Jedes Jahr auf der Spiel in Essen gibt es auch bestimmte Themenbereiche, die besonders häufig vorkommen. Das Zeitalter der Römer war wie bereits erwähnt häufig vertreten (z.B. „Carpe Diem“). Ein weiteres Thema, das in mehreren Spielen aufgegriffen wurde, war das Thema Atlantis; jene sagenhafte Welt, die der Legende nach im Meer versunken ist. Dazu erschienen unter anderem „Lost Atlantis“ (AEG), „Atlantis Rising“ (Elf Creek Games), „“Atlandice“ (Ludonaute) und „Atlantica“ (Piatnik). Daneben gab es noch Spiele, die das Thema Städte unter Wasser aufgegriffen haben, ohne Atlantis dabei explizit zu erwähnen („Underwater Cities“ (Delicious Games). Von den genannten Spielen hat mich besonders „Atlantica“ als Familienspiel angesprochen.
Wie funktioniert es?
Bei „Atlantica“ geht es darum, antike Schätze vom Meeresgrund aus der versunkenen Stadt Atlantis zu bergen und dort Forschung zu betreiben. Gehobene Schätze und erfolgreiche Forschungsarbeit bringen am Ende des Spiels Siegpunkte ein. Das ganze Spiel basiert auf dem Einsatz von Karten. Die wichtigsten sind Taucherkarten, die es in sechs verschiedenen Farben gibt. Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler zufällig fünf Taucherkarten. Mit ihnen kann der aktive Spieler Aktionen ausführen. Dazu stehen ihm vier Aktionen zur Auswahl, die den Einsatz von Taucherkarten erfordern. Eine fünfte Aktion ist das Luftholen; sie erfordert keinen Einsatz von Taucherkarten. Der Spieler passt und verzichtet auf eine andere Aktion und zieht fünf Taucherkarten vom verdeckten Nachziehstapel.
Die anderen vier Aktionen werden im dazugehörigen Bereich des Spielbrettes ausgeführt, das ein Stück Meer und ein wenig Küstengebiet zeigt. Der erste Bereich ist die eigentliche Schatzsuche. Dort liegen immer sechs Schatzkarten aus, die aktuell gehoben werden können. Es gibt insgesamt Schatzkarten in sieben verschiedenen Farben. Um mit ihnen möglichst viele Siegpunkte zu erzielen, ist es wichtig, mehrere Schätze einer Farbe zu sammeln. Je nachdem, wie viele Taucherkarten ein Spieler abgibt, kann er zwischen einem und drei Schätzen heben. Dabei ist aber, wie in den anderen Bereichen auch, eine bestimmte Farbkombination der Taucherkarten vorgegeben, um die Aktion ausführen zu können.
Für eine Schatzkarte muss der Spieler eine grüne oder gelbe Taucherkarte abgeben. Um zwei Schatzkarten zu erhalten, muss er zusätzlich noch eine lilafarbene Taucherkarte ablegen. Will er gar drei Schatzkarten nehmen, dann muss er zu den beiden anderen noch eine weiße Taucherkarte investieren. Dann kann er aber keine Aktion mehr in einem anderen Bereich ausführen, denn jeder Spieler darf, wenn er am Zug ist, höchstens drei Taucherkarten ausspielen. Zudem darf ein Spieler in jedem Bereich pro Zug nur einmal aktiv werden. Am Ende des Zuges werden die Schatzkarten nach links geschoben und vom Nachziehstapel wieder aufgefüllt.
Neben dem Bereich der Schatzsuche befindet sich der Bereich der Forschungsstation. Hier liegen immer vier Forschungskarten offen aus. Sie haben verschiedene Funktionen. Einige steigern den Wert der gehobenen Schätze, andere bringen schlicht Siegpunkte ein, andere wiederum belohnen den Besitz von vielen Schiffen oder Kisten. Auch hier werden am Ende des Zuges bei entstandenen Lücken die Karten nach links geschoben und vom Nachziehstapel aufgefüllt.
