Maldivia

© Zoch Verlag

Wer schon mal bei einem Sturm mit einem kleinen Boot auf dem Meer unterwegs war, weiß, dass man dann völlig den Gewalten der Natur ausgesetzt ist, ohne selbst noch viel steuern zu können. Auch bei Spielen ist das ein Gefühl, das man eigentlich tunlichst vermeiden will. Denn, wer will schon gerne gespielt werden. Bei einem Spiel, das das Meer um Thema hat und wo unvorhergesehene Dinge passieren können, liegt der Verdacht nahe, dass sich da jemand ein Vorbild an der realen Natur genommen hat. So wie Roberto Fraga bei seinem Spiel „Maldivia“, das im Zoch Verlag erschienen ist. 


Wie funktioniert es? 

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Bei „Maldivia“ breiten wir zunächst den Spielplan aus. Und das geschieht im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Spielplan bei „Maldivia“ ist ein Tuch. Es zeigt das Meer und ist in quadratische Felder unterteilt. Darauf sind vor allem viele bunte Fische zu sehen. Die gilt es zu fangen und am Rand des Meeres in Häfen zu verkaufen. Es gibt aber auch Felder mit Haien und Oktopussen und Strömungen.

 

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Auf den vier Seiten des Meeresspielplans werden entsprechend der vier Himmelsrichtungen Kartenstapel bereitgelegt. Jeder Stapel hat einen großen Buchstaben, an dem man die Himmelsrichtung erkennen kann. Zwei Karten jedes Stapels werden aufgedeckt. Ich sehe nun, welche Fische in welchem Hafen zunächst gesucht werden. Dabei geht es um Farben und um die Anzahl. Das können drei grüne Fische oder ein lila und ein roter Fisch sein oder noch eine andere Kombination. Die Zahl der Fische auf jeder Karte ist zugleich der Wert der Karte am Ende des Spiels in Siegpunkten. Sie liegen zwischen eins und vier. Aber wie bekomme ich Fische und damit Siegpunkte? 

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Alle bekommen am Anfang des Spiels ein Boot und vier blaue Holzklötze. Die Boote kommen schon mal beliebig auf einzelne Felder aufs Meer. Die Holzklötze stelle ich vor mir ab. Mit ihnen bestimme ich zu Beginn jeder Runde geheim, wohin mein Boot fahren soll. Drei der Holzklötze sind mit Pfeilen versehen. Bin ich am Zug decke ich zunächst nur einen Klotz auf und bewege mein Boot in die Richtung, die der Pfeil auf dem Klotz vorgibt.

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Dabei darf ich mein Boot so weit in Pfeilrichtung bewegen wie ich will oder kann. Andere Boote stoppen die Fahrt meines Bootes und das Ende des Meeres natürlich auch. Komme ich auf ein Feld mit Fischen und bleibe dort stehen, kann ich die entsprechenden Fische in mein Boot holen, also auf meinem Mast stapeln. Doch die Zahl der Fische, die ein Boot transportieren kann, ist auf sieben beschränkt.

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Lande ich mit meiner Bewegung in einem Hafen, gebe ich, wenn möglich, passende Fische ab, um eine der beiden Karten zu bekommen. Es ist nicht erlaubt gleich zwei Karten zu erfüllen. Das Aufdecken der Holzklötze ist allerdings nicht beliebig. Ich beginne damit immer ganz links und bewege mich nach rechts. Ich muss mir also vorab einen Plan überlegen, wie ich mein Schiff bewegen will.

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Unter den vier Holzklötzen ist auch einer, auf dem die Himmelsrichtungen zu sehen sind. Decke ich diesen auf, wird das Spielplantuch auf der Seite eingeschlagen, die der Klotz angibt. So können eben auch Boote auf dem Meer verschoben werden, wenn sie sich ganz am Rand oder nahe am Rand befinden, und dabei Fische verlieren. Das geschieht auch, wenn sich zwei Boote auf dem Meer treffen.

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Die Felder mit den Oktopussen und Haien lösen besondere Aktionen aus. Kommt mein Boot auf ein Oktopus-Feld kann ich einen Holzklotz einer anderen Person, der noch verdeckt ist beliebig drehen. So geht die Fahrt des anderen Bootes in völlig neue Gefilde.

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Wenn ich mit meinem Boot auf einem Hai-Feld zu stehen komme, dann kann ich eine meiner bereits erhaltenen Hafenkarten gegen die einer anderen Person tauschen. Haben alle sämtliche Holzklötze umgedreht und damit aktiviert, beginnt eine neue Runde. Wenn das Spielplantuch auf eine gewisse Größe geschrumpft ist, endet das Spiel. Dann werden die Fische auf meinen Karten gezählt. Das sind meine Siegpunkte. 

 

Einschätzung

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Das Spielplantuch bei „Maldivia” ist ein echter Hingucker. Es ist sehr schön gestaltet und lässt sich auch wirklich gut falten. Es ist eines dieser besonderen Elemente, wie sie der Zoch-Verlag recht häufig in seinen Spielen drin hat. Allein schon deswegen ist es immer wieder interessant, Spiele des Münchner Verlags zu spielen. Das Grundprinzip von „Maldivia“ ist im Grunde einfach. Die Holzklötze bestimmen wohin die Reise meines Bootes geht. Die Karten am Rand des Spielplantuchs geben vor welche Fische ich sammeln sollte. So einfach. Doch die Regeln von „Maldivia“ sind dennoch genau zu lesen, denn es stecken so ein paar Feinheiten drin, die leicht übersehen werden. Was passiert, wenn Boote aufeinandertreffen, welche besonderen Tiere lösen was aus und vor allem, was sind die Folgen, wenn der Nebel aufzieht und das Tuch gefaltet werden muss. Hier können bei Booten Kettenreaktionen ausgelöst werden.

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Doch das ist alles durch gewissenhaftes Lesen der Regeln letztlich schnell in den Griff zu bekommen. Was nicht so leicht in den Griff zu bekommen ist, sind die Unabwägbarkeiten, mit denen ich bei „Maldivia“ konfrontiert werde. Da ist das Spiel wie das Meer: manchmal sehr launisch und ich kann mitunter nur schwer steuern, wohin die Reise meines Bootes tatsächlich geht. Meine gesamte Planung kann durch Aktionen der anderen Leute am Tisch völlig umsonst gewesen sein. So kann ich eine komplette Runde verlieren. Mit anderen Worten: Der Glücksanteil bei „Maldivia“ ist recht hoch und eine wirkliche Planung nur bedingt möglich. Das kann für Frust sorgen. Wen der sehr hohe Glücksfaktor nicht stört, liegt aber bei „Maldivia“ durchaus richtig. Denn es ist insgesamt ein sehr launiges Familienspiel mit sehr schönen Elementen. Spaß macht es jedenfalls! 

„Maldivia”
Autor: Roberto Fraga
Verlag: Zoch
Für 2 – 4 Personen
Ab 8 Jahren
Dauer: 30 Minuten
Preis: 30 Euro 

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