Auf der diesjährigen Spiel in Essen gab es einige Themen, die besonders häufig aufgetaucht sind. Eines davon war ohne Zweifel das Thema: Römer. Hier einige Beispiele dafür: Z-man Games brachte zur Messe eine einmalige Ausgabe „Pandemie – Der Untergang Roms“ heraus. Bei Abacusspiele ist „City of Rome“ von Matthew Dunstan & Brett J. Gilbert erschienen. Stefan Feld ist gleich mit zwei Spielen zur Zeit der Römer vertreten gewesen: „Forum Trajanum“, das bei HUCH! herausgekommen ist und alea, die Marke von Ravensburger, die sich an Vielspieler richtet, hat „Carpe Diem“ von Stefan Feld herausgebracht.
Wie funktioniert es?
Bei „Carpe Diem“ übernehmen die Spieler die Rollen von reichen Bürgern Roms, die ihr eigenes Stadtviertel aufbauen sollen. Das geschieht über insgesamt vier Runden, die alle dem gleichen Ablauf folgen. Zunächst erhält jeder Spieler zufällig eines von vier verschiedenen Baugrundstücken. Alle sind gleich groß und bestehen aus 36 (6 x 6) Feldern. Jeder Spieler legt einen Rahmen aus vier zufällig bestimmten Randteilen um den Bauplatz. Auf dem Rand sind Siegpunkte für bestimmte Gebäude zu sehen, die der Spieler am Ende des Spiels erhält, wenn er auf Feldern in der jeweiligen Reihe Gebäude errichtet hat. Manche Felder weisen eine Banderole auf. Werden diese Felder bebaut, gibt das Siegpunkte. Die Felder auf dem Bauplatz gilt es mit quadratischen Plättchen zu füllen, die Gebäude und Landwirtschaftliche Flächen, Brunnen und Teiche zeigen. Je Runde werden 28 dieser Plättchen auf dem zentralen Spielplan an sieben im Kreis angeordneten Orten zufällig verteilt, so dass an jedem Ort vier Plättchen offen ausliegen. Zu Beginn platziert jeder Spieler seine Spielfigur auf einen freien dieser sieben Orte. Von jedem Ort können immer genau zwei andere gegenüberliegende Orte erreicht werden.
Auf dem zentralen Spielplan gibt es dann noch einen Bereich auf den zufällig verschiedene Wertungskarten gelegt werden. Abhängig von der Spieleranzahl können dies 8, 10 oder 12 Karten sein. Diese Wertungskarten geben Bedingungen vor, die die Spieler bei vier Zwischenwertungen erreichen sollten, um dafür Siegpunkte zu erhalten. Beginnend mit dem Startspieler bewegen die Spieler nun ihre Spielfigur von einem der sieben Orte zu einem der beiden gegenüberliegenden Orte. Verbindungslinien zwischen den Orten helfen hier bei der Orientierung. Es ist nicht erlaubt auf einem Ort stehenzubleiben. Der Spieler nimmt sich ein Plättchen von diesem Ort und platziert es regelgerecht auf seinem Bauplatz. Das bedeutet, dass jedes neu gelegte Plättchen an ein bereits auf dem Bauplatz liegendes Plättchen angrenzend gelegt werden muss. Außerdem muss es passend gelegt werden. So darf Wiese nur an Wiese, ein Gebäudeteil nur an ein Gebäudeteil eines entsprechenden Gebäudes stoßen. Das gilt auch für die landwirtschaftlichen Flächen und die Teiche. Der Rand des Tableaus wird dabei als Wiese behandelt. Gebäude und landwirtschaftliche Flächen lösen, wenn sie platziert werden und dann vollständig oder abgeschlossen sind, Effekte aus, bzw. bringen Waren ein.
Die Bäckerei liefert zum Beispiel zwei Brote; ein Weinberg, je nach Größe, zwei, drei oder mehr Trauben. Wird ein Plättchen auf ein Feld gelegt, auf dem sich eine Banderole befindet, wird diese entfernt und der Spieler, darf seinen Marker auf der Banderolenleiste entsprechend ein Feld nach vorne bewegen. Pro Runde nimmt sich jeder Spieler genau sieben Plättchen, egal in welcher Spieleranzahl gespielt wird. Denn bei zwei und drei Spielern werden übrig gebliebene Plättchen an den sieben Orten entfernt. Liegt auf keinem Ort mehr ein Plättchen, kommt es zur Wertungsphase. Der Spieler, der sich auf der Banderolenleiste am weitesten vorne befindet, legt zuerst einen seiner vier Marker zwischen zwei Wertungskarten. Nun muss er die Bedingungen dieser zwei Karten mindestens einmal erfüllen, um dafür entsprechend Siegpunkte zu erhalten. Kann ein Spieler eine Karte nicht erfüllen muss er dafür Siegpunkte abgeben.
Jeder Spieler legt einen seiner Marker entsprechend zwischen zwei Karten. Diese Marker bleiben liegen und blockieren den Platz für den Rest des Spiels. Nach der Wertung kommt die nächste Runde. Auf die sieben Orte werden wieder Plättchen gelegt. Der Startspieler wechselt. Nach vier Runden erfolgt noch eine Schlusswertung. Hier kommen nun fertiggestellte Villen, die Banderolenleiste und Siegpunkte, die sich am Rand des Bauplatzes befinden zum Tragen. Wer nun insgesamt die meisten Punkte hat gewinnt.
Einschätzung
„Carpe Diem“ hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Ich finde es für ein Spiel mit der taktischen Tiefe, die es bietet, erstaunlich überschaubar und flüssig zu spielen. Aber es verzeiht keine Fehler. Ein falsch platziertes Plättchen kann Dir den Tag ruinieren. Die Regeln sind schnell erklärt, eingängig und außerdem sind alle auch auf den Spielertableaus zu finden. Die hätten aber ruhig ein wenig größer ausfallen können, was auch für die Bauplätze gilt. Der Verlag hat bei der ansonsten sehr schönen Ausstattung an dieser Stelle ein wenig geknausert. Auch hätten es durchaus mehr Warensteine, wie Trauben, Hühner, etc. sein können.
Das ist aber Meckern auf hohem Niveau. Was mich an „Carpe Diem“ auch begeistert, ist die Variabilität der Bestandteile, dadurch entsteht immer wieder ein neues Spiel, mit anderen Anforderungen, wenn es um die Wertungskarten und Siegpunkte am Bauplatzrand geht. Im Grunde gibt es keine Interaktion mit den anderen Spielern und gleichzeitig lohnt es sich, darauf zu achten, was die anderen Spieler machen. Das kann meine Entscheidung darüber beeinflussen, welche Plättchen ich zuerst versuche zu bekommen. Schön ist außerdem, dass es „Carpe Diem“ ermöglicht, durchaus verschiedene Strategien zu verfolgen. Insgesamt hat mich „Carpe Diem“ voll überzeugt. Es ist ein sehr schönes Spiel mit interessanten Mechanismen, die gut ineinandergreifen und mit einem innovativen Wertungssystem. Es ist anspruchsvoll, aber nicht nur etwas für Vielspieler, sondern eher ein gehobenes Familienspiel. Und wirklich sehr gut!
„Carpe Diem“
Autor: Stefan Feld
Verlag: alea / Ravensburger
Für 2 – 4 Spieler
Ab 10 Jahren
Dauer: 60 Minuten
Preis: 30 – 40 Euro