Der dritte Bereich ist der des Hafens. Dort können die Spieler Schiffe kaufen. Je nach Schiffstyp kosten sie unterschiedlich viele Taucherkarten. Jedes Schiff hat auch eine bestimmte Anzahl von Kisten. Die Kisten sind am Spielende wichtig, denn für jede Schatzkarte, die ein Spieler besitzt, benötigt er eine Kiste. Hat er nicht genug Kisten, muss er entsprechend überzählige Schätze zur Seite legen, ohne dass sie in die Wertung einfließen. Der letzte Bereich ist die Kneipe. Hier können neue Taucher rekrutiert, also Taucherkarten vom Nachziehstapel gezogen werden. Das Spiel endet nach der Runde, in der die Sturmkarte aufgedeckt wurde. Sie befindet sich in einem speziellen zweiten Nachziehstapel bei den Schatzkarten. Zu Spielbeginn werden zehn Schatzkarten zufällig genommen und die Sturmkarte darunter gemischt. Dieser zweite Nachziehstapel wird erst verwendet, wenn der große Nachziehstapel der Schatzkarten aufgebraucht ist. Nach der letzten Runde wird geschaut, wer die meisten Punkte durch Schatz- und Forschungskarten sammeln konnte.
Einschätzung
Bei „Atlantica“ hat mich schon die Gestaltung des Covers angesprochen, das auch gleich deutlich macht, dass es sich hier offensichtlich um ein Familienspiel handelt, was es auch ist. Der positive Eindruck der ansprechenden Illustration setzt sich auch bei den Karten und dem Spielbrett fort. Das ist alles aus einem Guss. Außerdem überzeugt mich bei „Atlantica“ auch das detaillierte und gute Regelheft, das jede Aktion ausführlich erklärt. Darüber hinaus finden sich alle Aktionsmöglichkeiten auch grafisch dargestellt im jeweiligen Bereich auf dem Spielbrett wieder. Da ist im Grunde alles selbsterklärend. Ich sehe, was ich wo und wie machen kann. Während des ersten Spiels musste ich nur für die Funktion der Forschungskarten noch ab und an ins Regelheft schauen. Ab der zweiten Partie war das schon nicht mehr notwendig. Generell ist „Atlantica“ sehr schnell erklärt und die Abläufe des Spiels, bzw. das Spielprinzip ist auch schnell verinnerlicht. Wie bei vielen Spielen wünscht man sich immer mehr machen zu können, aber die Limitierung pro eigenem Zug nur bis zu drei Taucherkarten ausspielen zu dürfen, schiebt da einen Riegel vor.
Taktisch finde ich an „Atlantica“ spannend, dass es wohl überlegt sein muss, wann man „Luft holt“ – also passt – um mehr Taucherkarten auf die Hand zu bekommen. Oder man ist in der Lage, immer für einen gewissen Nachschub an Taucherkarten aus der Kneipe zu sorgen. Gut finde ich auch, dass man durchaus auch verschiedene Strategien verfolgen kann. Also, entweder mehr auf Schätze oder mehr auf Forschungskarten zu gehen. Auch eine geschickte Kombination ist möglich. Insgesamt finde ich die Spielidee von „Atlantica“ originell und plausibel. Die Gestaltung des Spiels gefällt mir ausgesprochen gut, weil äußerst ansprechend. Das Material ist super. Bei „Atlantica“ ist alles durchdacht und die Abläufe funktionieren einwandfrei und sind austariert. Vielspielern mag vielleicht das gewisse Etwas fehlen; auch, weil das Spiel keine neuen Ideen oder Mechaniken bietet. Mir fehlt in dieser Hinsicht nichts. Ich brauch auch nicht immer was Neues. „Atlantica“ ist ein schönes, rundes, leichtes Familienspiel mit einem coolen Thema.
„Atlantica“
Autor: Christian Fiore und Knut Happel
Verlag: Piatnik
Für 2 – 5 Spieler
Ab 8 Jahren
Dauer: 35 Minuten
Preis: 20 Euro