Mycelia

© Ravensburger

Wer auf die Frage: “Was ist das größte Lebewesen der Erde?” mit Blauwal antwortet, liegt leider verkehrt. Das größte Lebewesen der Erde ist rund 600 Tonnen schwer, hat eine Ausdehnung von Neun km² und ist geschätzt 2400 Jahre alt. Es ist ein Pilz. Zu finden im US-Bundesstaat Oregon. Die gewaltige Ausdehnung dieses besonderen Pilzes wird über sein Mycel oder Myzel erreicht. Das ist das in der Erde steckende Pilzgeflecht, das tatsächlich den größten Teil des Pilzes ausmacht. Was wir sehen und essen ist ja nur der Fruchtkörper. Vom Pilzgeflecht hat das Spiel „Mycelia“ seinen Namen, das bei Ravensburger erschienen ist. 

Wie funktioniert es? 

© Ravensburger

Im Kern geht es bei „Mycelia“ darum Tautropfen vom persönlichen Tableau zu entfernen. Wer das als erstes komplett schafft, gewinnt. Die Tautropfen werden zu Beginn des Spiels bei allen in gleicher Weise auf die 20 Felder des eigenen Tableaus verteilt. Dazu dient eine Aufbaukarte, die für alle anzeigt, auf welche Felder Tautropfen gelegt werden und wie viele Tautropfen auf die Felder kommen. Dabei haben die Felder unterschiedliche Untergründe. Wasser, Wiese, Laub, Erde. Das spielt eine Rolle, wenn es darum geht, die Tautropfen zu dem Feld zu bewegen, das es mir erlaubt die Tautropfen von meinem Tableau zu nehmen.

© Ravensburger

Dieses Feld, das sogenannte Schrein-Feld, transportiert die Tautropfen zu einem in der Tischmitte platzierten Schrein des Lebens, wo sich die Tautropfen bis zu einem gewissen Punkt ansammeln. Um die Tautropfen zum Schrein Feld auf meinem Tableau zu bewegen, nutze ich Pilz-Karten.

© Ravensburger

Alle haben zu Beginn des Spiels ein identisches Set aus sechs dieser Pilz-Karten erhalten. Die Pilz-Karten haben im Grunde drei unterschiedliche Funktionen. Manche bewegen Tautropfen, einige davon nur von bestimmten Untergründen. Manche erlauben mir, Tautropfen direkt zu entfernen und andere wiederum sorgen dafür, dass ich mir neue Pilz-Karten kaufen kann. Die sind dann noch besser im Bewegen und Entfernen. Ich mische also meine sechs Startkarten und nehme drei davon auf die Hand. Wenn ich am Zug bin, spiele ich immer genau diese drei Karten aus. Nachdem ich die drei Karten abgehandelt habe, ziehe ich wieder drei neue Karten nach. Kann ich keine Karten mehr ziehen, mische ich alle Karten, die ich bis dahin verwendet habe und ziehe von diesem Stapel. So geht das bis zum Ende des Spiels.

© Ravensburger

Wenn ich eine Karte ausspiele, dann bewege ich damit in der Regel einen oder mehrere Tautropfen auf meinem Tableau. Manche Karten bewegen Tautropfen nur von einem bestimmten Untergrund, bei anderen ist der Untergrund egal. Manche Karten erfordern, dass auf einem Feld eine Mindestzahl von Tautropfen liegen muss, um sie nutzen zu können. Andere erfordern eine bestimmte exakte Zahl. Kenntlich gemacht wird das durch einen kleinen schwarzen Käfer. Manche Karten erlauben es auch Tautropfen direkt vom eigenen Tableau zu entfernen, ohne den Umweg über das Schrein Feld nehmen zu müssen.

© Ravensburger

Pilz-Karten mit so starken Funktionen, stehen am Anfang mit den sechs Startkarten noch nicht zur Verfügung. Diese Karten muss ich mir erst kaufen. Um das tun zu können, gibt es schon bei den Startkarten, solche, die mir Blätter verschaffen. Blätter sind die Währung bei „Mycelia“. Mit ihnen bezahle ich für stärkere Pilz-Karten, die ich so in mein Deck holen kann.

© Ravensburger

Eine offene Auslage von fünf Pilz-Karten liegt für alle zentral bereit. Diese stärkeren Pilz-Karten werden Helden genannt. Jederzeit und auch mehrmals in meinem Zug kann ich Helden anheuern, also solche Karten kaufen.

