Stadtbauspiele sind zurzeit sehr beliebt. Von denen sind inzwischen einige auf dem Markt. Genannt seien hier nur „Era: Das Mittelalter“ von Matt Leacock (eggertspiele / Pegasus-Spiele) oder „Tiny Towns“ von Peter McPherson (AEG / Pegasus-Spiele). Grundsätzlich laufen diese Spiele alle gleich ab. In einem vorgegebenen Rahmen soll eine Stadt aufgebaut werden, die dann meist aus Holzklötzchen, Plastikteilen oder Pappplättchen nach und nach auf dem Tableau eines Spielers entsteht. Ziel ist es möglichst effektiv zu bauen. Bei „My City“ von Reiner Knizia, das für das Spiel des Jahres nominiert war, ist das nicht anders. Jedoch kommt hier hinzu, dass es grundsätzlich als Legacy-Spiel angelegt ist, bzw. in einer Legacy-Variante gespielt werden kann. Auch das kennt man schon von „Charterstone“ von Jamey Stegmaier (Feuerland Spiele) oder „Rise of Queensdale“ von Inka und Markus Brand (alea / Ravensburger). Warum also die Nominierung?
Wie funktioniert es?
Bei „My City“ hat jeder Spieler einen identischen Satz aus 24 Pappplättchen, die verschiedene Gebäude in unterschiedlichen Formen zeigen. Es gibt gelbe Wohngebäude, rote öffentliche Gebäude und blaue Gewerbe-Gebäude. Die Gebäude-Plättchen legt jeder Spieler offen neben seinem persönlichen doppelseitigen Spielplan aus. Die eine Seite ist für die Legacy-Variante bestimmt; die andere für das Spielen einzelner Partien. Passend zu jedem Gebäude-Plättchen gibt es eine Bauwerkkarte.
Diese 24 Baukarten werden gemischt und verdeckt als Stapel bereit gelegt. Bei „My City“ werden die Gebäude, die gebaut werden dürfen, und die Reihenfolge, in der sie gebaut werden sollen, durch diese Baukarten bestimmt. Das sieht dann konkret so aus, dass ein Spieler die oberste Karte vom Stapel der Baukarten aufdeckt. Alle Spieler nehmen das entsprechende Gebäude-Plättchen aus ihrem persönlichen Vorrat und platzieren es auf ihrem Spielplan. Dabei gilt es natürlich bestimmte Regeln zu beachten.
Nachdem das erste Plättchen gelegt wurde, muss jedes weitere Plättchen an ein bereits gelegtes Plättchen angrenzen. Natürlich dürfen Gebäude-Plättchen nicht übereinander oder überlappend gelegt werden und auch der äußere Rand des Spielplans darf nicht überschritten werden. Also muss sich jeder Spieler gut überlegen, wo er ein Gebäude-Plättchen hinlegt. Denn ein nachträgliches Verschieben ist nicht erlaubt. Und damit es nicht zu einfach wird, gibt es einen Fluss in der Mitte jedes Spielplans, der natürlich nicht überbaut werden darf. Dazu kommen noch Bäume, die Pluspunkte einbringen, wenn sie nicht überbaut werden und auf der anderen Seite sind da Steine, die Minuspunkte bescheren, wenn sie nicht überbaut werden.
Kann ein Spieler ein Gebäude-Plättchen nicht mehr regelkonform auf seinem Spielplan unterbringen, so kann er passen. Das bringt aber auch Minuspunkte. Es sei denn der Spieler erklärt das Spiel an dieser Stelle für sich für beendet. Haben alle Spieler die Partie für sich für beendet erklärt oder sind alle 24 Bauwerkkarten aufgedeckt, endet das Spiel und es wird gewertet. Neben den besagten noch sichtbaren Bäumen und Steinen schlagen auch die noch sichtbaren Wiesenfelder negativ zu buche. Wer jetzt die meisten Pluspunkte hat, gewinnt.
Wird die Legacy-Variante gespielt, erhalten der Gewinner und der Zweitplatzierten einer Runde zudem jeweils einen oder zwei Fortschrittspunkte, die über die Partien hinweg gezählt werden. Zudem erhalten sie Aufkleber, die sie dauerhaft auf ihren Spielplänen platzieren und die dann für die weiteren Partien gelten. Für die Legacy-Variante gibt es acht Briefumschläge, die jeweils ein Kapitel der Stadtgeschichte mit je drei Spielen beinhalten.
Einschätzung
Von der Optik ist „My City“ äußerst ansprechend. Da sieht man eben gleich, dass mit Michael Menzel einer der Top-Illustratoren für Spiele Hand angelegt hat. Die Regeln sind wirklich sehr schnell erklärt und auch in der Legacy-Variante überschaubar. Wie bei so vielen Spielen dieser Art, wo Karten nach und nach aufgedeckt werden und die Teile bestimmen, die zu legen sind, steckt die Herausforderung in der Planung und den richtigen taktischen Entscheidungen. Daraus zieht das Spiel auch seine Spannung.
Da immer aller Spieler gleichzeitig agieren, gibt es keine Wartezeiten, außer, wenn ein Spieler etwas länger überlegt, wie er sein Gebäudeplättchen denn nun platzieren soll. Im Übrigen hat sich auch herausgestellt, dass die Spieler nicht voneinander abschauen. Das ist ja immer so die große Befürchtung bei dieser Art von Spielen, wo alle die gleichen Teile zur Verfügung haben und gleichzeitig legen sollen. Ich habe das noch nie erlebt, dass ein Spieler dem andern folgt. Mir hat „My City“ jedenfalls viel Spaß gemacht. Holt es doch das Legacy-Thema in eine leicht spielbare Welt. Und damit schafft „My City“ etwas, das den anderen Spielen in dem Genre bisher so noch nicht gelungen ist. Als Familienspiel funktioniert „My City“ völlig problemlos und so ist auch die Nominierung zum Spiel des Jahres nachvollziehbar. Am besten ist es natürlich, wenn man eine Gruppe von vier Personen hat, die das Spiel in einem überschaubaren Zeitraum gemeinsam in der Legacy-Variante spielen. Das sorgt dann für diese gewisse Atmosphäre, wenn sich dann eine Stadt wirklich entwickelt. So macht das am meisten Freude.
„My City“
Autor: Reiner Knizia
Verlag: Kosmos
Für 2 – 4 Spieler
Ab 10 Jahren
Dauer: 30 – 90 Minuten
Preis: 30 Euro