für Gelegenheitsspieler ist. Für Disneyfreunde, die gerne spielen, ist es aber absolut ein Tipp.

„Villainous“
Autor: Prospero Hall / Wonderforge
Verlag: Ravensburger
Für 2 – 6 Spieler
Ab 10 Jahren
Dauer: 20 Minuten pro Spieler
Preis: 35 Euro

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