© Ravensburger

Sie landen dann stets auf meinem persönlichen Nachziehstapel. Neben den Karten gibt es noch Basisaktionen, die ich im Spiel nutzen kann. Die Aktionen sind kleine Plättchen am unteren Rand meines Tableaus. Habe ich so eine Aktion genutzt, wird sie auf ihre Rückseite gedreht und steht mir in diesem Zug nicht mehr zur Verfügung. Habe ich alle drei meiner Handkarten gespielt, endet mein Zug. Die offene Auslage wird dann auch erst wieder auf fünf Karten aufgefüllt.

© Ravensburger

Dann wird geschaut, ob sich auf dem Schrein des Lebens in der Tischmitte so viele Tautropfen befinden, dass er voll ist. Dann wird die Scheibe auf dem Schrein, auf dem die Tautropfen liegen, gedreht, sie fallen durch ein Loch und über eine Schräge nach draußen, gemeinsam mit einem Würfel. Das Symbol auf dem Würfel gibt nun Felder an, auf die wieder Tautropfen gelegt werden müssen. Wo sich diese Felder genau befinden, ist auf einer sogenannten Nachschubkarte zu sehen. Erst, wenn dieser Schritt erledigt ist, ziehe ich drei neue Karten und die nächste Person im Uhrzeigersinn ist an der Reihe. Sollte eine Person keine Tautropfen mehr auf dem eigenen Tableau haben, wird das Spielende eingeleitet. Die aktuelle Runde wird dann noch zu Ende gespielt.   

 

© Ravensburger

Einschätzung
„Mycelia“ führt ein in die Welt der Deckbauspiele. Daher wird zu Beginn der Spielanleitung auch noch einmal sehr gut und grundsätzlich erklärt, was ein Deckbauspiel ausmacht und wie es funktioniert. Das macht auch deutlich, für wen „Mycelia“ konzipiert ist. Es richtet sich an Familien, die mit dem Konzept des Deckbauspiels noch nicht so vertraut sind. Es richtet sich aber auch an Leute, die viel spielen und Erfahrungen mit Deckbauspielen haben. Dafür gibt es extra gleich eine eingebaute Erweiterung. Sie bringt Karten mit, die deutlich komplexer in ihrer Funktion sind. Wobei ich die Karten des Grundspiels nicht unbedingt alle einfach finde. Vor allem weil manche Karten nicht ganz so eindeutig zu verstehen sind, obwohl eigentlich alle Symbole erklärt werden. Da muss man genau hinschauen und nachlesen. Hier wäre vielleicht noch mehr Erklärung nötig gewesen. Das ist aber auch der einzige negative Punkt. Die Zeichnungen der Pilze sind sehr schön. Da habe ich richtig Lust zu spielen.

© Ravensburger

Die Texte unter den Zeichnungen machen klar: Es ist eine Fantasywelt, in der Pilze auch mal spazieren gehen. Ansonsten ist das Thema leider sehr beliebig. Es könnte auch eine völlig andere Welt sein, in der wir zum Beispiel Müll bewegen. Mich erinnert es deshalb ein wenig an “Tribes of the Wind”, das aber wesentlich komplexer ist. Aber das Thema Pilze in einer Fantasy-Welt ist ein schönes Thema und es macht Spaß sich in dieser Fantasy-Pilz-Welt zu bewegen. „Mycelia“ ist, wie gesagt, ein Deckbauspiel. Und wie bei allen Deckbauspielen geht es darum, das Optimum der Karteneigenschaften für das Deck zu finden. Das ist die Herausforderung. Wie viel benötige ich wovon? Karten, um Blätter zu haben, um stärkere Karten kaufen zu können. Karten, die Tautropfen bewegen und entfernen und die miteinander effektiv eingesetzt werden können. Gut finde ich, dass ich neu erworbene Karten direkt im nächsten Zug ziehen werde, weil sie oben auf den Nachziehstapel kommen. Das macht „Mycelia” leichter planbar. Und dennoch muss ich mir immer auch überlegen, wie ich die Tautropfen so geschickt bewege, dass ich meine stärksten Karten auch am besten einsetzen kann. Von daher ist „Mycelia“ zum einen ein sehr schönes Familienspiel. Es ist eben auch für Vielspieler noch geeignet und macht auch dort Spaß. Insgesamt ein sehr gutes Spiel, das mir ausgesprochen gefällt. 

„Mycelia”
Autor: Daniel Greiner
Verlag: Ravensburger
Für 1 – 4 Personen
Ab 9 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Preis: 35 Euro 

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen